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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Lager an beide Ränder der Landstraße reichte. Überwiegend beachteten die Kriegsleute sie gar nicht, die eigenen Angelegenheiten beanspruchten sie zu nachhaltig, als dass sie sich um zwei waffenlose Reisende geschert hätten, die auf der Hauptzugangsstraße zur Zitadelle ritten. R’shiel vermied es, die wenigen Blicke zu erwidern, die sie trafen, während Verzweiflung sie zu überwältigen drohte.
    Beim Überqueren der Saran-Brücke hob sie den Blick zu den hohen, weißen Mauern. Ekel schnürte ihr die Kehle ein. Über dem Torbogen war ein Kopf auf einen Spieß gesteckt worden; oder vielmehr die Überreste eines Kopfs. Er musste schon seit einiger Zeit dort oben stehen. Die Augenhöhlen waren leer, ausgepickt von Raben, die Gesichtshaut hing in Streifen verwesenden Fleischs herunter. Das Haar war, soweit noch vorhanden, grau und verfilzt, aber lang genug, um zu verdeutlichen, dass der Schädel einmal einer Frau gehört haben musste.
    Voller Beklommenheit überlegte R’shiel, wer sie wohl gewesen sein mochte, und hatte die Befürchtung, es zu wissen. Wenn die Karier nicht etwa Frohinia ermordet hatten, war in ganz Medalon nur eine einzige Frau anzutreffen gewesen, die solchen Zorn – ohne je ein derartiges Schicksal zu verdienen – auf sich gezogen haben konnte.
    »Brakandaran«, sagte R’shiel leise.
    Er schaute in ihre Blickrichtung und schüttelte betrübt den Kopf. »O ihr Götter …«
    »Ich glaube, es ist Mahinas Schädel.«
    Brakandaran betrachtete ihn genauer; dann zuckte er mit den Schultern. »Erkennen kann man sie nicht mehr, R’shiel.«
    »Loclon wird einen sehr, sehr langsamen Tod sterben«, verhieß R’shiel mit dem allerschauerlichsten Nachdruck.
     
    R’shiel hatte die Besorgnis geplagt, am Stadttor von Hütern erkannt zu werden, doch sie hätte sich dies sparen können. Es wachten keine Hüter mehr über die Zitadelle. Vielmehr gab es eine größere Torwache aus Kariern, die jeden Einheimischen ausfragten, der Einlass in die Stadt begehrte.
    »Lass mich die Sache regeln«, schlug Brakandaran vor.
    »Was hast du vor?«, fragte R’shiel argwöhnisch.
    »Aufsehen zu erregen«, antwortete der Magus, und schon gab er dem Pferd die Sporen. »Heda, ihr dort! Sprecht ihr das Medalonische?«
    R’shiel sträubten sich schier die Haare, als er die Wachen rief, und sie fragte sich erschrocken, was er sich dabei wohl dachte. So ein Verhalten deckte sich keinesfalls mit ihrer Vorstellung eines Einschleichens in die Zitadelle.
    »Halt«, rief ein karischer Krieger auf Medalonisch; wahrscheinlich war ihm bloß dies eine Wörtchen geläufig.
    »Halt du selbst dich zurück«, erwiderte Brakandaran. »Ich verlange euren Befehlshaber zu sprechen.« Ausdruckslos guckte der Wächter ihm ins Gesicht. »Wo ist dein Vorgesetzter, junger Freund? Ich will ohne Verzug zu ihm geführt werden.«
    »Halt!«, wiederholte der Wächter.
    »Was gibt’s denn da für ein Missverständnis?« Der Mann, der sich mit dieser Frage an Brakandaran wandte, war Hüter-Krieger. In Begleitung eines Kariers in ritterlicher Rüstung trat er soeben aus dem Torgebäude. Da er noch sehr jung war, vermutete R’shiel, dass er erst vor kurzem die Kadetten-Anstalt verlassen hatte. Weil sie ihn nicht kannte, hoffte sie, ihrerseits ihm unbekannt zu sein.
    »Aha, endlich jemand, der mich versteht«, rief Brakandaran. »Junger Freund, ich verlange, dass man mich zu dem Mann bringt, der Befehlshabender dieser … dieser fremdländischen Eindringlinge ist, wie man sie wohl nennen muss, und zwar unverzüglich.«
    Der Hüter übersetzte sein Anliegen dem Karier, eine Tätigkeit, die seine Anwesenheit bei der Torwache erklärte. Er sprach das Karische recht fließend, trug aber eine trotzige Miene zur Schau. R’shiel konnte sich ausmalen, wie sehr die Pflichterfüllung ihn wurmte. Der karische Ritter gab dem Hüter eine Antwort, der sie wiederum Brakandaran übersetzte.
    »Warum willst du Herzog Rollo sprechen?«
    »Herzog Rollo? Ist er der Oberbefehlshaber?«
    »Ja.«
    »Und was ist aus der Ersten Schwester geworden?«
    »Die Erste Schwester betätigt sich als Unterstützerin Herzog Rollos und Knappe Mathens«, teilte der junge Hüter ihm mit vor Verachtung triefender Stimme mit.
    »Nun wohl, ich wünsche diesen Herzog Rollo zu sprechen, junger Freund, um ihm eine förmliche Beschwerde über diese … diese Lümmel vorzutragen, die in unsere Heimat eingedrungen sind. Weißt du, was sie verbrochen haben? Weißt du’s?«
    »Ich kann es leicht

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