Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
sie auf und löste sich auf. Für einen Augenblick war Alexander gelähmt von der Grazie, mit der diese Verwandlung vonstatten ging. Dann aber folgte er ihrem Beispiel. Er wusste, wo er sie finden würde.
12
„Nur für diese Nacht. Dann werde ich aus deinem Leben verschwinden.“
In Sariels Worten schwang ein bittender Unterton mit. Sie stand in der Mitte der großen Halle. Genau, wie er vermutet hatte, flüchtete sie sich in die Adlerschwinge, nachdem er sie aus den Fängen ihres Onkels befreit hatte. Torsten Halder . Der Name sandte Hass durch seine Gedanken. Dieser Mann hatte vor wenigen Minuten versucht, seine eigene Nichte zu töten. Und nicht nur das, auch Alexander hätte nach dem Willen des Bankers sterben sollen.
„Natürlich. Du kannst bleiben, solange du möchtest. Sei mein Gast.“
Trotz der Gefühle, die in ihm tobten, versuchte er, möglichst neutral zu klingen. Sariel hatte in dieser Nacht genug durchgemacht. Über ihren Onkel konnten sie morgen noch reden.
„Ich danke dir. Und jetzt … entschuldige mich. Ich bin müde. Sehr, sehr müde. Gute Nacht.“ Mit einem sanften Klicken schloss sich die Tür hinter Sariel.
Sie zog sich in ihr Zimmer zurück, in den Raum, den er seit der letzten Nacht als ihren betrachtete. Sie ist in Sicherheit, nur das zählt , versuchte er seine aufkeimende Sorge zu beruhigen. Vorsichtig tastend sandte er seine Sinne aus, um zu ergründen, wie es ihr ging. Ihre Auflösung in Rauch und das anschließende Materialisieren in seiner Behausung mussten sie erschöpft haben, vor allem, nachdem Halder sie mit seinem Gift geschwächt hatte.
Da – ihr Energiefeld pulsierte schwach, ein dunkler Schatten lag darüber. Nicht dunkel genug, um sie ernsthaft zu gefährden, aber doch stark genug, um sie zu ermüden. Sariel schlief. Aber es war sicher kein erholsamer Schlaf. Der dunkle Schatten, der an ihrem Energiefeld zehrte, musste Albträume verursachen. Trotzdem war Alexander erleichtert. Der Banker hatte es nicht geschafft, Sariel etwas von dem weitaus stärkeren Gift zu injizieren, das er in der Spritze aufgezogen hatte. Das war mehr, als Alexander zu hoffen gewagt hatte.
Ihr Onkel.
Gefahr! Eine Spritze, die auf die glatte Oberfläche ihrer Haut gesetzt wurde.
Mit einem Schrei wachte Sariel auf. Licht durchflutete den Raum, in dem sie sich befand. Ich bin in der Adlerschwinge! In Sicherheit. Der Gedanke hüllte sie ein wie eine warme Decke, die kurz darauf weggerissen wurde. Worte wirbelten durch ihren Kopf.
„Du wirst in das wohltätige Reich des Todes und des Vergessens gleiten.“
Wie eine Schlange glitt dieser Satz durch ihren Kopf. Konnte er wahr sein? Ihr Onkel würde so etwas niemals tun. Zugegeben, er war gestern seltsam gewesen. Hatte ihr das Gefühl vermittelt, er wolle ihr schaden. Der Satz aber musste einem der vielen Albträume entsprungen sein, die sie in der Nacht geplagt hatten.
Trotz dieser Überlegung fühlte sie sich unbehaglich. Angst stieg in ihr auf. Sie war in die Adlerschwinge zurückgekehrt, weil ihr Onkel eine schwierige Zeit durchmachte. Offensichtlich hatte ihn ihre Weigerung, Betriebswirtschaftslehre zu studieren, tief enttäuscht. Sie würde ihm Zeit geben.
Seit dem Tod ihrer Eltern war Torsten Halder ihre ganze Familie. Ihr Verhältnis sollte nicht dauerhaft Schaden nehmen. Sie würde nach Paris ziehen und nach einiger Zeit wieder den Kontakt zu ihm aufnehmen, in der Hoffnung, er habe ihr zwischenzeitlich verziehen
Und wenn nicht … Mit einem Kopfschütteln verscheuchte sie diesen Gedanken. Darum würde sie sich kümmern, wenn es tatsächlich dazu kam.
In diese Gedanken versunken, stand Sariel auf, wusch sich und kleidete sich an. Etwas optimistischer gestimmt, öffnete sie ihre Zimmertür und betrat den Wohnraum. Wieder zog die grandiose Aussicht der Panoramafenster sie in ihren Bann. Wie hypnotisiert ging sie auf die Glasfront zu, bis sie dicht davor stand. Direkt unter ihren Füßen tat sich der Abgrund auf. Vor ihr erstreckten sich die weißen Gipfel der Berge.
„Guten Morgen. Ich hoffe, du hast gut geschlafen.“
Alexander. Wie immer kündigte kein Geräusch sein Nahen an.
„Ja. Danke. Vor allem dafür, dass ich diese Nacht hier verbringen durfte.“ Plötzlich wurde sie sich der Bedeutung ihrer Worte bewusst. Ihre Wangen wurden heiß. „Also, ich meine … nicht mit dir …, sondern hier … ähm …“
Alexander verschränkte die Arme vor der Brust und lächelte. Ihre
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