Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
beieinander auf ausgelegten Sitzkissen, und nachdem Mikel die Überreste der Speisen von dem niedrigen Tischchen abgeräumt hatte, lehnte sich Adrina unbefangen an Damins Brust, während man die Neuigkeiten der vergangenen Wochen austauschte. Als Damin einen Arm um ihre Schultern legte, brachte seine Geste ebenso viel Stolz wie Zuneigung zum Ausdruck. Nach wie vor entstanden zwischen ihnen häufig Meinungsverschiedenheiten, die indessen der Bosheit ihrer früheren Streitigkeiten entbehrten, obgleich Adrinas scharfsinniger Witz nicht gelitten und Damin es noch immer nicht gelernt hatte, irgendetwas vollauf ernst zu nehmen.
Während er Adrina und Damin beobachtete, überlegte Brakandaran, ob bei ihrem Zusammenfinden Kalianah die Hand im Spiel gehabt haben mochte. Er gelangte zu der Einsicht, dass diese Vermutung nicht zutraf. Beide passten schlichtweg zu gut zueinander. Kalianahs Einwirken geriet erst dann zum Erfordernis, wenn ein Paar sich ohne ihr Eingreifen niemals verlieben würde. An solchen Eingriffen fand die Liebesgöttin schrulliges Vergnügen. Nur auf diese Weise konnte sie das Gefühl ihrer Macht auskosten. Aber der hythrische Großfürst und die Tochter des fardohnjischen Königs waren ganz offenkundig verwandte Seelen. Beiläufig wunderte sich Brakandaran, ob wohl, hätte Damin es nicht so darauf angelegt, Adrina zu meiden, die zwischen ihnen eindeutig vorhandene gegenseitige Anziehungskraft – die nach allem, was er in Medalon im Hüter-Heerlager hatte reden hören, vom ersten Augenblick ihrer Begegnung an für jedermann offensichtlich gewesen sein musste – schon weit eher zu neuen Bündnissen geführt haben könnte.
In dem Fall hätte der Lauf der Welt sich gewiss völlig anders gestaltet.
Damin beschrieb gerade Groenhavns knappe Rettung durch das unvermutete Erscheinen der Hüter, da bemerkte Brakandaran im Augenwinkel Mikel. Er wandte den Kopf und sah den Jungen sich R’shiel nähern. Mikel hatte einen Trinkbecher in den Händen, einen schlichten Zinnbecher, der sich in keiner Hinsicht von den übrigen Trinkgefäßen im Zelt unterschied, doch war es seltsam, dass er ihn regelrecht voller Andacht und Ehrfurcht hielt, so als brächte er den Göttern ein Opfer dar.
»Tja, wir waren also drauf und dran«, erzählte Damin, »Groenhavn bis auf die Grundmauern niederzubrennen, da dringt plötzlich aus der Ferne Trompetenschall an mein Ohr. Mir war zumute, als verlöre ich den Verstand.«
»Wieso sind denn die Hüter eigentlich nach Groenhavn gezogen?«, fragte R’shiel. »Meines Wissens sah der ursprüngliche Plan doch vor, sie bei Krakandar zu sammeln.«
»So verhielt es sich tatsächlich«, bestätigte Damin. »Durch irgendeinen Zufall jedoch ergab sich eine Verwechslung, sodass die Hüter glaubten, ich hätte den Befehl erteilt, den Marsch in den Süden anzutreten.« Er stieß ein Auflachen aus. »Am komischsten allerdings ist der Grund, weshalb sie Groenhavn schon so bald erreichten. Denjon und Linst hatte nämlich Wut gepackt, weil sie das Gefühl hatten, auf anmaßende Art und Weise von mir durch die Gegend gescheucht zu werden, darum trieben sie die Heerschar zu so schnellem Marsch an, wie es sich bloß machen ließ, um mir schleunigst die Meinung sagen zu können.«
R’shiel lachte und hob den Blick zu Mikel. Sie nahm den Becher und schenkte ihre Aufmerksamkeit wieder Damin und Adrina. »Ich wünschte, ich hätte eure Mienen gesehen, als euch klar wurde, dass die Hüter zu eurer Rettung kamen. Wie jedoch standen die anderen Kriegsherren zu all dem? Es muss sie doch zutiefst gewurmt haben.«
»Wenn du mich fragst, als die Hüter auf dem Schlachtfeld erschienen, hätte ich längst Hilfe von wahrhaftig jeder Seite angenommen«, antwortete Adrina lächelnden Gesichts. »In der Tat mussten die Kriegsherren ihres Hochmuts entsagen und sich die Hilfe meines Bruders gefallen lassen. Daher glaube ich gern, dass die Ankunft der Hüter ihnen gleichsam Salz in eine offene Wunde gerieben hat.«
Verhalten lachte R’shiel und setzte den Becher an die Lippen. Mikel stand noch hinter ihr – in völlig verkrampfter Haltung und mit großen Augen.
» Nicht , R’shiel!«
Brakandaran sprang über den niedrigen Tisch hinweg und schlug ihr den Becher aus der Hand, bevor sie daraus trinken konnte. Adrina entfuhr ein Aufschrei. Brakandarans Gewicht warf R’shiel durch den plötzlichen Aufprall nach hinten; sofort versuchte sie – mehr verdutzt als erschrocken –, ihn von sich zu schieben. Damin stand
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