Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Adrina noch stärker verdross, und stapfte zum Zeltausgang. Er verharrte, bevor er das Zelt verließ, und wandte sich um. »Ich beauftrage deinen kleinen karischen Laufburschen damit, dir ein Morgenmahl zu verschaffen. Er wird wohl in Bälde aufkreuzen.«
»Wohin gehst du?«
»Ich soll mich mit R’shiel und den Hüter-Hauptleuten zur Beratung treffen und habe schon Verspätung.«
»Aber lass es dir ja nicht einfallen, deine miese Laune auf mich zu schieben.«
»Auf etwas Derartiges käme ich nicht im Traum, meine Liebe.«
»Und hör auf, mich andauernd so zu nennen! Ich bin nicht deine Liebe .«
Seine Antwort bestand, indem er geduckt das Zelt verließ, aus neuem Gelächter. Verärgert warf sich Adrina zurück auf die Bettstatt. Als sie vor Cratyn die Flucht ergriffen hatte, hatte sie sich geschworen, sich niemals wieder zu einer Heirat nötigen zu lassen; sich geschworen, nie mehr irgendeinem Mann so viel Macht über sie zufallen zu lassen. Diesen Schwur hatte sie vor sich selbst im vergangenen Herbst abgelegt.
Der Winter war noch nicht vorüber, und schon hatte sie den Schwur gebrochen.
Als eine Stunde später weder Mikel noch Tamylan sich eingefunden hatten, gab Adrina das Warten auf, kleidete sich eigenhändig an und fasste den Vorsatz, sowohl der Sklavin wie auch dem Pagen gehörig die Meinung zu sagen. Bildeten die beiden sich etwa ein, die Vermählung hätte sie auf wundersame Weise ihrer Pflichten enthoben?
Sie durfte nicht mehr allzu lange damit säumen, erkannte Adrina, einige Angelegenheiten unmissverständlich klarzustellen. Beispielsweise die Frage ihres Standes. Sie war von Haus aus eine königliche Prinzessin und ohne Zweifel weitaus edlerer Abstammung als Damin, der von sich lediglich behaupten konnte, Neffe eines Großfürsten zu sein. Ihr Vater hingegen war König. Freilich stand sie als Frau hinsichtlich der Thronfolge vor einem gewissen Hindernis, doch es existierten zahlreiche Zeitgenossen, die sich zu gern nachsagen würden, Vater eines etwaigen von ihr geborenen Sohnes zu sein.
Wenn es eine Ausnahme gab, die all das nicht im Mindesten beeindruckte, dann war es R’shiel. Das Dämonenkind war in einem Land aufgewachsen, über das Frauen herrschten, und hatte eine dementsprechend ungestüme Natur. In ihrer Ungeduld mochte R’shiel beileibe nicht stillhalten, bis Adrina vielleicht eines Tages einen Sohn gebar. Sie wollte Hythria und Fardohnja vereinigen, und zwar sofort .
Die seit alters überkommene männliche Erbfolge Fardohnjas scherte sie nicht, und genauso wenig kümmerte es sie, dass Adrina gar nicht daran gelegen war, sich mit Damin Wulfskling zu vermählen. Ihre Eheschließung sollte die beiden südlichen Völker zum Frieden zwingen; das und nur das allein bestimmte R’shiels Handeln. Anscheinend nahm sie die äußerst hohe Wahrscheinlichkeit nicht ernst, dass die anderen Kriegsherren Mörder dingen würden, um entweder sie, Adrina, oder Damin – oder sie beide – meucheln zu lassen, befanden sie sich erst einmal in Groenhavn.
An König Hablets Wut, die ihn zweifelsfrei packen musste, sobald er von der Hochzeit erfuhr, wagte Adrina überhaupt nicht zu denken.
Eine andere Möglichkeit allerdings war, dass Adrina, sollte der ehrgeizige Plan des Dämonenkinds Erfolg zeitigen, mehr Macht gewann, als sie sich jemals hatte vorstellen können. Bei dieser Erwägung kam Adrina der Gedanke, dass sie die Sache unter Umständen von der falschen Seite betrachtete. Offenkundig gelüstete es Damin, obschon er nicht unbedingt in sie vernarrt sein mochte, aufs Stärkste danach, mit ihr das Bett zu teilen. Und Adrina musste einräumen, dass er nach ihrer Jugend voller bezahlter Court’esa und den jämmerlichen Versuchen ihres vorherigen Gemahls, mit ihr die Ehe zu vollziehen, eine überaus angenehme Abwechslung bedeutete.
In der Tat zu angenehm. Wenn sie in Hythria eintrafen, so beschloss sie mit aller Entschiedenheit, wollte sie auf eigenen Gemächern bestehen und die Tür fest verriegeln. Konnte sie ihn nicht durch Willenskraft aus ihrem Bett fern halten, dann gaben eiserne Riegel wohl den verlässlicheren Schutz ab.
Während dieser Überlegungen drängte sich ihr ein weiterer unbehaglicher Gedanke auf. Sie war mit kaum mehr als einem Beutel Kleidungsstücke aus Karien geflohen. Sämtliche nutzreichen Kräuter, die sie in ihrer Truhe verwahrte, befanden sich in Karien, und sie war mit Damin in einem Augenblick törichter Schwäche nachgerade kopfüber ins Bett gefallen. Seither
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