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Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)

Titel: Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Reiff
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die einzige, die es ihr ermöglichte, einen ungestörten Blick in sein Geheimstes zu werfen.
    Sie hob den auf dem Boden liegenden Bademantel auf und streifte ihn über, bevor sie an dem Bett vorbei auf den Flur hinausschlich. Hier war es dunkler als im Schlafzimmer, denn durch das kleine Fenster im Treppenhaus drang nur spärliches Licht. Vorsichtig tastete sie sich den nächtlichen Flur entlang. Die Jahrhunderte alten Holzdielen knarrten und ächzend verräterisch unter ihren nackten Sohlen. Doro meinte ein Geräusch aus dem Schlafzimmer zu hören. Sie blieb stehen, hielt die Luft an und lauschte. Doch sie hörte nichts, außer ihrem eigenen Herzschlag, der in der Stille des alten Hauses laut wie eine Trommel an ihr Ohr drang.
    „Bleib ruhig“, ermahnte sie sich, dann ging sie weiter. Schritt für Schritt näherte sie sich der Tür zu Alexanders Arbeitszimmer. Endlich hielt sie die Klinke in der Hand. Noch einmal horchte sie ins Dunkel, bevor sie langsam den eisernen Griff hinunter drückte, um die Tür zu öffnen. Sie lehnte sich gegen die Holztüre und spürte einen Widerstand. Erst jetzt kam ihr in den Sinn, dass Alexander sein Zimmer höchst wahrscheinlich verschlossen hielt. Ihr Herz begann erneut vor Aufregung zu rasen, aber das Verlangen ins Innere des Raumes zu gelangen, war augenblicklich stärker als ihre Angst. Energisch stemmte sie sich dem Hindernis entgegen. Es gab ein kurzes, kreischendes Geräusch, das einem Hilferuf glich, dann gab das alte, verzogene Türblatt nach.
    Beim Betreten des Raumes erwartete Doro eigentlich, dass ihr der muffige Geruch von Staub, Leder und altem Papier entgegenschlug und sich auf wackeligen Tischen, wurmstichigen Sideboards und in diversen Regalen Berge von abgegriffenen Büchern stapelten. Offensichtlich hatte sie sich in diesem Punkt getäuscht, zudem überraschte sie die Größe des Zimmers. Es entsprach annähernd dem Salon im Erdgeschoss und das einzig antike Mobiliar war ein ausladender, schwarzbrauner Schreibtisch, der auf riesigen Löwenpranken stand. An den beiden fenster- und türlosen Wänden entlang zogen sich passgenaue, modern wirkende Einbauschränke mit Glasfronten, hinter deren getönten Scheiben sich die Buchrücken nebeneinander aufreihten. Ein leises, monotones Brummen erfüllte die Luft. Das Geräusch kam aus Richtung der Bücherwände. Die Glasvitrinen waren allem Anschein nach klimatisiert.
    Doro lehnte die Tür wieder so weit an, bis sie auf den Widerstand traf, den sie bereits beim Öffnen gespürt hatte. Geräuschlos trat sie an die Schränke. Ihre Augen wanderten die einzelnen Regalböden entlang. Alexanders Sammlung musste an die zweihundert Bücher umfassen. Da sie nicht sonderlich gut im Schätzen war; waren es am Ende wahrscheinlich wesentlich mehr.
    Die meisten Buchrücken waren unscheinbar gestaltet. Sie trugen weder eine Aufschrift noch waren sie mit übertriebenen Ornamenten verziert. Es waren unauffällige Bücher, hinter denen sich genauso gut eine einfache Bibel oder ein harmloser Reisebericht verbergen konnte. Doros Hand glitt wie von selbst zu dem Metallgriff und versuchte, die Glastüre vor ihr zu öffnen. Doch diesmal war tatsächlich abgeschlossen. Nachdem Alexander durch ihr Herumschleichen bislang noch nicht aufgewacht war, wich ihre Nervosität allmählich der Neugierde, die sie vorwärts trieb und ihre Vorsicht in Vergessenheit rückte. Sie wandte sich zum Schreibtisch. Auf der dunklen Platte lag ein Buch. Es waren nur noch drei bis vier Schritte und sie konnte es berühren.
    Ihre Fingerkuppen strichen vorsichtig darüber. Der Einband bestand aus dunklem Leder, dessen Oberfläche im Lauf der Jahre rissig und rau geworden war. Das fahle Licht im Zimmer reichte gerade aus, um die blassen, ehemals goldfarbenen Buchstaben des Titels zu entziffern: LE GRAND GRIMOIRE und darunter stand un livre de magie . Sie hob das Buch hoch und hielt es in einen der hellen Kegel, den das Mondlicht durch die Fenster warf. Vermutlich war das hier Heyders Exemplar und das Original befand sich höchst wahrscheinlich hinter den klimatisierten Glastüren in ihrem Rücken. Sie schlug das Buch auf. Die Zeilen waren eng beschrieben und die Schrift war gleichmäßig und schön geschwungen, als wäre es von Hand kopiert worden. Bei den vorherrschenden Dämmerlicht konnte sie zwar die einzelnen Zeilen erkennen, doch sie war nicht in der Lage, die jeweiligen Verse zu lesen. Bestenfalls ließen sich einzelne Worte entziffern, wobei sie nicht einmal sagen

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