Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
Vom Netzwerk:
erraten«, sagte der Hüter leise. »Was haben sie denn getan?«
    »Was sie getan haben?! Meine Werkstatt liegt in Trümmern. Mein Weib und ich sind ohne Obdach. Aus Furcht sind meine Gesellen geflohen, und ich stehe am Rand des Untergangs! Da liegt es ja wohl nahe, dass ich mich an den karischen Befehlshaber wende, um von ihm Entschädigung zu fordern.«
    Dieser Vorsatz löste bei dem Hüter aufrichtige Erheiterung aus. »Viel Glück, mein Freund, aber deine Aussichten, wenn du mich fragst, stehen nicht gut.«
    »Was denn!«, kollerte Brakandaran empört. »Wir werden sehen. Komm, Gerterina! Lass uns diesen Herzog Rollo aufsuchen und ein paar deutliche Worte mit ihm reden.«
    Er lenkte sein Pferd durchs Tor, und R’shiel schloss sich ihm dichtauf an. Der Hüter und die Karier wichen beiseite, ließen sie ein. Als der Jüngling den Kariern erklärt hatte, was das Paar in der Zitadelle zu erledigen beabsichtigte, verfielen die Karier in brüllendes Gelächter, dessen Lärm R’shiel und Brakandaran die Straße entlangfolgte.
    »Gerterina …?«
    Brakandaran hob die Schultern. »Ein wohlklingenderer Name ist mir nicht eingefallen.«
    »Also das war dein ungemein gerissener Plan? Am Tor ein solches Aufhebens zu verursachen, dass man uns mit Bestimmtheit nicht vergisst?«
    »Bisweilen ist es gescheiter, sich in der Öffentlichkeit zu verbergen, R’shiel. Wer sich in die Zitadelle einschleichen will, so denkt man, macht wohl kaum den Anfang damit, dass er sich nach dem obersten Heerführer erkundigt. Deshalb sind uns kaum Fragen gestellt worden, und man hat dich kein zweites Mal angeschaut.«
    R’shiel musste zugestehen, dass er Recht hatte. »Wie ist es zu begründen, Brakandaran, dass es als gescheit gilt, wenn du derlei waghalsige Pläne verfolgst, dagegen als leichtfertig, sobald ich Ähnliches tu?«
    »Ich bin älter als du. Viel älter.«
    »Wohlan, Alter , so sag mir, was nun geschehen soll.«
    Gemächlich ritten sie die gepflasterte Straße hinauf, die am Schwester-Francil-Saal vorbei zum Amphitheater führte. Man konnte die Spannung, die in der Luft lag, beinahe mit Händen greifen. R’shiel zog die Schlussfolgerung, dass man in dem abscheulichen Wahrzeichen, das man über dem Haupttor aufgesteckt hatte, nicht allein eine barbarische Handlung voll hämischen Triumphs sehen durfte. Ebenso diente es zur Warnung, und offenkundig nahmen die Bewohner der Zitadelle sie sich zu Herzen. Die Straßen lagen fast so verlassen da, wie es sich, als sie mit Damin dort eingetroffen war, in Groenhavn verhalten hatte.
    »Wir müssen in einem Gasthof absteigen, ein Mahl verzehren und uns nach Möglichkeit etwas Gesellschaft suchen.«
    »Gesellschaft?«
    »Es gilt zu erfahren, was in der Stadt vorgeht. Die tauglichste Quelle der Erkenntnisse sind in jeder Stadt – nach den Assassinen und Dieben – die Freudenmädchen.«
    »Das ist die bemerkenswerteste Ausrede«, sagte R’shiel mit vorwurfsvoller Miene, »die ich je vernommen habe.«
    »Jeder wendet seine bevorzugten Mittel an, R’shiel.«
    »Wie seltsam, dass all deine Mittel und Wege von der Verbrüderung mit Huren und Verbrechern abhängen.«
    Brakandaran sah sie an und lächelte. »In Anbetracht der Tatsache, dass du höchstwahrscheinlich die am dringlichsten gesuchte Verbrecherin in ganz Karien und Medalon bist, erachte ich meinerseits deine Einstellung als reichlich absonderlich.«
    R’shiel überhörte den Seitenhieb. »Unvermindert glaube ich, Garet Warner ist die bessere Wahl.«
    »Ich stimme dir durchaus zu, aber ich will wissen, wenn wir mit ihm reden, ob er uns die Wahrheit mitteilt und nicht etwa plappert, was wir seiner Ansicht nach hören möchten.«
    »Du bist kein allzu vertrauensseliger Zeitgenosse, wie?«
    »Mir missfällt die Vorstellung, mein Kopf könnte neben dem Schädel der armen, alten Mahina das Tor zieren. Solltest du den Vorsatz hegen, lange genug am Leben zu bleiben, um deine Bestimmung zu erfüllen, R’shiel, dann wäre es klug, dich dieser Sichtweise anzuschließen.«
    Danach ritten sie ohne ein weiteres Wort zu wechseln durch Straßen, über die jetzt die bevorstehende Nacht Dunkelheit senkte. In den Häusern beiderseits der Straßen erschienen Vierecke gelblichen Lichts, doch die Stille lastete schwer auf den Mauern, und R’shiel verspürte dieses Mal auch nicht die Schwingungen des Willkommens, mit denen die Zitadelle sie begrüßt hatte, als sie das vorherige Mal angelangt war.
    Man hätte meinen können, der gewaltige Geist der

Weitere Kostenlose Bücher