Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
Unsicherheit amüsierte ihn offensichtlich. Sariel hingegen kam sich wie der letzte Trottel vor.
„… so war das auch nicht gemeint“, plapperte sie hastig weiter. „Nicht, dass ich nicht gerne auch mit dir … oh!“ Nun fühlte sich ihr Gesicht an, als stünde es in Flammen. „Vergiss es!“, sagte sie rasch, drehte sich auf dem Absatz um und stürmte ins Zimmer zurück. Mit geschlossenen Augen lehnte sie gegen die Tür. Wie hatte sie sich nur so blöd benehmen können? Ein Klopfen riss sie aus ihren Gedanken.
Sie öffnete die Tür einen Spalt weit.
„Was ist?“, fragte sie unwirsch, um ihre Verwirrung zu überspielen.
Alexander stand vor ihr. Seine Miene verriet nichts von seinen Gefühlen, vielleicht hatte sie es sich nur eingebildet, und er hatte sich nicht über sie lustig gemacht.
„Ich wollte nur wissen, wie es dir geht.“
„Wie es mir geht?“ Was meint er damit? Will er herausfinden, ob ich in ihn … Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie merkte, wie besorgt er aussah. Er schien den Abend vorher zu meinen. Wieder wurde sie rot. Ich bin eine solche Idiotin!
„Gut, wirklich“, murmelte sie.
Ohne zu antworten, sah Alexander sie weiter an, fast so, als wartete er darauf, dass sie die Wahrheit sagte.
„Ich fühle mich nur ein wenig kraftlos. Das ist alles“, setzte sie hinzu.
„Die letzte Nacht war nicht einfach für dich.“
„Ja.“ Mit einem Seufzer fuhr sie sich durch die Haare. „Ich kann mich an fast nichts erinnern. Nur daran, dass mein Onkel seltsam war. Ich glaube, er ist noch immer wütend, weil ich Kunstgeschichte statt Betriebswirtschaftslehre studieren möchte.“
„Das ist alles? An mehr erinnerst du dich nicht?“
„Mir war schlecht, glaube ich. Und dann warst du plötzlich im Arbeitszimmer meines Onkels. Danach wird alles verschwommen, und ich erinnere mich nur noch daran, dass wir uns gestern Nacht hier materialisierten. Ich glaube, ich bin hierher gekommen, weil er noch immer wütend auf mich ist.“ Sariel schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, deine Gastfreundschaft schon wieder in Anspruch zu nehmen. Ich werde heute noch nach Paris reisen, dann bist du von mir erlöst.“
Alexander hob abwehrend die Hände. „Bleibe so lange, wie du willst. Es ist mir ein Vergnügen, dich als Gast zu haben. Hier ist es sonst eher … einsam.“
„Ich dachte, du liebst die Einsamkeit.“ Mit einer Geste wies Sariel auf die Fensterfront, die die Bergwelt hinter ihr zeigte. „Da du hier lebst, musst du gerne allein sein.“
„Nicht immer. Du bist bestimmt hungrig“, stellte Alexander fest, bevor sie etwas auf seine Bemerkung erwidern konnte.
„Bitte … ich habe schon viel zu lange …“
„Unsinn. Du tust mir einen Gefallen, wenn du mir Gesellschaft leistest. Ich habe nur selten Besuch hier oben. Wenn du dich für meine Gastfreundschaft revanchieren möchtest, dann bleib.“
„Danke.“ Alexander drehte sich um und ging ihr voran in die Küche. Sariel zögerte. Am liebsten hätte sie sich in ihrem Zimmer verkrochen. Sie hatte sich schon genug zum Narren gemacht. Andererseits wäre es unhöflich, nachdem sie zugestimmt hatte. Ach verflixt! Mit einem Seufzen schloss sie die Tür hinter sich und folgte Alexander.
Obwohl sie schon am Tag zuvor die Küche gesehen hatte, erstaunte sie dieser Raum noch immer. Dämonen müssen nicht so viel und so oft essen wie Menschen. Laut Alexander taten sie es nur, wenn ihnen danach war. Der Ausstattung nach zu urteilen, aß Alexander gerne, auch wenn man das seiner Figur nicht ansah.
Bei diesem Gedanken wanderten ihre Augen wie von selbst über seine Gestalt. Der Dämon kehrte ihr den Rücken zu. Er war gerade dabei, einige Croissants in den Ofen zu schieben. Er trug eine Jeans und ein weißes T-Shirt, in dem seine muskulösen Arme deutlich zur Geltung kamen. Der Ifrit sah aus, als treibe er regelmäßig Sport. Sariel runzelte die Stirn. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, ein Feuerdämon würde joggen oder Gewichte heben.
„Kann ich dir helfen?“, fragte sie nach einem Augenblick.
„Nein. Du bist mein Gast!“, erwiderte er empört.
„Ja, aber … auch als Gast darf man helfen. Zumindest in diesem Jahrhundert“, sagte sie mit einem Lächeln.
„Mag sein. Aber nicht in meinem Haus und nicht in dem Land, in dem ich aufgewachsen bin.“ Obwohl seine Worte ungnädig klangen, lächelte er.
„Du stammst nicht aus Deutschland? Du sprichst völlig akzentfrei!“ Etwas verspätet fiel ihr ein, dass er in
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