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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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einen Schauer über den Rücken trieb. Noch hatte ich nicht herausgefunden, ob es Angst oder Erregung war. Vermutlich wollte ich es gar nicht wissen.
    «Nun, der Herr der Finsternis ist nicht leicht zu beeindrucken.»
    «Ich korrigiere. Der Ex-Herr der Finsternis. Du vergisst, dass du gekündigt hast.»
    Er küsste meinen Hals.
    «Lass dass», fauchte ich und riss mich los.
    «Wirst du etwas wieder treu auf die hoffnungsvollen Tage?»
    «Halt die Klappe», zischte ich und griff an den Knauf des Schwertes.
    «Wie kann man sich das Leben nur selbst so unglaublich schwer machen. Dieses ganze Gefasel von Treue und Liebe und bla bla bla ist doch eine bloße Schikane. Als ob ihr etwas gewinnen würdet, durch eure ewige Moral und euer Ehrgefühl.»
    Ich biss mir auf die Lippen. Es gefiel mir irgendwie nicht, was aus mir geworden war, aber anderseits war es mein verfluchtes Recht, das zu bekommen, was ich wollte. Ich war diejenige, die über Leben und Tod bestimmte. War die Apokalypse erst mal vorbei, würde sowieso alles auf null gesetzt. Ich trat einige Schritte zurück, lehnte an die Wand und grinste. Winkte ihn zu mir. Er lachte und gehorchte.
    «Ich liebe es, wie schnell du zu überzeugen bist.»
    Ich hatte seit dem Meeting auf der Erde nicht mehr mit ihm geschlafen. Ich war zu wütend gewesen, zu verbissen bei der Jagd nach den Pfeilern. Erst jetzt merkte ich, wie sehr ich es vermisst hatte.
    Seine Berührung brannte wie Feuer und Eis zugleich und mein Geist vernebelte. Ich hasste es, ihm so ausgeliefert zu sein. Ich beschloss, das nicht mehr zuzulassen. Mit voller Wucht stieß ich ihn von mir. Überrascht starrte er mich an.
    «Willst du mich verarschen?» keuchte er.
    Ich lachte. «Wie käme ich dazu», murmelte ich und setzte meine vollen Kräfte mit einem Schlag gegen ihn ein.
    Er keuchte und lachte zugleich, als ich auf ihn zuging.
    «Du scheinst nicht ganz verstanden zu haben, dass wir die Rollen getauscht haben. Du kannst mich nicht mehr kontrollieren.»
    Grinsend hielt er meinem Blick stand und sog scharf die Luft ein, als ich meine Finger über seinen Oberkörper strich. Ich war die Fürstin der Hölle. Ich allein. Ich würde es nicht mehr zulassen, dass irgendjemand die Kontrolle über mich haben würde.
    Weder Himmel noch Hölle.
    Ich genoss mein gewonnenes Ego in vollen Zügen. Ich kniete über ihm auf dem Laken und zahlte ihm alles zurück.
    «Sag mir», flüsterte ich. «Wie ist es so, auf der anderen Seite?»
    Er schauderte und biss auf die Lippen. Das war besser als alles, was ich bisher getan hatte.
    «Gemein», keuchte er und krallte sich in meine Haut.
    Ich lächelte. «Du solltest mich einfach nicht so provozieren», trällerte ich, ehe ich ihn küsste.
    Mein Selbstvertrauen hielt erstaunlich lange. Ich war mir nicht sicher, wer sich darüber mehr freute.
    Er oder ich.
     

    Die Schmerzen brannten in meinem Kopf und ich lehnte im Sessel zurück. Obwohl ich alles daran setzte, die Menschen in die Hölle zu holen, ließen die Schmerzen nicht nach. Die Abgründe dieser elenden Spezies schienen unendlich.
    «Sie machen dich wahnsinnig», fragte Lilith und legte ihre kühle Hand auf meine Stirn.
    Ich nickte.
    «Weißt du was ich ein schöner Gedanke finde?» fragte sie weiter und wartete nicht auf meine Antwort. «Die Tatsache, dass wenn die Menschen keine Sünden mehr begehen würden und sich gegenseitig mit Respekt und Liebe begegnen würde, unsere Jobs hier gar nicht mehr nötig sein würden. Die Hölle wäre überflüssig.»
    «Hm», antwortete ich nachdenklich.
    «Irial», flüsterte Lilith und kniete vor mich, legte ihre Hände auf meine Knie. «Es bringt nichts, wenn du viele Seelen sammelst. Es bringt auch nichts, wenn du die Toten bestrafst. Solange sich im Herzen der Menschen Dunkelheit befindet, solange werden wir hier sein.»
    Oder ich schaffte die Apokalypse her, dachte ich bei mir. «Willst du mir jetzt sagen, wie ich die Hölle regeln soll?» 
    Sie lächelte und schüttelte den Kopf. «Nein, wie käme ich dazu. Ich will dir nur klar machen, dass es nichts ändern wird, egal wie viele Seelen du hier fest hältst.»
    Ich richtete mich auf. «Aber ich plage damit die da oben. Meine Aufgabe ist mir egal. Lucifel und ich führen sie sowieso nur aus, weil es die Schmerzen lindert – was ich übrigens eine ziemlich miese Masche finde. Es geht mir um Rache. Ich will denen da oben einfach nur zurückzahlen, was sie mir angetan haben.»
    Lilith wirkte auf einmal betrübt. «Ist es denn so schlimm,

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