Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Lagerhäuser ausdehnen, konnte die ganze Stadt einer Feuersbrunst zum Opfer fallen. Aber selbst wenn es nur im hiesigen Stadtteil um sich fraß, wäre die Vernichtung aller Nahrungsmittelvorräte das Ergebnis, die notwendig waren, um die bevorstehende Belagerung durchzustehen.
Ohne einen Gedanken an die Folgen zu verschwenden, bediente sie sich in noch stärkerem Umfang der Harshini-Magie – in einem Maße, das sie eben noch in der Gewalt halten konnte – und ließ sie in Gestalt einer Stoßwelle aus dem Kellergewölbe in die Umgebung Schwallen. Ein Donnerschlag erschütterte die benachbarten Gebäude, fast brach die Kellerdecke über R’shiel zusammen. Die Flammen jedoch erloschen, als wären sie nur Kerzenglut in wüstem Wind.
Aus Überanstrengung keuchte R’shiel vor sich hin, während sie durch den Schutt hinauf ins Erdgeschoss stieg. Das Haus war eingestürzt, das Dach fortgeschleudert worden. Die Mauern waren zerborsten und lagen in Trümmern. Beide Nachbargebäude befanden sich in gleichem Zustand, und in der übrigen Umgebung erblickte R’shiel rissige Mauern und zersprungene Fenster.
Von fern erscholl Geschrei, Stimmen brüllten Befehle. Zweifellos eilten schon Hüter herbei, um die Ursache des Unglücks zu ergründen. R’shiel stöhnte auf, als sie die angerichtete Verheerung sah. Sie hatte lediglich die Absicht gehabt, die Flammen zu ersticken. Den Vorsatz, das ganze Haus und dazu die Nachbarschaft einzuebnen, hatte sie keineswegs gehegt.
Als Erster stieß Brakandaran zu ihr. Sie stand noch benommen und verwirrt am Ort des Geschehens, als er durch die Schutthaufen zu ihr gelangte.
Er half ihr dabei, sich zunächst einmal hinzusetzen. Seine Miene spiegelte eine Mischung aus Zorn und Besorgnis. »Was, in aller Götter Namen, treibst du da eigentlich, R’shiel?«
»Man hat mir eine Falle gestellt«, gab sie matt zur Antwort.
»Ach nein.«
»Es war nicht meine Absicht …«Ihr Blick schweifte über die im Viertel entstandenen Schäden.
»Nie ist es deine Absicht, R’shiel. Darum bist du so ungeheuer gefährlich.«
»Du zürnst mir, nicht wahr?«
»Ja.«
Tief schöpfte R’shiel Luft und hielt die Hand vor sich hin, um zu schauen, ob sie zu zittern aufgehört hatte. Dann hob sie den Kopf und lächelte Brakandaran unsicher zu. »Es tut mir Leid …«
»Wir zwei müssen einmal ausführlich das Gebot der Verhältnismäßigkeit erörtern«, sagte der Magus mit finsterer Miene. »Du darfst auf gar keinen Fall jedes Mal, wenn du irgendeine magische Anwendung verrichten willst, ein derartiges Übermaß an Magie-Kräften aufbieten. Daraus entsteht, das musst du beachten, eine äußerst gefahrvolle Übertreibung.«
»Aber ich musste schlichtweg das Feuer löschen. Bloß wusste ich nicht, wie viel Magie-Kraft dafür erforderlich ist.« Doch auch wenn sie es gewusst hätte, mangelte es ihr noch immer am Feingefühl, um angezapfte Harshini-Magie in ein zweckmäßiges Verhältnis zur vorgenommenen Aufgabe zu setzen. Allerdings zog sie es vor, Brakandaran lieber nicht daran zu erinnern. »Ich fühle mich erschöpft, aber gleichzeitig ist mir, als wären meine Sinne geschärft worden. Ist das nicht sonderbar?«
»Wovon redest du?«
»Da bin ich mir selbst gar nicht so sicher … Mir ist zumute, als könnte ich alles viel deutlicher als zuvor spüren. Ich gewahre das Sanktuarium, als läge es gleich um die nächste Ecke.«
»So wird es bleiben, einerlei wohin du dich wendest, R’shiel.«
»Ich weiß, ich spüre es ja alleweil, seit ich dort gewesen bin, aber die Wahrnehmung hat sich gewandelt. Jetzt ist sie stärker … Ich weiß nicht, wie … Klarer … Brakandaran?«
R’shiel merkte, dass sie erbleichte, als sie seine Miene sah. Er achtete nicht mehr auf ihre Worte. Langsam richtete er sich auf und wandte sich starren Blicks gen Westen, hielt nicht mit den Augen Ausschau, sondern Fernschau mit den Sinnen.
Mühsam rappelte R’shiel sich hoch und trat an seine Seite. Sie schaute in dieselbe Himmelsrichtung, aber erblickte nichts außer eingestürzten und beschädigten Gebäuden sowie eine Anzahl von Hütern, die heraneilten, ihnen Fragen zuriefen und erfahren wollten, was sich ereignet hatte.
»Was ist denn? Was ist geschehen?«
»Auch ich spüre es.«
»Das Sanktuarium?« Brakandaran nickte. »Warum aber ist es so deutlich zu gewahren? Für gewöhnlich gleicht es nur einem verwaschenen Eindruck ganz im Hintergrund meines Denkens, dem ich kaum noch irgendeine Beachtung schenke.«
»Für
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