DÄMONENHASS
Nun, deine Verbrennungen, Herr, waren deutlich sichtbar, ihre Wirkung offenkundig – es ist ein Wunder, dass du überlebt hast! Doch Harry Höllenländer erlitt, soweit ich sehen konnte, keine Verbrennungen.«
Der Herr hatte eine Antwort parat. »Ich wurde äußerlich verbrannt«, sagte er. »Mein Fleisch wurde vom Feuer der Sonne leibhaftig versengt. Doch die Krankheit meines Vaters liegt in seinem Blut, ein langsames Gift, wie Silber oder Kneblasch für die Wamphyri. Das verursacht sein Fieber. Doch wenn die Hitze des Fiebers sich verzehrt hat, wird auch er geheilt sein. Dann werde ich ihn wieder an seinen angestammten Ort bringen. Und dann werde ich endlich allein sein.«
»Und das ist es, was du willst?«
»Es muss sein.« Die Stimme des Herrn war zu einem tiefen Knurren geworden. Er wollte sich schon abwenden – fuhr dann herum und starrte den Zigeuner an. Mit eindringlicher, vielleicht sogar flehender Stimme sagte er: »Lardis, hör mich an. Ich bin Wamphyri! Als ich um diesen Ort kämpfte, erregte die Schlacht etwas in mir, in meinem Blut. Du vertraust mir, das weiß ich. Ebenso deine Leute und die meinen. Aber ich weiß nicht, wie lange ich mir selbst trauen darf! Verstehst du jetzt?«
Lardis glaubte zu verstehen, und etwas von seiner entschwundenen Furcht schlich in ihn zurück. »Aber wie ... wie willst du überleben?« Unbeabsichtigt betonte er das ›willst‹ ein wenig.
Bevor der andere antworten konnte, erscholl ein heulender Chor von den Hügeln. Mit langen Schritten ging der Herr wieder ans Fenster und blickte zu den Höhen hinauf. Zu Lardis sagte er: »Wie überleben sie denn, die Graue Bruderschaft?«
»Sie sind Jäger«, antwortete der Zigeuner gelassen. »Willst du auch ... jagen?«
»Ich weiß, was du denkst«, sagte der Herr. »Und ich mache es dir nicht zum Vorwurf. Eure Zeit war beschwerlich. Dafür haben die Wamphyri gesorgt. Aber eins schwöre ich dir: Ich werde niemals Menschen jagen.«
Lardis erschauerte erneut, doch er glaubte den Worten des Herrn. »Du bist ... ein Mischgeschöpf«, sagte er. »Ich kann nicht behaupten, dich zu verstehen.«
»Ein Mischling, wohl wahr«, pflichtete der Herr ihm bei. »Ich hatte zwei Väter, und nur einer davon war ein Mensch! Mein menschliches Fleisch stirbt, aber ich spüre, wie der Vampir in mir arbeitet. Er erinnert sich an seinen früheren Wirt und ist dabei, mir eine andere Gestalt zu geben.«
In seiner Stimme lag etwas ... Lardis hatte keine Angst ... aber etwas Unheimliches lag in der Luft ... Der Mond hatte den Garten in gelbes Licht getaucht, schwarz ragten dahinter die Berge auf, und der blaue Keil des Passes zerteilte sie. »Ich sollte gehen«, sagte der Zigeuner. Sein übliches Bassgrollen war kaum mehr als ein Raunen.
»Sieh dir meine Hände an«, sagte der Herr, »wie dünn sie sind! Wie Pfoten?« Er streckte die Arme aus, bis Arme und Handgelenke aus den weiten Ärmeln ragten. »Ich werde sie behalten, so gut ich es vermag – die Hände eines Menschen – um mich daran zu erinnern, was ich war.« Neugierig legte er den Kopf zur Seite und warf Lardis einen Blick zu. »Auch damit du und deine Leute mich erkennen, wenn ich ... ein anderer bin als der, der nun vor dir steht.«
Lardis sah genau hin. Die Hände des Herrn waren bleich und schlank wie die eines Mädchens, aber was man von seinen Handgelenken und Unterarmen sehen konnte, war von grauem Fell bedeckt. Der Zigeuner wich an die Tür zurück. »Du, Herr?«, zischte er. »Einer von den Grauen?«
»Wenn sie so von den Gipfeln unter dem Mond herabrufen«, seufzte sein Gegenüber, »ah! Dann höre ich sie! Und ich weiß, dass sie nach mir rufen.« Er öffnete Lardis die Tür, und zitternd trat der Zigeuner in die Nacht hinaus.
»Ich ... Natürlich habe ich gewusst, dass sie deine Freunde sind«, sagte er dem Herrn, der in der Tür stehen geblieben war. »Aber ...«
»Meine Freunde?« Wieder ein rasches Neigen des Kopfes; die Augen des Herrn schimmerten in den Löchern seiner Maske – nicht mehr rot, sondern im Mondlicht wild funkelnd. »Das und mehr. Meine Verwandten!«
»Ja«, schluckte Lardis. Er nickte, wich zurück. »Ich verstehe.«
Und als er sich zum Garten wandte, rief der Herr ihm nach: »Lardis, denke daran – wir werden euch nicht jagen. Doch achtet darauf, dass ihr niemals mich oder die meinen jagt ...«
Harry Keogh wälzte und wand sich in qualvollen Träumen. In gewisser Weise hatte auch er seine Verletzungen davongetragen. Was sein Sohn, der Herr, ihm
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