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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Sonne war untergegangen, und doch war es hell wie tagsüber. Während zweier Jahrhunderte hatten die Mauern der Zitadelle sich mit verlässlicher Regelmäßigkeit erhellt und verdunkelt, aber jetzt, am Abend, wenn sie hätten dunkel werden sollen, verströmten sie strahlende Lichtfülle. Jedes Gebäude in Sichtweite gleißte hell und hielt die Nacht in Schach.
    »Bei allen Gründerinnen …«, murmelte Tarjanian voll andächtigem Staunen.
    Jedes Gesicht, das er sah, spiegelte genau das gleiche Gefühl wieder. Obwohl es auf der Straße vor dem Großen Saal von Menschen wimmelte, herrschte eine seltsame Ruhe, während die Leute zu begreifen versuchten, was sich da vor ihren Augen ereignete.
    Dann gewahrte er auf einmal ein Lärmen, ein leises, weil fernes Geheul der Not, das von der anderen Seite der Stadtmauer kam. Von den Kariern .
    »Folgt mir«, rief er Shananara zu und eilte die Freitreppe hinab. Die Königin blieb hinter ihm, während er sich eine Gasse durch die Menschenmenge bahnte. Es dauerte eine Weile, und er musste mehrmals die Ellbogen gebrauchen, bis er das Haupttor erreichte, und als er dort eintraf, säumte er nicht, wandte nicht einmal den Kopf, um sich dessen zu vergewissern, dass Shananara noch bei ihm weilte. Er stürzte ins Torgebäude und hastete die Treppe zum Wehrgang hinauf, um einen Blick ins Umland zu werfen.
    In der Ebene vor der Stadt herrschte das ärgste Durcheinander. Anscheinend hatte sich die anfängliche Verstörtheit der Karier unterdessen zu völliger Verzweiflung gesteigert. Manche schrieen angesichts des Anblicks, der sich ihnen bot – sie regelrecht bannte –, aus vollem Hals ihre Angst hinaus. Andere traten vor lauter Grauen die Flucht an. Über die Schulter sah Tarjanian an den hohen Türmen empor, dann schaute er an der Stadtmauer hinab.
    Die ganze Zitadelle glomm wie ein Leuchtfeuer in der Nacht und verbreitete ihren milden Lichtschein bis hinüber zu den Saran-Brücken.
54
    Ohne sich mit Brakandaran zu beratschlagen oder ihm eine Begründung zu nennen, erklärte R’shiel ihre Absicht, sich vor der Rückkehr in die Zitadelle erst einen Eindruck von den Fortschritten zu verschaffen, die Damin Wulfskling und König Hablet zwischenzeitlich mitsamt den Heerscharen errangen, die sie zum Entsatz der Festungsstadt heranführten. Brakandaran wunderte sich über diesen Entschluss, aber er focht ihn nicht an. Bei sich vermutete er, dass ein Zusammenhang mit der Liebesnacht bestand, die sie im Sanktuarium erlebt hatten. Sie mochte noch nicht so bald Tarjanian wieder unter die Augen treten, lautete sein Verdacht, und genauso wenig den Harshini, die ja wussten, was sie Gemeinsames getan hatten.
    Gern hätte Brakandaran ihr erläutert, dass das einzigartige Vermögen der Harshini, mit Geliebten Wonne zu teilen, keiner einschränkenden Belastung durch Schuldgefühle unterlag, wie sie Menschen so hartnäckig mit dem Geschlechtsleben in Verbindung brachten. Die Harshini sahen darin eine Art, das Leben zu feiern; die Möglichkeit, einander Freude am Dasein zu vermitteln. Sie schlossen keine Ehen und kannten keine Eifersucht. Sie vereinten ihre Körper und ihre unwiderstehlichen magischen Kräfte, ohne einen Gedanken an irgendwelche etwaigen Auswirkungen zu verschwenden oder den hohen Rang zu verstehen, den Menschen allem unnützen Beiwerk beimaßen. Unter ihnen ergaben sich niemals Verstrickungen. Daher kannten die Harshini keinerlei Erfordernis, an ihrem Liebesleben irgendetwas zu erklären oder gar zu rechtfertigen.
    Bezogen sie allerdings Menschen ein, konnten daraus Verwicklungen entstehen. Brakandaran hatte R’shiel erzählt, dass vor der Machtergreifung durch die Schwesternschaft Frieden und Glück das Leben prägten, aber es waren Eifersucht und Neid gewesen, die diesem Zustand der Zufriedenheit ein Ende bereitet und der Schwesternschaft zum Aufstieg verholten hatten. Der gesamte missgünstige Kult der Schwesternschaft beruhte auf der Furcht einer Hand voll von Menschenfrauen, die Sorge gehabt hatten, sie könnten mit den unerhört vollkommenen, mit Magie-Kräften begnadeten Harshini nicht wetteifern. Die ursprüngliche Erste Schwester, Param, war eine verbitterte alte Frau gewesen, deren jüngerer Ehegemahl eine Liebschaft mit einer Harshini eingegangen war und dieses Erlebnis niemals verwunden hatte. Param hatte nie begriffen, dass beileibe kein Erlöschen seiner Liebe zu ihr ihn ihr entfremdet hatte, sondern die Tatsache, dass keine geschlechtliche Vereinigung zweier Menschen

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