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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Zitadelle sei geschrumpft und erloschen; vielleicht hatte er sich auch schlichtweg in ein Versteck zurückgezogen, um auf diese Weise der Heimsuchung durch die Karier zu entgehen, die seine Wohnstatt durchschwärmten, als wären sie Fliegen auf faulendem Aas.
36
    Als Garet Warner die Tür zur Kanzleistube des Obersten Reichshüters öffnete, schlug ihm ein Schwall warmer Luft entgegen. Jemand musste so weitblickend gewesen sein, überlegte er – obgleich dieser Vorgang ihn ein wenig überraschte –, ein Kaminfeuer zu entzünden. Weil der Hochmeister sich, wie die Karier es beschönigend nannten, in »Schutzhaft« befand, betrat Garet Warner die Kanzlei selten, und er hatte niemanden in seine Absicht eingeweiht, sie heute aufzusuchen.
    Er schloss die Tür und spähte in den Raum, doch abgesehen vom Feuer, das in dem kleinen Kamin loderte, erwies er sich seit seinem letzten Aufenthalt als unverändert. Das schwere, mit Schnitzereien verzierte Pult beanspruchte viel Platz, der bequeme Lehnstuhl dahinter roch leicht nach dem Sattelfett, mit dem man ihn pflegte, um die Lederpolsterung geschmeidig zu halten. Über dem Mantel des Kamins hing noch die Sammlung fardohnjischer und hythrischer Waffen, die Jenga im Laufe der Jahre zusammengetragen hatte. Noch immer haftete die Ausstrahlung des Mannes in diesem Raum. Es schien, als hätte er ihn erst vor einem Augenblick verlassen, um gleich wiederzukehren.
    Doch zur Gänze unverändert war die Stube nicht: Der Berg an zu bearbeitenden Schriftstücken war beträchtlich angewachsen. Bei diesem Anblick entfuhr Garet Warner ein Aufstöhnen. Er hatte selbst Aufgaben zur Genüge zu bewältigen. Auf die zusätzliche Belastung, auch die Verwaltungstätigkeit des Hochmeisters erledigen zu müssen, hätte er ohne weiteres verzichten können.
    Überwiegend mochte es sich bei den Schriftstücken um leidlich einfache Angelegenheiten handeln: Gesuche um Versetzung, Entlassung oder Heiratserlaubnis, weltliche Dinge zu Dutzenden, die allerdings der Einwilligung des Hüter-Hochmeisters bedurften. Sicherlich jedoch lag auch dieser oder jener Bericht vor, dessen Inhalt eine genauere Untersuchung erforderte, und es konnten Meldungen über Verstöße gegen die Heeressatzung dabei sein, die sich nicht durch einen Federstrich aus der Welt schaffen ließen – meistenteils unmittelbare Folgen der Meinungsverschiedenheiten, die sich unweigerlich zwischen Hütern und den karischen Besatzern ergaben.
    Und gewiss befanden sich unter den Schriftsachen auch Erlasse und Anordnungen der Ersten Schwester.
    Garet Warner wusste ganz genau, dass sie, obwohl sie die Unterschrift Frohinia Tenragans trugen, so wenig von der Ersten Schwester stammten, wie es der Fall gewesen war, während sie als plappernde Blöde, die alles unterschrieb, was man ihr vorlegte, an der Nordgrenze geweilt hatte. Vielmehr kamen sie allesamt aus der Feder Knappe Mathens, und obwohl er sie in Worte fasste, die den Medalonern leicht eingingen, blieben sie doch Ausdruck des Willens ihrer karischen Oberherren.
    Garet Warner näherte sich dem Pult, verharrte aber plötzlich ruckartig, weil ihn mit einem Mal überstark das Gefühl packte, nicht mehr allein in der Kammer zu sein.
    »Obrist Warner …«
    Beim Klang der Stimme zuckte Warner zusammen und fuhr herum. Gleich vor ihm stand R’shiel. Sie sah weit besser aus als bei der Gelegenheit, da er sie das letzte Mal gesehen hatte. Erfreut nahm er zur Kenntnis, dass ihr Haar nachgewachsen war und ihr Gesicht mit dunkelroten Locken rahmte. Aber etwas viel Bedeutsameres hatte sich an ihr gewandelt: Man merkte ihr ein zuvor nicht vorhanden gewesenes Selbstbewusstsein an. Er fragte sich, wie sie wohl den Kariern entkommen war und warum sie sich, nachdem sie etwas so Beachtliches geschafft hatte, zu der Torheit verstieg, wieder in der Zitadelle aufzukreuzen. Hinter ihr stand mit einem Gehabe bedrohlicher Ruhe das harshinische Halbblut Brakandaran.
    »R’shiel! Brakandaran! Wie ist es möglich, dass …? Doch einerlei, ich mag’s gar nicht wissen.« Er rang um Fassung und umrundete Hochmeister Jengas Pult, bevor er den Blick erneut auf die unerwarteten Besucher heftete. Beide trugen die hautenge, schmiegsame harshinische Reitkluft aus Leder, die sämtliche, ausnahmslos stattlichen Umrisse ihrer Gestalt betonte, ihnen eine natürliche Anmut und ein Aussehen der körperlichen Stärke verlieh, die Teil ihres fremdartigen Erbes sein mussten. »Was habt ihr hier im Sinn, du und Brakandaran?«
    »Wir

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