Daemonenhunger
habe seinen Geruch überdeckt.«
»Sie brauchen ihn gar nicht zu wittern«, erwiderte der Dämon. »Es reicht völlig, wenn sie der Ketchupspur folgen.«
Er hatte recht. Nicht einmal ein Blinder hätte die dicken Ketchuptropfen übersehen können. Vincent rüttelte erneut und mit steigender Verzweiflung an seinem Metallgefängnis. Nicht nur, dass sein Freund innerhalb der nächsten Sekunden verschlungen wurde, er selbst hatte obendrein dafür gesorgt, dass die Dämonen einen besonders schmackhaften Bissen serviert bekamen.
Die beiden finsteren Wesen tappten der Ketchupspur bis zum Melonenstand hinterher und bogen in eine der Regalreihen ein. Vincent erstarrte und lauschte ängstlich auf die Schreie seines Freundes.
Doch es herrschte Totenstille. Die Minuten krochen dahin, und noch immer war nichts zu hören. Schließlich tauchten die beiden Dämonen mit verstörten Mienen wieder auf.
»Habt ihr ihn etwa verloren?«, fragte Bix ungläubig.
»Es ist uns ja peinlich«, sagte der eine, »aber die Spur hat einfach aufgehört. Der Kerl ist wie vom Erdboden verschluckt. Keine Restwitterung, nicht das geringste Zeichen.«
»Wir haben uns überall umgesehen«, fügte der andere Dämon hinzu. »Er ist einfach verschwunden.«
»Idioten!«, brüllte Bix. »Ich werde ihn schon finden.« Witternd streckte er die Zunge heraus, gab jedoch bereits nach kurzer Zeit auf.
»Das liegt am Ketchup«, erklärte Vincent triumphierend.
»Nein«, entgegnete Bix. »Selbst sein verdeckter Geruch würde in der Luft hängen bleiben. Er ist nicht mehr hier. Aber er kann sich nicht ewig verstecken, mein Lie ber. Ebenso wenig wie du, übrigens. Noch zwei Tage und ihr werdet bitter bereuen, dass ihr euch uns heute zum Feind gemacht habt.«
Der Junge hielt vor Entsetzen die Luft an. Zwei Tage? Mehr Zeit sollte der Menschheit bis zu ihrer Auslöschung nicht bleiben? Er war so fassungslos, dass er nicht einmal bemerkte, wie die Dämonen davonflogen. Erst als jemand den Einkaufswagen anhob, nahm er wie der wahr, was um ihn herum vorging.
»Wolltest du vielleicht für immer da drin sitzen bleiben?«, fragte Nod mit lauter Stimme, doch als Vincent aufstand und sich umsah, konnte er ihn nirgends entdecken. Und auch sonst niemanden, um ehrlich zu sein.
»Hier drüben«, sagte Chanteuse.
Erst in diesem Moment sah er, dass sie den Einkaufswagen festhielt. Irgendetwas Seltsames war mit ihr geschehen. Vincent hatte das Gefühl, dass sie verschwinden würde, sobald er den Blick von ihr löste.
»Das ist ein Verhüllungszauber«, erklärte sie. »Ich ha be meinen Kittel mit Kräutern und Gewürzen imprägniert.«
»Hi, Vincent«, sagte Nod und winkte ihm aus der Kit teltasche zu. »Deine Freundin hat echt ein paar tolle Tricks auf Lager.«
Vincent lächelte. »Und ob.«
Draußen heulten Polizeisirenen, kurz darauf hielten mehrere Einsatzwagen mit quietschenden Reifen vor dem Eingang des Supermarktes.
»Höchste Zeit, zu verschwinden«, stellte Vincent fest.
»Wir schleichen uns am besten durch das Lager hinaus«, sagte Chanteuse, nahm ihn an der Hand und steuerte zielstrebig auf den hinteren Teil des Supermarktes zu.
Eine Stunde später saßen sie im Bus und hatten die Hälf te des Heimweges zurückgelegt. Vincent und Nod berichte ten Chanteuse von ihren Erlebnissen, und Vincent erzählte seinen Freunden, was Bix gesagt hatte. Ihre Unterhaltung löste zwar irritierte Seitenblicke bei den anderen Fahrgästen aus, doch das scherte sie nicht weiter.
»Noch zwei Tage«, wiederholte Chanteuse.
»O nein«, entfuhr es Nod, der noch immer in der Kitteltasche steckte. »Ich hab ja gewusst, dass es nicht mehr lange dauert, aber … Wir müssen uns ranhalten.«
»Was sollen wir denn tun?«, fragte Vincent. »Die einzige Spur führt zu Alphega, und dort können wir nicht hinein. Ich komme nicht am Wachpersonal vorbei, und die Dämonen halten euch Feen in Schach.«
»Mit anderen Worten: Der Chef des Konzerns weiß über uns Bescheid«, sagte Nod. »Wow, das ist ja mal ein Ding. Wir müssen uns unbedingt Zutritt verschaffen und herausfinden, was dort läuft.«
»Unmöglich«, entgegnete Vincent. »Sie werden uns sofort entdecken. Oder wittern. Wir können uns nicht so einfach hineinschleichen.«
»Vielleicht gibt es ja doch eine Möglichkeit«, sagte Chanteuse.
»Echt?«, fragte er aufgeregt. »Welche denn?«
»Hast du schon mal was von Astralprojektionen gehört?«, fragte Chanteuse.
Vincent war das Wort völlig fremd, und seine Freundin
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