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Daemonenhunger

Daemonenhunger

Titel: Daemonenhunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Carter
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unerträglich. Schreiend ging er in die Knie und umklammerte seinen Kopf. Er fragte sich, ob er sterben musste, hoffte beinahe, dass er sterben würde. Alles war ihm recht, wenn bloß dieses Stechen aufhörte.
    Alles, außer Mord.
    Jemand packte ihn am Hemd, zog ihn auf die Füße und zerrte ihn mit sich. Er spürte seine Beine nicht mehr, als er wie ein Blinder seiner Bestimmung mit fest zu sammengekniffenen Augen entgegenwankte. Die Geschichte vom Sensenmann, die ihm seine Eltern immer erzählt hatten, fiel ihm plötzlich ein: ein gefallener Engel, der alle Verworfenen im Augenblick ihres Todes vor die drei weißen Thronsessel des Triumvirats schleppte. Geschah das etwa auch gerade mit ihm?
    Vincent konnte nicht mehr denken, so weh tat ihm der Schädel. Er ließ sich willenlos führen.
    Mit einem Mal war alles vorbei.
    Blinzelnd betastete er seinen Kopf. Die Schmerzen waren verschwunden. Im nächsten Moment verspürte er ein heftiges Kitzeln in der Nase und nieste zweimal kurz hintereinander. Als er ein drittes Mal nieste, flog ein kleiner Käfer heraus.
    Vincent starrte auf den Marienkäfer, bis ihm ein Licht aufging. Das war der Obyon. Nun war das Tier aus sei nem Körper heraus, und er war frei.
    »Ich bin frei!«, jubelte er und sah auf. Er befand sich in Chanteuses Haus, unmittelbar hinter der Eingangstür.
    Seine Freundin stand neben ihm. Sie und nicht der Sensenmann hatte ihn gepackt und hierhergezerrt. Grimbowl verharrte mit finsterer Miene in der Eingangstür.
    Max kam gerade die Treppe heraufgerannt und wirkte völlig verwirrt.
    »Was im Namen der Schöpfung ist hier eigentlich los?«, fragte er.
    »Das erkläre ich dir später«, sagte sein kleiner Bruder und blickte Chanteuse fragend an. »Was hast du gemacht?«
    »Dich hierhergebracht«, erwiderte sie. »Magische Kraftfelder schützen dieses Haus. Fremde magische Kräfte können daher nicht eindringen, und ihre Wirkung verpufft noch an der Türschwelle.«
    »Ha«, meinte Vincent und grinste Grimbowl triumphierend an, während der Marienkäfer davonkrabbelte. Er hätte das Insekt am liebsten zertreten, doch Chanteuse hob es rasch vom Boden auf.
    »Was ist das?«, fragte sie den Elf.
    »Ein Käfer?«, schlug Grimbowl mit Unschuldsmiene vor.
    »Das ist nur die halbe Wahrheit«, ließ sich Nod aus der Schürzentasche vernehmen.
    »Erzähl es ihr«, forderte Vincent den Elf auf. »Erzähl ihr, was ihr mit mir gemacht habt, du und deine Freunde.«
    Grimbowl öffnete scheinbar bereitwillig den Mund, doch statt zu reden, wirbelte er plötzlich herum. Offenbar wollte er durch die Eingangstür flüchten.
    Dort stand allerdings Max. »Für dich gibt es kein Entrinnen, du finsterer Geselle«, sagte er und streckte dem Elf die Schrift des Triumvirats entgegen.
    »O doch«, widersprach Grimbowl, machte kehrt und raste in die entgegengesetzte Richtung davon. Er huschte an Vincent und Chanteuse vorbei und hätte es um ein Haar zur Hintertür hinaus geschafft.
    »Aua!«, entfuhr es Grimbowl, als eine große Hand seine Taille umklammerte.
    »Na, wo wolltest du denn hin?«, erkundigte sich Miss Sloam.
    »Raus mit der Sprache«, sagte Chanteuse und hielt ihm den Käfer unter die Nase. »Was ist das?«
    »Ein Obyon«, antwortete Grimbowl und erklärte ihr, was es damit auf sich hatte.
    Die junge Frau lauschte mit wachsendem Entsetzen, und als der Elf schließlich verstummte, war sie vor Wut außer sich. »Wie konntest du nur!«, brüllte sie. »Wie konntest du meinem Freund so etwas antun? Du Monster!«
    »Du hast meinen Bruder mit deiner gottlosen Hexerei beherrscht«, sagte Max. »Für Schufte wie dich gibt es im Himmel kein Erbarmen.«
    »Wieso meinem Freund? Warum nicht lieber mir?«, fuhr Chanteuse fort.
    »Das könnte ich nicht«, beteuerte Grimbowl. »Du bist  … na ja, du bist eben die Einzige, der wir Elfen vertrauen. Außerdem behandelst du uns, als wären wir gut.«
    »In diesem Punkt habe ich mich jedenfalls gründlich getäuscht«, sagte Chanteuse.
    Grimbowl wirkte auf einmal ganz zerknirscht. Tränen stiegen ihm in die Augen, und für einen Moment verspürte Vincent tatsächlich Mitleid mit dem Übeltäter. Anscheinend lag dem kleinen Kerl mehr an dem Wohlwollen der jungen Frau, als er hatte durchblicken lassen. Vincent konnte ihn gut verstehen. Ihm wäre es an Grimbowls Stelle nicht anders gegangen. Man ertrug es einfach nicht, wenn Chanteuse wütend auf einen war.
    »Was machen wir jetzt mit ihm?«, fragte Miss Sloam.
    »Wir verbrennen ihn«, schlug Max

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