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Daemonenherz

Daemonenherz

Titel: Daemonenherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Zogg
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genug gewesen, ihn ohne zu Zögern in die Wüste zu schicken. Oder in die nächste Klapse. Aber ich konnte nicht. Vielleicht war es ein Fehler. Ziemlich sicher sogar. Ich machte schon bei normalen Typen den Fehler, die Falschen auszusuchen. Das hier war sogar noch eine Stufe darüber.
    Ich stellte fest, dass mich die ganze Grübelei nicht weiter brachte. Stattdessen lenkte ich meine Gedanken damit ab, mir vorzustellen, wie Sandra mich lynchen würde. Das Innere der Lagerhalle war – milde ausgedrückt - ein Saustall und die Gäste würden in einer halben Stunde eintreffen. Ich sah aus wie eine wandelnde Naturkatastrophe und die Konferenzräume waren noch nicht ansatzweise vorbereitet. Das würde ich in der Zeit auch nicht mehr schaffen.
    Es war mir egal.
    Ich begann die Scherben vom kalten Boden zu fegen.
    Als ich gegen sieben Uhr das Büro betrat, stürmte Sandra bereits hysterisch auf mich zu.
    «Wo bleibst du so lange? Hier ist noch nichts fertig, ich musste selbst Kaffee kochen!»
    «Hat es dich umgebracht?» zischte ich zurück.
    Mit Genugtuung stellte ich fest, dass ihr die Gesichtszüge einfroren.
    Ich war stolz auf mich. Sollte sie mich doch feuern.
    «Ich habe die Lagerhalle aufgeräumt», begann ich beiläufig. «Im hinteren Bereich sind die Scheiben kaputt. Keine Ahnung wie das passiert ist. Sollten wir der Versicherung melden.»
    Während sie mich anstarrte als hätte ich ihr ihren Todestag verkündet, betrat ich die Küche. Ihr Kaffee lagerte in zwei offenen Karaffen neben der Spüle. Ich war gerade so schön in Fahrt…
    «Du hast nicht viel Ahnung von Kaffe? Kleiner Hinweis: Kalt schmeckt er scheiße.»
    Ich kippte die dunkle Brühe in den Ausguss, was sie zu einem Aufschrei des Entsetzens verleitete.
    «Du musst ihn in diese Kannen füllen», antwortete ich und griff nach der Thermoskanne im Schrank.
    Sie rümpfte die Nase und stöckelte aus der Küche. Während die Kaffeemaschine für mich arbeitete, bereitete ich das Konferenzzimmer vor. Verteilte die Dossiers, brachte Zucker und Milch in Position, legte Kugelschreiber aus und öffnete die Fenster.
    Ich versuchte, die Verletzung an meinem Arm zu ignorieren. Wie nicht anders zu erwarten interessierte das Sandra überhaupt nicht. Wäre ich hier mit nur einem Bein und mit dem Kopf unter dem Arm angetanzt, es hätte sie wahrscheinlich nicht eher beeindruckt.
    Zumindest mein Chef erkundigte sich nach der Ursache für den Verband, als er kurze Zeit später im Sitzungsraum Platz nahm.
    «Was haben sie denn gemacht?»
    «Kleine Bekanntschaft mit einem äh», ich stockte. «Dem Hund meiner Nachbarn.»
    Er fragte nicht weiter. Ich war ihm dankbar und schlich aus dem Zimmer.
    Während die Herren ihre Plätze einnahmen, musste ich nach dem Kaffee sehen. Sandra hasste es, wenn ich nachträglich noch Dinge in den Raum bringen und die werten Herren bei ihren wichtigen Meetings unterbrechen musste. Vor allem bei so wichtigen Kunden.
    Egal, dachte ich bei mir. Heute war eh nicht mein Tag. Ich trat erneut in den Sitzungsraum. Mein Chef strahlte mich an. Er sah aus wie jemand, der den Kaffee dringend benötigte.
    Ich hätte auch einen vertragen können.
    «Bitte entschuldigen Sie», flüsterte ich höflich.
    «Kein Problem. Wenn sie Kaffee dabei haben, sind Sie immer willkommen», lachte er und hielt die Tasse in meine Richtung.
    Ich goss allen ein, nickte und verließ das Sitzungszimmer. Draußen wartete bereits Sandra.
    «Hast du etwa jetzt nachträglich den Kaffee rein gebracht?»
    Ihr Blick verriet, dass das keine Frage war, die ein Ja duldete.
    «Ja», antwortete ich.
    Blöde Kuh.
    «Ich brauche die Lieferscheine von gestern», brummte sie mit versteinerter Miene und einem Blick, den vermutlich sogar noch für eine Kakerlake beleidigend gewesen wäre und trippelte auf ihren hochhackigen Schuhen in ihr Büro zurück.
    Ich ging zu meinem Schreibtisch und ließ mich in meinen Drehstuhl fallen.
    Schwerfällig griff ich nach einem Stapel Papier, startete den Computer und wartete, bis sich die alte Kiste dazu verpflichtet fühlte, für mich zu arbeiten.
    Dieses Büro war seit knapp sieben Jahren mein zweites zu Hause.
    Ich hasste den Job. Geld für eine neue Ausbildung war keines vorhanden – woher auch, der Lohn hier war unter aller Sau.
    In meiner Mailbox waren vierunddreißig neue Mails eingegangen – hauptsächlich Spam. Ich löschte sie einzeln, um möglichst beschäftigt zu wirken. Bei einer allerdings blieb ich hängen.
     

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