Dämonenjäger Murphy - Dreizehn Zyklen
sich aus verschiedenen Medien zusammen und erzählen allesamt die gleiche Story.“
Er zog es auseinander, las die ersten zwei Zeilen und blickte dann verdutzt auf. „Sie müssen sich irren.“
„Hieb und stichfest“, erwiderte Nathalie und verschränkte ihren gesunden Arm vor der Brust. „Es kommt noch besser“, ermahnte sie ihn zum weiterlesen und leckte sich dabei über die vorderen Schneidezähne.
Er tat ihr den Gefallen. Las es einmal, dann ein zweites Mal und verfiel in ein verneinendes Kopfschütteln. „Ein Fehler“, haspelte er, „oder Sie wollen mich verarschen.“ Er reichte den Zettel an den Schamanen weiter.
Der dunkelhäutige Aborigini fuhr die Zeilen mit den Fingern ab und verfiel in wirres Geschwafel. „Es scheint so, dass Freund Murphy nicht der einzige ist, der das Schicksal zu beeinflussen weiß.“ Seine Mimik verdunkelte sich. „Eine Hochkultur, die sich bis zur ersten Jahrtausendwende halten konnte und bis zu ihrem Ende weite Teile des ostasiatischen Raumes kontrollierte.“
„Eine neue Kultur“, hauchte Nathalie, „etwas was vorher nicht existierte steht nun in unseren Geschichtsbüchern...
David legte das Gesicht in die Hände und stieß dabei einen ratlosen Seufzer aus. „Soll das heißen, dass Perser, Kartaner und Mazedonier niemals existierten?“
„Nicht in dieser Welt, Freund“, beantwortete der Schamane die Frage und begann eine der Passagen laut vorzutragen: „...fielen die heiligen Stätten von Ankh Teey nach einem langen und blutigen Krieg, dem Millionen zum Opfer fielen...“ Er verharrte.
Ratlose Blicke wurden ausgetauscht.
„Es muss während unserem Ausflug in die Kathedrale passiert sein. Zum gleichen Zeitpunkt ist auch Manhattan in die Luft gegangen.“
„Das Buch...“, schauderte Nathalie, und bestärkte Davids Vermutung, „es hat irgend was mit der Vergangenheit angestellt, und wir waren die Einzigen, die davon unberührt blieben...“
*
Haytham wusste, dass sein Tod beschlossene Sache war. Es war ein Gefühl, als stünde man auf den vibrierenden Gleisen eines näher kommenden Zuges. Das aufblitzende Licht der Scheinwerfer schloss ihn wie eine Glocke ein, präsentierte sein armseliges Leben, welches mit dem ratternden Dröhnen des Fuhrwerks ein verdientes Ende nehmen würde. Lauf, schrie eine entfernte, einst zu ihm gehörende Stimme laut auf, lauf weg und verstecke dich in dem dunkelsten Winkel, den du finden kannst.
Der junge Soldat schauderte. Er hatte es versucht – wollte den Dämon so lange im Kreis umherirren lassen, bis Hilfe eintraf...
„Spiel keine Spiele“, hatte er gesagt und ihn gegen die runterhängende Decke geschleudert. „Spiel keine Spiele, oder ich werde dir in deinem sehnlichsten Moment den Tod verweigern.“ Danach war die Kreatur in ein dreckiges Lachen verfallen.
Der Tod als Belohnung... Kein Mensch und kein Tier war zu solch Grausamkeit fähig. Was blieb war etwas Fremdes, ein Ungeheuer in Gestalt eines ausgehungerten Häftlings, aufgefunden unweit ihrer Zentrale, im Schmutz liegend. Die Soldaten wussten davon, redeten und versuchten sich einen Reim daraus zu machen. Auch war von einem Buch die Rede gewesen...
„Wie weit ist es noch?“, wurde hinter ihm die drängende Stimme des Dämons laut.
Haytham zuckte zusammen. Diese Stimme... „Nicht mehr weit“, erklärte er stockend und rechnete bereits mit einer erneuten Bestrafung. „W...wir sind gleich da.“
„Gut, sehr gut. Dein Tod wird deine Belohnung.“
Allmächtiger. Die Gedanken des jungen Soldaten suchten verzweifelt nach einem Ausweg. Irgend eine Möglichkeit dem Schicksal zu entgehen. „W...was ist das für ein Buch?“, brachte er stotternd hervor. In seinen Ohren rauschte das Blut. Der Dämon antwortete nicht. Haytham versuchte es erneut. „Warum verlangt es euch so sehr...“
„...du willst wissen, warum ich es will?“
Sie waren stehengeblieben. Eine aus der Wand gerissene Leitung sprühte vereinzelte Funken.
Haythams Lippen waren eingetrocknet und spröde. „Ja“, versuchte er es mit fester Stimme. „Warum ist es so wichtig?“
„Es ist ein Teil meiner Selbst“, antwortete der Dämon, „es gehört zu mir wie dein Kopf zu deinen Schultern. Ich spüre bereits seine Gegenwart.“ Er legte ihm eine Hand auf die Schulter, stieß ihn weiter. „Ab hier werde ich den Weg alleine finden...“
Haythams Knie gaben nach. Er brach ein, registrierte den Aufschlag nur nebenbei und wartete voll unaussprechlicher Pein auf sein Schicksal. Seine
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