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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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der Umgebung schien sich unentwegt zu kräuseln, als schwappte eine abscheuliche, giftige See gegen die Wälle der Zitadelle.
    »Fühlst du dich wohlauf?«, fragte Brakandaran sorgenvoll.
    »Weshalb sollte es sich gegenteilig verhalten?«
    Zunächst gab er keine Antwort. Er saß rücklings an den Zinnen, hatte die gestiefelten Füße vor sich ausgestreckt und reinigte sich mit der Spitze eines Dolchs die Fingernägel. Reglos schwebten verstreut vom nächtlichen Regen hinterlassene Wolken am Himmel, dem das Morgenrot die Färbung hellen Blutes verlieh.
    »Falls du Loclon entdeckst, sei auf der Hut, ja?«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Ich will sagen, wenn du deine Magie-Kräfte verwendest, um ihn zu überwältigen, versuche so schnell wie nur möglich vorzugehen. Du zapfst denselben Kraftquell wie Korandellan an. Kommt es übel, muss er sich deines Zugriffs erwehren, um hinlängliche magische Kräfte verfügbar zu haben.«
    Brakandaran brauchte nicht erst zu erwähnen, dass Korandellans Fähigkeit, das Sanktuarium verlässlich aus der eigentlichen Zeit abgesondert zu halten, zur Gänze schwinden mochte, sollte sie zu viele Magie-Kräfte für ihre Zwecke beanspruchen. Im Groenhavner Seher-Stein hatte sie sein ausgezehrtes Gesicht gesehen. R’shiel wusste, wie nahe er vor der völligen Erschöpfung stand.
    »Du redest daher, als wäre ich eine wahrhaftig vollkommene Beherrscherin der Magie.« R’shiel schloss die Lider, ließ die eisige Luft ihr Gemüt beschwichtigen; dann richtete sie den Blick vom Wehrgang hinunter auf das Gewühl der Menschen, die sich am Haupttor sammelten, um die Zitadelle zu verlassen. »Es ist hoffnungslos …«
    »Du hast es vorher gewusst«, stellte Brakandaran fest.
    »Auch du hast wohl durchaus nicht vor, mir zu helfen?«
    »Wie könnte ich dir behilflich sein?«
    R’shiel murmelte etwas nicht einmal ihr Verständliches und schaute nochmals hinab. Soeben drängten Hüter die Menschenmenge um einiges zurück, um Platz für das Öffnen des Tors zu schaffen. Weil außerhalb der Mauern in der Ebene das karische Heer lag, hatte sich auch draußen am Tor ein beträchtlicher Haufen zusammengeschart, lauter Krieger, die auf die Freilassung ihrer Kameraden aus der Zitadelle warteten.
    Am Vortag war ein Waffenstillstand ausgehandelt worden, obwohl es, da die obersten Heerführer der Karier als Geiseln in der Zitadelle weilten, schwierig gewesen war, die Befehlszuständigkeiten zu klären und jemanden zu finden, der die Befugnis hatte, Entscheidungen zu treffen. Um die Karier von einem Bruch des Waffenstillstands abzuschrecken, hatte man die Wehrgänge mit Bogenschützen bemannt.
    Einem mit aller Wucht vorgetragenen Sturmangriff hätten die Hüter nicht standhalten können, aber vorerst genügte dieses deutliche Zeichen der Verteidigungsbereitschaft, um dagegen vorzubeugen, dass die verwirrten, gleichsam enthaupteten Karier irgendwelche Narreteien verübten. Es sah ganz so aus, als könnten sie gar nicht recht begreifen, dass ihnen die Zitadelle entwunden worden war und man ihre Heerführer gefangen genommen hatte. Der »Allerhöchste« konnte so etwas doch schlichtweg nicht dulden …
    »Wäre es nicht möglich, irgendein magisches Hilfsmittel anzuwenden?«, fragte R’shiel, indem sie den Kariern den Rücken zukehrte.
    Brakandarans Brauen hoben sich. »Ein magisches Hilfsmittel?«
    »Du weißt sehr wohl, wie ich es meine.«
    Brakandaran stieß ein Aufstöhnen lange bemühter Geduld aus. »Du verstehst noch immer nicht in aller Klarheit, womit du dich da eigentlich abgibst, nicht wahr?«
    »Ich möchte keine Belehrungen hören, Brakandaran, sondern erfahren, ob wir irgendetwas unternehmen können, um Loclon schleunigst aufzuspüren.«
    »Du kannst jeden, der zum Tor hinaus will, auf magische Weise zu wahrheitlicher Aussage zwingen«, schlug der Magus vor, »und ihn dann nach dem Namen fragen.«
    »So wird es nicht gehen. Tarjanian gestattet nicht, dass wir den Abzug verzögern.« R’shiel spähte die Reihen der Wartenden ab und bemerkte nicht Brakandarans Schmunzeln.
    »Ich habe bloß gescherzt, R’shiel.«
    »Gleich berste ich vor lauter Heiterkeit. Weißt du weitere dermaßen hochgeistige Ratschläge?«
    »Nein.«
    »Aha.«
    Brakandaran schob den Dolch in die Scheide, erhob sich und kam an R’shiels Seite. Die Hüter schrieen der Menschenmenge Anweisungen zu, während mit behäbiger Langsamkeit die Torflügel aufschwangen. Zuerst durften die einfachen Krieger abziehen, die in der

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