Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Reihe der Belagerer geschossene Lücke zu und durchmaß sie mit erhabener Zielstrebigkeit; die Ruder hoben und senkten sich in tadellosem Takt.
»Die Fardohnjer sind da«, sagte Almodavar, als wäre diese Feststellung noch erforderlich.
»Anscheinend lassen sie sich gern ein wenig Zeit«, äußerte Damin, sobald er wieder Worte fand. Er empfand dermaßen gewaltige Erleichterung, dass ihm davon fast die Sinne schwanden. »Wo ist Adrina?«
»Hier bin ich, Damin«, sagte sie und betrat den Balkon. Stolz lächelte sie, indem sie auf das fardohnjische Führungsschiff deutete. »Das ist die Wogenkrieger .«
»Das Flaggschiff deines Vaters?«
»R’shiel hat sich wahrlich selbst übertroffen.«
»Heißt das«, fragte Almodavar, »König Hablet höchstselbst kommt zu uns?«
»Ihr Götter, ich hoffe nicht«, meinte Adrina halblaut und lehnte sich an die Brüstung. »Hat jemand ein Fernglas zur Hand?«
Aus einer Gürteltasche brachte Almodavar ein Fernglas zum Vorschein und reichte es ihr; sie hob es ans Auge und richtete es auf das Flaggschiff. Dann lachte sie und senkte das Fernglas.
»Was gibt’s?«, fragte Damin voller Ungeduld. »Ist dein Vater an Bord?«
»Nein, es verhält sich weitaus erfreulicher. Er hat meinen Halbbruder Gaffen geschickt.«
Damin enthielt sich der Bemerkung, welchen Trost es ihm bereitete, nicht ihrem Vater unter die Augen treten zu müssen. Gemeinsam beobachteten sie, wie das Flaggschiff in den Hafen einlief und sich der in der Nähe des Palasts gelegenen Ufermauer näherte. Kurz vor der Mauer wurden die Ruder ruckartig senkrecht aufgerichtet, und das Schiff drehte sich mit der Längsseite dem Ufer zu.
»Komm, wir wollen unsere neuen Bundesgenossen begrüßen. Es bleibt höchstens noch ein Stündchen Zeit, bevor Cyrus die Mauern bricht.«
»Gaffen dürfte seine Freude haben. Er wäre gewiss furchtbar enttäuscht, hätte er eine so lange Fahrt durchstehen müssen, ohne sich ins Kampfgetümmel stürzen zu können.«
Als sie zur Ufermauer gelangten, war dort das fardohnjische Flaggschiff schon festgemacht worden, und vom hohen Oberdeck schob man soeben einen langen Landgangsteg aufs Gemäuer. Der erste Fardohnjer, der das Kriegsschiff verließ, war ein hoch aufgeschossener, blonder Jüngling, der geradewegs zu Adrina stapfte und sie kraftvoll in die Arme schloss. Sie quiekte, als ihre Füße vom Boden abhoben. Der Blonde stellte sie ab und musterte sie aus einer Armlänge Abstand.
»Du wirst dick«, lautete sein allererstes Wort.
»Ich bekomme ein Kind, Gaffen, daher darf ich dick werden.«
Diese Mitteilung verblüffte Gaffen sichtlich. Er wandte sich Damin zu und betrachtete ihn von Kopf bis Fuß. »Ihr seid Wulfskling, vermute ich. Wo steht der Feind?«
»Eure Vermutung ist richtig. Der Feind schickt sich zur Stunde an, in die Stadt einzudringen. In diesen Augenblicken bersten die Mauern.«
»Was lungern wir dann noch hier herum?« Der Fardohnjer drehte sich auf dem Absatz um und lief zurück zum Steg. Unterwegs schrie er den Befehl, dass alle Krieger das Schiff verlassen sollten. Leicht versonnen heftete Damin den Blick auf Adrina.
Sie lächelte. »Keine Bange. Er mag dich leiden.«
»Woran erkennst du das?«
»Er hat nicht sofort versucht, dich totzuschlagen. Das ist bei Gaffen allemal ein günstiges Vorzeichen.«
Bevor Damin irgendeine Antwort geben konnte, kam auf der Hafenmauer ein Bote auf sie zugerannt, rief nach Damin. Nur mit Mühe gelang dem Mann das Halten, hastig verbeugte er sich, bevor er seine Meldung übermittelte. »Von Fürstin Löwenklau soll ich Euch ausrichten, dass der Gegner eingebrochen ist, Eure Hoheit.«
»Wo?«
»Am Nordwall, beim Weberviertel.«
»Gib ihr Bescheid, sie muss unbedingt aushalten. Ich treffe in Kürze mit Verstärkung ein.«
Der Bote sah die Fardohnjer, die inzwischen in Mengen von der Wogenkrieger an Land strömten, und grinste plötzlich vom einen Ohr zum anderen. Er entbot einen markigen Gruß und eilte, nachdem er einen Jauchzer ausgestoßen hatte, in die Richtung davon, aus der er sich eingefunden hatte.
»Ganz offenkundig hat die Ankunft deines Bruders heute wenigstens einen in Groenhavn froh gestimmt«, meinte Damin halblaut zu Adrina. Dann wandte er sich ihr zu und schaute ihr ins Gesicht. »Ich möchte, dass du dich in unsere Gemächer begibst und darin bleibst.«
»Ja, mein Liebling.«
»Ich spreche in vollem Ernst, Adrina. Halte dich von allem fern, bis der Kampf ausgefochten ist. Es mag sein, dass wir dank der
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