Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Brakandaran, als fasste er lediglich den Vorsatz, einen Floh zu zerdrücken.
»Ihr wisst, dass sie ihn beschuldigen, Cratyns Mörder zu sein, oder?«
»Sie können wohl schwerlich eingestehen, dass das Dämonenkind ihn gefällt hat. Wann findet die Gerichtsverhandlung statt?«
»Gerichtsverhandlung? Welche Gerichtsverhandlung? Von langwieriger Rechtssprecherei halten die Karier wenig, Brakandaran. Am nächsten Ruhetag soll Tarjanian hängen, und zwar im Amphitheater, damit jeder dabei sein und ihn baumeln sehen kann.«
»Dann müssen wir ihnen zuvor in den Arm fallen«, sagte R’shiel. »Wo ist Jenga? Ist auch er gemeuchelt worden?«
»Noch nicht. Eigentlich haben die Karier sich bisher wenig mit uns Hütern angelegt. Kaum einer von ihnen spricht ein Wort Medalonisch, darum brauchen sie uns. Nähmen sie sich vor, den Hochmeister zu töten, bräche eine Erhebung aus, daran kennen auch sie keinen Zweifel. Er befindet sich in Haft. Man hält ihn im Karzer hinter der Hochmeister-Kanzlei fest, und es sind Karier, die ihn bewachen, keine Hüter-Krieger.«
»Ihm gilt es ebenfalls, die Freiheit wieder zu verschaffen.«
»Aber wie? Dein letzter Versuch, in der Zitadelle jemanden aus der Haft zu befreien, verlief, so ich mich recht entsinne, vollkommen erfolglos.«
Bei dieser Erinnerung schnitt R’shiel eine böse Miene. »Diesmal gedenke ich meinen Plan sorgfältiger zu schmieden. Wollen wir gegen die Karier vorgehen, müssen wir uns zunächst Frohinias entledigen und an ihre Stelle eine Erste Schwester setzen, die nicht ausschließlich nach Eigennutz trachtet, sondern deren Herz Medalon gehört, und dann …«
»Wer schwebt dir vor, um sie mit so viel Macht auszustatten? Mahina ist tot.«
»Ich weiß es, denn am Haupttor habe ich ihren Schädel gesehen.«
»Auf wen geht dieser Einfall zurück?«, erkundigte sich Brakandaran.
»Auf die Erste Schwester.«
»Das erstaunt mich nicht.« R’shiels Blick wurde, während sie diesen Satz sprach, noch härter – eine Steigerung, die Garet Warner nicht für möglich gehalten hätte. Dann jedoch verdrängte sie die Gedanken, die sie zu derartigem Zorn anstachelten, und hob die Schultern. »Ich dachte an Harith.«
Auch Warner zuckte die Achseln. Beliebt war Harith nicht. Aber von allen Quorum-Mitgliedern war vielleicht wirklich sie es, der Medalons Schicksal am stärksten am Herzen lag.
»Unterstellen wir einmal, der Wechsel gelingt. Was soll danach geschehen?«
»Ich muss das Harshini-Archiv ausfindig machen. Und ich werde Loclon töten.«
»Loclon? Was hat er mit all dem zu schaffen? Außerdem wird er als Fahnenflüchtiger geführt. Seit dem Abend des letzten Konzils hat niemand ihn mehr gesehen.«
R’shiel zog einen Holzstuhl über den Teppich ans Pult und nahm darauf Platz. »Frohinias Geist ist nicht etwa gesundet, Obrist. Die karischen Priester haben schlicht und einfach ihrem Körper einen fremden Geist übertragen. Nicht Frohinia ist es, die dem medalonischen Volk den Willen der Karier vermittelt. Es ist Loclon.«
Diese Behauptung mutete Garet Warner als bei weitem zu abwegig an, als dass er sie hätte glauben können. »Das ist ja lachhaft. So etwas ist unmöglich …«
»Freilich ist es möglich«, widersprach Brakandaran. »Dahinter stecken Kräfte, deren Vorhandensein Ihr Euch anzuerkennen weigert, Obrist, doch dadurch ändert sich nichts daran, dass es sie gibt, und ebenso wenig verringert es ihre Macht.«
»Vielleicht ist ihr Geist genesen …«
»Tarjanian Tenragan hat ihren Verstand ausgetilgt. Es ist völlig ausgeschlossen, dass wir es je wieder mit der einstigen Frohinia zu tun haben.«
»Aber Loclon ? Wie sollte denn er …?«
»Eigentlich bleibt es doch einerlei«, sagte R’shiel. »Gegenwärtig kommt es allein darauf an, dass wir einschreiten, endlich etwas unternehmen – gegen Loclon, die Karier, alle. Bevor diese Herausforderung bewältigt ist, finde ich keine Gelegenheit, um an die Antworten zu gelangen, die ich benötige.«
»Bist du mit geschlossenen Augen durch die Stadt geritten, R’shiel?«
»Ich habe mit keinem Wort angedeutet, wir stünden vor einer leichten Aufgabe, Obrist«, gab sie zur Antwort. »Dennoch müssen wir sie anpacken.«
Warner nickte bedächtig. »Nun wohl, wenn du meine Mitwirkung wünschst, ersuche ich um … nein, fordere ich zweierlei.«
»Eure Lage lässt gar nicht zu, dass Ihr irgendwelche Forderungen erhebt, Obrist.«
»Trotzdem stelle ich sie. Lehnst du sie ab, stürze ich mich noch in dieser
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