Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
„Stimmt.“ Er klappte sein Buch zu und stand auf. „Wie wäre es mit einer Tasse Tee?“
„Gerne.“
„Setzen Sie sich. Wenn Sie hier herumstehen, machen Sie mich nervös.“ Buchanan wies auf einen Stuhl und begann in der Küche zu hantieren. „Weshalb sind Sie hier?“, fragte er, während er Tassen auf der Theke zwischen Küche und Wohnzimmer abstellte.
„Es ist wegen Alexander.“ Sariel nahm das Gefäß, das vor ihr stand, und drehte es in den Händen. Ohne etwas zu sagen, nahm Tim es ihr ab und schenkte dampfenden Tee ein.
„Seien Sie vorsichtig. Selbst wenn ihr Element das Feuer ist, sind Sie nicht immun gegen Verbrennungen“, murmelte er „Zumindest jetzt noch nicht.“
„Danke.“ Sariel betrachtete geistesabwesend den Dunst über ihrer Tasse. „Ich weiß, es klingt verrückt. In letzter Zeit habe ich Albträume. Und in jedem wird Alexander gequält. Ich sehe nicht viel, aber etwas geschieht, über das er keine Macht hat. Jemand hat ihn in seiner Gewalt und …“ Sie stoppte abrupt. „Vielleicht rufen auch nur die Auswirkungen der Umwandlung diese Träume hervor?“
Der Gedanke, der Dämon könnte Gefangener eines Menschen oder eines anderen Wesens sein, kam ihr erst jetzt. Bisher hatte sie nur das verschwommene Gefühl gehabt, er bräuchte Hilfe. Jetzt aber war es zu einer Gewissheit geworden.
„Verdammt!“ Tim Buchanan sprang auf und ging in die Küche zurück. Kurz darauf goss er eine goldfarbene Flüssigkeit in seinen Tee. „Auch einen Schluck zur Stärkung?“ Er hielt fragend die Flasche hoch, aber Sariel schüttelte den Kopf. Buchanan setzte sich und lehnte sich nach vorne, bis sein Gesicht fast das ihre berührte. „Sie träumen nicht. Es ist eine Auswirkung der Verwandlung. Sie sind mit Alexander durch die Bluttransfusion verbunden. Dadurch können Sie Dinge spüren, von denen Sie nichts wissen sollten. Was genau sehen Sie und wo hält er sich auf?“
Erst stockend, dann immer flüssiger, erzählte Sariel alles, was sie in ihren Träumen gesehen hatte. Alexander, der sich vor Schmerzen wand. Der manchmal ganze Sätze, oft aber nur wenige Worte sagte. Eines aber war immer gleich: er hatte Schmerzen, bat einen unsichtbaren Fremden, „aufzuhören“ und konnte sich nicht wehren.
„Ich weiß nicht, wo er sich aufhält. Oder wer ihn in seiner Gewalt hat“, schloss Sariel ihre Ausführungen. „Ich bin in der Adlerschwinge gewesen in der Hoffnung ihn zu finden und fragen zu können, was es mit meinen Träumen auf sich hat. Das war dumm. Ich glaube er wird gefangen gehalten. Aber von wem? Und warum?“
„Diese beiden Fragen sind einfach zu beantworten.“ Tim Buchanan räumte mit fahrigen Bewegungen den Tisch ab. Er nahm ihre noch halb volle Tasse, ohne zu fragen, ob sie den Tee austrinken wollte. Seine Miene war ärgerlich.
„Es ist Ihre Schuld“, brach es aus ihm heraus. Als wolle er seine Worte unterstreichen, zeigte er mit seinem Zeigefinger auf sie. „Allein Ihre Schuld!“
„Was habe ich damit zu tun?“ Wut stieg in ihr hoch. Sie holte tief Luft. Noch immer fiel es ihr schwer, ihr Temperament zu kontrollieren.
Buchanan ging um die Theke und baute sich vor ihr auf. „Alexander hat sich mit einem Siegel an Torsten Halder gebunden. An Ihren Onkel! Und jetzt kann Halder mit ihm machen was er will und es gibt keine Chance für Alexander, ihm zu entkommen. Durch die Macht des Siegels muss er jedem Befehl Ihres Onkels gehorchen. Mit einer Ausnahme: Er kann niemanden töten, der nicht selbst einen ungerächten Mord begangen hat. Das ist Ihre Schuld. Alexander hat sein Leben, seine Existenz aufs Spiel gesetzt, um zu erfahren, wie er Sie retten kann.“
Stille breitete sich in dem Holzhaus aus. Als hätte ihn der Ausbruch erschöpft, wandte sich Buchanan von Sariel ab. „Natürlich ist er in Not. Natürlich wird er gefoltert! Was sonst denken Sie stellt Ihr Onkel mit ihm an? Endlich hat er einen Dämon in seiner Gewalt, an dem er Experimente durchführen kann.“
„Mein Onkel?“ Sariel flüsterte. Sie schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Alexander hatte sie vor ihrem Onkel gewarnt, aber sie hatte ihm nicht glauben wollen. Sie hatte das Wissen gescheut, ihr einziger lebender Verwandter wäre ein skrupelloses Ungeheuer. Schlimmer als alles andere war: Tim Buchanan sagte die Wahrheit. Es war ihre Schuld. Was auch immer Alexander widerfuhr, war durch ihren Fehler verursacht worden. Sie könnte ihn genauso gut selbst foltern.
Eine
Weitere Kostenlose Bücher