Dämonendämmerung - Die Auserwählte (German Edition)
Experiment?“, fragte sie, während ihre Gedanken unbewusst um die Auswirkungen seines Versuchs kreisten.
„Ja und wenn es funktioniert, wird dieses kleine beschauliche Städtchen eines Tages als die Wiege einer neuen Weltordnung in die Geschichtsbücher eingehen. Dorothea, wir haben es in der Hand, diese Welt nicht nur lebenswerter, sondern auch gerechter für diejenigen zu machen, die es verdienen.“
Heyder war in der Lage, Menschen in seinen Bann zu ziehen, das ließ sich trotz aller Vorbehalte nicht leugnen. Sie selbst war das beste Beispiel. Auch sie verharrte momentan mit einer Mischung aus Neugier, Überraschung und Abscheu auf ihrem Platz und folgte seinen Ausführungen. Am Ende spielte es keine Rolle, aus welchem Grund ihm die Menschen zuhörten, ob sie es taten, um ihm zu gefallen oder um ihn zu durchschauen. Wichtig war einzig und allein, dass sie es taten.
„Auf deiner Liste fehlen ein paar Namen, unter anderem meiner und der von Alexander Maar.“
„Maar ist für mein Experiment nicht wichtig. Und du stehst nicht darauf, weil ich deine neue Position bereits kenne. Eric wäre hocherfreut…“ Er brach ab und sah sie verträumt an. Es war nur unschwer zu erraten, was augenblicklich in seinem Kopf vorging.
Doro schickte ihrer nächsten Frage ein abwartendes Lächeln voran. „Und wo siehst du meine neue Position und was hat Eric damit zu tun?“
„Ich will dir nicht vorenthalten, dass Eric nicht sonderlich begeistert ist von deiner Verbindung zu Maar.“ Er machte erneut eine Pause. „Lass es mich vorsichtig formulieren: Eine Verbindung, bei der er dich an meiner Seite wüsste, würde ihm weniger schlaflose Nächte bereiten.“ Er nahm Doro das Weinglas aus den Fingern und legte seine Hände über ihre. „Warum kannst du nicht für mich das gleiche empfinden wie für ihn?“, fragte er.
Alle Zweifel waren ausgeräumt. Sie wie auch Heyder standen kurz vor dem Erreichen ihrer Ziele. Jeder auf seiner eigenen Seite und jeder für sich. Heyder hatte recht gehabt. Auch wenn ihre unterschiedlichen Grundeinstellungen sie voneinander trennten, verband sie doch das gleiche Motiv: Macht. Sie lächelte in sich gekehrt. „Dafür musst du mir Zeit geben“, sagte sie, „Im Moment kreist vieles in meinem Kopf, von dem ich noch kein klares Bild habe. Vielleicht hilft es mir, wenn du mich in deine Pläne einweihst.“
„Ich habe es gewusst, du bist eine intelligente Frau.“
Kapitel 18 - In einer gottlosen Welt
Doro drückte die Tür zu ihrem Hotelzimmer ins Schloss. Sie atmete schwer und ihr Herz raste. Sie war die drei Stockwerke zu Fuß hinunter gerannt. Mit dem Verlassen von Heyders Suite, war alle Selbstsicherheit von ihr abgefallen und die Panik hatte sie übermannt. Sie presste ihren Rücken gegen das Türblatt. Die Geste war nichts weiter als der Ausdruck eines hilflosen Versuchs, Heyders böse Geister auszusperren. Doch leider standen seine Visionen nicht vor ihrer Tür, sondern waren fest in ihrem Kopf verankert.
Zwei Stunden hatte er ihr von seiner Neuordnung der Welt erzählt. Sie erfuhr im weiteren Verlauf des Gesprächs mehr als sie eigentlich wissen wollte, wobei Erics Rolle in Heyders Plan und sein damit verbundener Verrat an ihr, am schwersten auf ihrer Seele lasteten. Eric war für sie immer ein grundanständiger Mann gewesen und dass er seine eigene Ziehtochter an einen machtgeilen Manipulanten wie Thomas Heyder verkaufte, hatte sie ihm nicht zu getraut.
Doro ging ins Bad, trat ans Waschbecken und ließ kaltes Wasser über ihre Handgelenke laufen. Die Kühle beruhigte und spülte ein wenig der Wut, der Verzweiflung und der Ohnmacht fort, die sich während des Gesprächs in ihr angestaut hatte. Langsam bot sich in ihrem Verstand wieder Raum für klare Gedanken. Einen weiteren Tag in Heyders Gesellschaft würde sie kaum durchstehen, allein die Vorstellung daran war unerträglich. Andererseits durfte sie nicht den Eindruck erwecken, dass sie Hals über Kopf floh. Ihr blieb keine andere Möglichkeit, als Heyder weiterhin in Sicherheit zu wiegen. Er schien ihr immer mehr zu vertrauen und das schaffte wertvolle Nähe. Sie musste besonnen vorgehen, deshalb brauchte sie eine glaubwürdige Ausrede, um aus diesem Hotel und seiner Reichweite zu kommen. Sie hatte Heyder gegenüber einmal ihre Großtante Hedwig erwähnt, die in der Nähe von Stuttgart lebte und Heyder legte großen Wert auf intakte Familienbande. Somit würde er sicher verstehen, dass sie sich bei einem Notfall, um
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