Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
und darum nahm das Verbrennen viel zu viel Zeit in Anspruch. Darum türmte der Unrat sich in den Straßen immer höher, und zehn Tage nach dem Beginn der Belagerung meldete Kalan ihm den Ausbruch erster Erkrankungen in den ärmeren Stadtvierteln.
Damin veranlasste die Abriegelung der betroffenen Viertel, erreichte damit jedoch lediglich eine langsamere Ausbreitung der Ansteckungen und nicht ihr Ende. Die Harshini, die infolge ihrer andersartigen Natur wider menschliche Gebrechen gefeit waren, mühten sich unentwegt mit der Heilung der Erkrankten ab, aber sie waren nur zu dritt und damit zu wenige, um die Seuche einzudämmen. Magier der Gilde wirkten an ihrer Seite, bis sie aus Erschöpfung umfielen oder selbst der Krankheit erlagen. In der ersten Frist nach dem Ausbrechen der Seuche sah Damin die Großmeisterin nur zweimal, und jedes Mal wirkte sie vor Mattigkeit abgehärmt.
Mit Adrina hatte Damin eine hitzige Streitigkeit, weil sie den Vorschlag äußerte, in der Stadt bei der Krankenpflege zu helfen, und behauptete, es müsse seine Stellung als Großfürst in ganz wesentlichem Maße festigen, sah man seine Gemahlin bei so fürsorglicher Tätigkeit. Dabei merkte man ihr die Schwangerschaft allmählich an, und selbst wenn ihn nicht die Befürchtung entsetzt hätte, sie könnte sich bei den Kranken anstecken, lag es ihm völlig fern, ihr Kind irgendeiner Gefahr auszusetzen. Widerwillig lenkte Adrina ein, aber ausschließlich, weil er sie auf die Gefährdung für das Ungeborene hinwies.
Seitdem herrschte zwischen ihnen eine angespannte Stimmung. Adrina glich einer Leopardin im Käfig, streifte durch den Palast, fühlte sich nutzlos und war erbittert. Dennoch beanstandetet er ihre Gemütsverfassung nicht: Ihm war nämlich genauso zumute.
Am fünfzehnten Tag der Belagerung schickte Cyrus unter der Unterhändlerfahne einen Boten. Man ließ ihn durch eine Mannpforte in die Stadt ein. Der Ankömmling erwies sich als Serrin Aarspeer, Cyrus’ jüngerer Bruder. Er wurde zum Palast geleitet, und auf dem Weg dorthin folgten ihm die neugierigen Blicke der Bevölkerung, die der Belagerung überdrüssig war und hoffte, dass die Ankunft des jungen Adeligen die Beendigung des Elends ankündete.
»Mein Bruder, der Kriegsherr des Dregischen Gaus, verheißt Euch Milde, Eure Edlen«, erklärte Serrin, als er im Palastsaal vor Damin, Narvell, Rogan, Tejay, Toren, Adrina und Fürstin Marla stand. Er überreichte Damin ein Pergament, dessen Siegel das Aarspeer-Wappen trug; das Schriftstück sollte Cyrus’ Übergabebedingungen enthalten. Damin sparte sich die Mühe, das Siegel zu brechen.
»Milde? Zum Lohn wofür denn wohl?«, fragte Rogan.
»Fürst Wulfskling hat die Stadt zu übergeben, vom Thron abzudanken und muss in Verbannung gehen, darf aber in ein Land seiner Wahl abziehen.« Nun schaute er der Reihe nach die Kriegsherren und die eine Kriegsherrin an. »Euch allen, Eure Edlen, bleiben die Gaue erhalten, wenn Ihr ohne Verzug Kriegsherr Aarspeer die Treue schwört.«
»Cyrus muss glauben, dass wir uns langweilen«, sagte Tejay. »Offenbar hat er Serrin entsandt, damit er bei uns ein wenig den Hofnarren mimt.«
»Ich mache beileibe keine Scherze, edle Dame.«
Tejay lachte. »Aus meiner Warte sehr wohl. Schickt ihn zurück zu seinem großen Bruder, Damin, vorzugsweise in Stücken.«
»Eine wahrlich verführerische Anregung, Kriegsherrin Löwenklau, doch gilt es zu beachten, dass er uns unter der Unterhändlerfahne aufgesucht hat«, antwortete Damin. »Wollt Ihr ihn in Stücke hauen, müsst Ihr leider wohl warten, bis er die Mauer erklimmt.«
Fassungslos starrte Serrin sie an. »Nimmt denn keiner von Euch die Lage ernst? Belagert werdet Ihr und ausgehungert, und doch versteigt Ihr Euch zu Späßen. Es gibt für Euch keine begründete Hoffnung, noch lange ausharren zu können.«
»Unsere Hoffnungen sind unsere Sache«, entgegnete Damin dem jungen Adeligen.
»So lautet Eure Antwort auf unsere Forderungen?«
»Folgendermaßen lautet unsere Antwort …« Damin zerriss das ungelesene Sendschreiben und warf die Fetzen Serrin vor die Füße. »Kehrt um zu Eurem verräterischen Bruder und richtet ihm und seinem Verbündeten aus, dass wir mit Abtrünnigen nicht verhandeln. Statt seine Zeit damit zu verschwenden, für mich irgendwelche vollauf entbehrlichen Aufgabebedingungen auszuhecken, sollte er so einsichtig sein und seine weltlichen Angelegenheiten regeln. Wie ich vernommen habe, ist dergleichen überaus empfehlenswert,
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