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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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was sie sie dir angetan haben?»
     
    Belial weckte mich aus dem Tiefschlaf. Ich nuschelte wütend und rappelte mich auf, als sie mein Gesicht packte und mich zwang, ihr in die leuchtenden Augen zu blicken. Sie sprach die Worte, auf die ich monatelang gewartet hatte. Die Worte, auf die ich meine ganze Existenz ausgerichtet hatte.
    «Der letzte Pfeiler ist klar. Gib uns dein
Go

    Sofort war ich auf den Beinen und mit mir die halbe Höllenbrut.
    Die Kutsche, die mich zum Krater bringen sollte, stand schon bereit und kurz nachdem ich eingestiegen war, sprang Lucifel auf das Polster mir gegenüber.
    Sein Blick war kühl, beinahe erstarrt, trotzdem lag Anerkennung in seinem Blick, als er mich musterte. Ich nickte stumm und wandte mich ab. Ich war nervös. Er hatte sicher schon bemerkt, dass ich mit meinen Fingern spielte und mir auf die Unterlippe biss, um das Zittern in meinen Gliedern zu unterbinden.
    Während uns die Kutsche zu Ygdrasil brachte, waren meine Untergebenen gerade dabei, die Pfeiler soweit zu treiben, dass ihre Seelen so vor Schmerz zermartert sein würden, dass sie für den Transport bereit waren.
    Ich erinnerte mich vage an dieses Gefühl, als mein Schicksal besiegelt worden war. Der Schmerz, als meine Seele in tausend Splitter brach. Ich schüttelte die Erinnerung ab.
    «Mitleid?» fragte Lucifel und hob den Blick.
    «Nein.»
    Er lachte still, stand in der Kutsche auf, beugte sich zu mir und schlug die Handfläche neben mein Gesicht. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut.
    «Nervös?»
    «Ja.»
    Er verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln und seine Augen funkelten spöttisch. Er küsste mich. Zärtlich aber trotzdem bestimmt.
    Mir war klar, so fühlte sich ein Abschiedskuss an.
     

Rache!
     

    Gabriel starrte fassungslos auf den Bildschirm vor sich. Michael saß an seinem Schreibtisch, das Gesicht in den Händen vergraben. Raciel stand daneben und schwieg. Mit einem lauten Knall wurde die Bürotür geöffnet und Raphael und Uriel stürmten in den Raum. «Was ist passiert!»
    Michael erhob sich langsam und rang nach Worten. Sie schienen ihm im Hals stecken zu bleiben.
    «Irial hat alle Pfeiler. Es ging alles zu schnell. Die Apokalypse steht unmittelbar bevor.»
     

    ***
     

    Fünf der Pfeiler saßen angekettet auf dem Plateau inmitten von Ygdrasil. Nun war ich diejenige, die oben auf dem Podest stand und ungeduldig wartete. Wir durften keine Zeit verlieren. Jede Minute konnte das Heer der Engel vor den Höllenpforten stehen. Ich musterte die kauernden Gestalten unter mir. Ich empfand weder Mitleid noch Schuldgefühle. Das alles würde jetzt enden. Der Schmerz, das Leid, die Hilflosigkeit, die Wut, der Hass, einfach alles würde mit den drei Welten untergehen.
    Und ich mit ihnen.
    Auf dass die Karten neu gemischt wurden und ich die Chance erhielt, alles besser zu machen. Mehr zu kämpfen. Mehr zu erreichen.
    Gott sollte büßen für das, was er uns beiden angetan hatte.
    Es dauerte nur wenige Minuten und alle Pfeiler waren beisammen. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Ich hatte die Formeln die letzten Monate in- und auswendig gelernt. Mit fester Stimme aber zitternden Gliedern sprach ich die Worte, die die Reiter rufen würden.
    Und sie kamen.
    Tod. Krieg. Hunger. Pest. Die vier Reiter jagten ihr ohrenbetäubendes Kreischen durch die Höhlen von Ygdrasil, als sie sich aus Staub, Rauch und Asche lösten. Die Pferde aus Schatten, ihre Reiter aus Dunkelheit und Rauch. Ehrfurcht packte mich beim Anblick dieser mächtigen Kreaturen.
    Sie schienen in der Luft zu schweben, die Hufe der Tiere verschmolzen mit dem Dunst der Umgebung. Wie Geister blieben sie vor mir in der Luft hängen und fixierten mich mit ihrem Blick.
    «Ihr habt uns gerufen. Ihr habt den Untergang besiegelt», sprach einer der Reiter mit tiefer, bedrohlicher Stimme. Sie lösten sich vor unseren Augen in Luft auf.
    «Ich denke, wir sollten dem Schauspiel beiwohnen», flüsterte ich und lächelte.
    Lucifel verneigte sich und kurz darauf betrat ich seit langem wieder die Welt der Menschen.
     

    «Ich hoffe, euch gefällt die Aussicht», raunte ich, als ich an den Rand des Hochhauses trat.
    Der Wolkenkratzer mit Helikopter-Parkplatz stand inmitten der Großstadt. Ich lehnte gegen das Geländer und betrachtete die Welt unter mir. Meine riesigen Flügel weit ausgebreitet warf ich einen beeindruckenden Schatten, während die untergehende Sonne ein bedrohliches Licht auf die Stadt sandte.
    Kein Wind wehte. Es war ruhig. Nur das Krachen und

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