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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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entfernt werden.«
    Shananara schüttelte den Kopf. »Nein. Sollen sie bleiben. Nur haltet sie mir vom Hals.«
    »Seid Ihr Euch sicher?« Aufmerksam musterte Tarjanian sie. Ihm war geläufig, dass Harshini keine Gewalttaten verüben konnten, aber gegenwärtig plagten ihn gelinde Zweifel, ob er Shananara trauen durfte.
    Die Königin nickte, schöpfte tief Luft und schritt an Tarjanian vorüber zum Mittelpunkt des Saals. Ruppig machten die Hüter-Krieger ihr den Weg frei und drängten die Geistlichen beiseite.
    Shananara ließ den Blick rundum schweifen, ohne die Priester und die Hüter zu beachten, dann schloss sie die Lider, und ein heftiges Beben erfasste die Zitadelle.
    Schweigen herrschte, nur gelegentlich hörte man das Aufwimmern eines Priesters, während die Harshini-Königin, den Kopf in den Nacken gebeugt, inmitten des Saals verharrte. Tarjanian hatte den Eindruck, ein schwaches, weißliches Leuchten ihre Gestalt umglosen zu sehen, sagte sich jedoch, dass er es sich gewiss nur einbildete. Mit einem Mal rieselten kleine weiße Flocken von der in Weiß verputzten Saaldecke herab.
    Unter seinen Füßen grollte die Zitadelle.
    Anfangs waren es wenige Flöckchen, sodass Tarjanian annahm, sie wären lediglich das Ergebnis der Erschütterungen. Aber rasch fielen die kalkigen Flocken schneller und dichter, bis ihm zumute war, als befände er sich in einem Schneetreiben. Als ein lautes Knacken ertönte und auf einmal aus einer kleinen Nische in einer rechter Hand stehenden Säule ein Brocken Mörtel barst, fuhr er erschrocken zusammen. Ein Dutzend oder mehr solcher Knackgeräusche ertönten, als in etlichen derartigen Nischen die Füllsel brachen, die Trümmer heraussprangen und auf dem Fußboden zu Staub zerfielen.
    Die Halle bebte so stark, dass man, wäre sie ein Mensch gewesen, getrost hätte sagen können, sie klappere mit den Zähnen.
    Streifenweise löste sich nun die an der Saaldecke aufgetragene Farbe, und Tarjanian konnte erste Teile der Deckengemälde erkennen. Die Wände bekamen Beulen, dann löste sich auch dort der Putz. Über und über bedeckten weiße Kalkflocken und Mörtelstücke Tarjanian, und als er sich Garet Warner zukehrte, sah dieser aus, als hätte er sich in Mehl gewälzt. Die Augen des Obristen in seinem knochenfahlen Gesicht glichen dunklen Spiegeln voll fassungslosem Entsetzen. Die Priester heulten aus tiefstem Grauen auf, als das Bauwerk dermaßen erbebte, dass es Tarjanian kaum noch gelang, auf den Beinen zu bleiben.
    Shananara stand vollkommen reglos da.
    Mit einem Mal erscholl ein Krachen, das laut durch den ganzen Saal hallte. Durch das Treiben der weißen Flocken und Brösel spähte Tarjanian in die Richtung, aus der er es gehört hatte, und erkannte, dass in der Mauer hinter dem Podium ein großer Riss entstanden war. Ein zweiter und dritter Riss bildeten sich und zerspellten das aufgemalte Wahrzeichen der Schwesternschaft des Schwertes. Shananara hatte behauptet, der Zitadelle wäre so leicht kein Unheil zuzufügen, doch jetzt hatte es den Anschein, als wollte sie das Bauwerk als Ganzes zum Einsturz bringen. Noch mehr Risse zeigten sich, dann sackte die Wand zusammen; zu Tarjanians Erstaunen blieb allerdings das darüber befindliche Halbgewölbe schadlos.
    Den Grund erkannte Tarjanian, sobald die Mauer in einem Hagel aus Ziegeln, Mörtel und Putz vollends niederbrach und der letzte Überrest der vergangenen Herrschaft der Schwesternschaft zerfiel. Die Mauer war nichts als eine willkürlich gezogene, dünne Trennwand gewesen, die die hintere Hälfte des Podiums verborgen gehalten hatte. Rotes Abendlicht der sinkenden Sonne drang in den in Wirklichkeit runden Raum und schien das Stieben der weißen Flocken in Funkenflug zu verwandeln. Die Decke wies ein verwickeltes Kachelmuster auf; die Wände schmückte, obgleich Tarjanian von seinem gegenwärtigen Standort aus keine Einzelheiten unterscheiden konnte, ein offenkundig prunkvolles Fresko.
    Aber weder dies bewog ihn dazu, aus Verblüffung weit die Augen aufzusperren, noch die reiche Vergoldung des Deckengewölbes. In der Mitte des Podiums ragte nämlich von einem Sockel aus geglättetem schwarzem Marmor ein wuchtiger, übermannshoher Kristall in die Höhe. Woraus er bestand oder welchen Zweck er hätte, konnte Tarjanian sich nicht vorstellen, aber offensichtlich gebührte ihm im Tempel der Götter ein besonderer Platz. Tarjanian zog den Rückschluss, dass man die Trennwand eigens errichtet hatte, um den Kristall dahinter zu verbergen.

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