Daemonenherz
Stimme versagte.
Ich kam mir plötzlich so lächerlich vor. Wie ein kleines Kind das mit dem Fuß aufstampft, um den Lolli im Supermarkt zu erschleichen. Ich schwieg.
«Wut ist ein sehr schlechter Antrieb», flüsterte Metatron.
«Sag mir, Irial», begann nun Lucifel. Seine Stimme schmerzte in meinen Ohren. «Wieso warst du so wütend?»
«Weil…» Ich war verwirrt. Fragte mich Lucifel gerade tatsächlich, warum ich wütend war? Wollte der mich verarschen? «Ich…, ich hatte doch nichts Falsches getan. Ich habe nur Raciel geholfen und…ich wollte nur helfen».
Ich wusste ehrlich nicht, was ich antworten sollte. Konnten wir nicht einfach das Thema wechseln? «Hört auf, mich das zu fragen. Es tut mir Leid, was ich getan habe, ok?» platze es aus mir heraus. «Ich… bitte hört auf mich zu quälen. Ich will nur noch das es vorbei ist…»
«Gut», antwortete Metatron und erhob sich. «Irial. Es gibt für dich zwei Möglichkeiten. Es ist an dir, dich für eine zu entscheiden. «
Ich hob meinen Blick. «Was?»
Lucifel stand auf. «Möglichkeit eins: Du kehrst in die Hölle zurück. Gemeinsam mit Raciel. Ihr beide werdet als niedere Dämonen euer restliches Dasein in der Hölle verbringen.»
Metatron erhob sich. «Möglichkeit zwei: Die komplette Auslöschung deiner Seele und deiner Existenz.»
«Entscheide dich!»
Mein Körper schien zu Eis zu erstarren.
Ich krallte meine Hände in das Holz vor mir. Mein Blick schweifte zu Belial, die lächelte und nickte. Zu Raciel, der mich mit ruhigem Blick musterte.
Nein. Das konnte nicht sein.
Ein gemeinsames Leben mit Raciel? Wir konnten wieder zusammen sein? Mein Herz raste. In mir sträubte sich alles.
Wofür denn das alles?
Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und schwieg eine ganze Weile. Ich war die Worte im Nimbus immer und immer wieder durchgegangen und ich hatte nun Angst, dass ich etwas davon vergessen würde. Nun war der Moment, in dem ich aussprach, was ich zu sagen hatte. Und mit ihnen meine Entscheidung.
Mühsam holte ich Luft.
«Es….» Flüsterte ich und merkte sofort, dass diese Lautstärke lächerlich war. Ich nahm meine Kraft zusammen und begann nochmal. «Ich habe Raciel vor langer Zeit in diesem verlassenen Lagerhaus das erste Mal gesehen. Er war in Schwierigkeiten und ich hatte keine Ahnung von all dem hier.» Ich blickte in die Runde. «Aber bereits dort habe ich mich dazu entschlossen, ihm zu helfen. Ich habe eine Entscheidung getroffen. Und viele danach. Wenn ich heute wieder vor der Wahl stehen würde, entweder all das hier zu vergessen, oder für ihn in die Hölle zu gehen und ihm zu helfen, ich würde mich noch genau gleich entscheiden. Ich habe nicht falsch entschieden. Ich habe keinen Fehler gemacht, seinen Platz einzunehmen und ihm eine zweite Chance zu ermöglichen. Ich habe nur einen einzigen Fehler gemacht. Ich hatte erwartet, dass jemand anderes für mich die Konsequenzen für meine Entscheidungen trägt. Die Konsequenzen für meine eigenen Entscheidungen. Ich erwartete von Gott, dass er mich begnadigt, da ich doch aus Liebe gehandelt hatte. Ich erwartete von Lucifel Mitleid für meine Situation, in die ich mich selbst gebracht hatte. Ich erwartete von Raciel Hilfe, obwohl ich selbst verantwortlich war und gar nicht wollte, dass er seinen neuen Platz für mich riskiert. Von euch», ich sah zu den Erzengeln. «Michael, Raphael und Gabriel, erwartete ich mehr Unterstützung, obwohl ihr bereits mehr für mich getan hattet, als ich mir je hätte wünschen können. Und an euch», ich wandte den Kopf zu Belial und den anderen, während mir Tränen in die Augen stiegen. «Belial, Azazel, Lilith, Akephalos. An euch ließ ich meine Wut über all das aus, obwohl ihr mir so gut Freunde wart und mich beschützt und unterstützt habt, wie ich es nicht ansatzweise verdient gehabt hätte. Ich habe jedem von euch Unrecht getan. Ich habe jeden von euch in irgendeiner Form verletzt, enttäuscht und schlecht behandelt, weil ich nicht bereit war, für meine Entscheidungen einzustehen und die Konsequenzen dafür zu tragen.» Ich linste hoch zur Empore und streifte Lucifels und Metatrons Blick. «Ich werde Raciel nicht zurück in die Hölle schicken. Dieses eine Mal bin ich diejenige, die die Konsequenzen für meine Entscheidungen trägt. Ich werde nicht von meiner Entscheidung, ihn zu retten, abweichen. Ich werde ihn nicht um meinetwillen zurück in die Hölle verbannen.» Ein Raunen ging durch die Menge.
Raciels starrte mich schockiert
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