Dämonenfluch (Gesamtausgabe) (German Edition)
tagsüber eine grandiose Aussicht auf die Alpen boten. Jetzt war alles schwarz. Natürlich! Sie war ein Idiot . Es war drei Uhr morgens und sie wunderte sich, dass die Wohnung nicht beleuchtet war. Wäre Alexander hier, würde er schlafen.
Verflixt . Ohne sich zu rühren, stand sie in dem Raum, der das Wohnzimmer sein musste. Zumindest hatte sie diesen Ort vor Augen gehabt, bevor sie sich auflöste. Sie brachte nicht den Mut auf, sich zu bewegen. Was, wenn sie ihn weckte? Wie sollte sie ihr Erscheinen in seiner Wohnung mitten in der Nacht erklären? Das hätte ich mir vorher überlegen sollen , dachte sie ärgerlich. Wie so oft hatte sie gehandelt, ohne an die Konsequenzen zu denken.
Dann gab sie sich einen Ruck. Sie war hier, also würde sie ihre Mission erfüllen. Und die lautete: Alexander zu finden, ihm von ihren Träumen zu berichten und zu fragen, ob er Hilfe brauchte oder ob es besser wäre, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben. Gegen ihren Willen musste sie grinsen. Sie konnte sich seine Reaktion auf einen solchen Vorschlag vorstellen. Allein die Idee, ein unwissender Arzt könnte ihr Psychopharmaka verschreiben, würde ihn in Rage versetzen. Seufzend tastete sie sich vorsichtig durch den Raum. Sicherlich gab es irgendwo einen Lichtschalter.
Endlich! Einen Augenblick lang schmerzte das grelle Leuchten in ihren Augen, dann gewöhnte sie sich daran. Was sie sah, ließ wenig Hoffnung. Staubpartikel tanzten in der Luft. Das schwarz lackierte Regal neben ihr an der Wand war mit einer dicken, grauen Schicht bedeckt.
Obwohl sie nur dieses eine Zimmer sah, war sie sicher, dass Alexander diesen Ort schon seit längerer Zeit nicht mehr aufgesucht hatte.
Trotzdem! Sie atmete einmal tief durch und drehte sich um. Sie würde nicht gehen, bevor sie sich Klarheit verschafft hatte.
Das also ist sein Schlafzimmer . Nach einer Tour, die Sariel, durch „ihr“ Zimmer (dem Gästezimmer, in dem sie bereits zwei Nächte verbracht hatte), die Küche und mehrere Lagerräume geführt hatte, verharrte sie in der offenen Tür. Ein Raum, der fast so groß war wie das Wohnzimmer und ebenfalls von einer imposanten Fensterfront dominiert wurde, lag vor ihr. Interessanter aber, als es die Aussicht je sein würde, fand Sariel das Bett.
Ein massiver Holzrahmen fasste eine Matratze ein, die ihr riesig erschien. Alexanders Bettwäsche bestand aus fein gewebter Baumwolle in einem Rot, das in seiner Intensität an Feuer erinnerte. Die Wände und das gesamte restliche Mobiliar des Zimmers waren schwarz. Der Effekt war … sinnlich. Dieses Bett sieht aus, als sollte man darin nicht schlafen, sondern ausschließlich Sex haben.
Ohne es zu wollen, trat sie einen Schritt zurück. Zum Glück war Alexander nicht hier. Zum Glück sah er sie nicht erröten, spürte nicht ihren beschleunigten Herzschlag und bemerkte nicht die Rauchwolke, in der sie verschwand.
„Das war ein voller Erfolg“, murmelte Sariel wieder zurück in ihrer Pariser Wohnung. Anstatt ins Bett zu gehen und etwas Schlaf nachzuholen, ging sie auf und ab.
Wie konnte sie Alexander finden?
Die Frage ließ sie nicht mehr los. Bilder aus ihren Träumen wechselten sich mit Szenen aus dem verlassenen Adlerhorst ab. Warum war Alexander so lange nicht mehr dort gewesen? Was hielt ihn fern?
Tim Buchanan!
Der Name enthielt die Antwort auf ihre Fragen. Der Amerikaner war Alexanders Freund. Er würde wissen, wo sie den Ifrit finden könnte.
Ohne weiter nachzudenken, löste sie sich erneut auf. Dieses Mal mit dem Bild von Buchanans Blockhütte vor ihrem inneren Auge.
„Es ist unhöflich unangemeldet mitten im Wohnzimmer eines Fremden zu erscheinen.“ Tim Buchanan blickte von seinem Buch auf und bedachte sie mit einem Stirnrunzeln.
„Sie sind kein Fremder“, korrigierte sie seine Aussage.
„Das war eine höfliche Umschreibung für einen Menschen, der ihre Anwesenheit nicht schätzt“, konterte Buchanan.
„Es tut mir leid.“ Sariel seufzte und zwang sich zur Ruhe. Am liebsten hätte sie sich sofort wieder entmaterialisiert, aber es ging um Alexander, nicht um ihren Stolz. “Sie haben recht. Ich hätte nicht einfach hier eindringen dürfen. Aber hätte ich mir die Wälder vorgestellt, die Ihr Haus umgeben, wäre ich vielleicht in Kanada oder irgendwo in Europa gelandet.“
„Das wäre mir wesentlich lieber gewesen.“
„Es geht nicht darum, was Ihnen oder mir lieber wäre. Sonst wäre ich nicht hier.“
„Hmmm.“ Buchanan musterte sie schweigend.
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