Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
sein, sich seinen Bitten zu widersetzen.
Doch als er ihr ins Gesicht blickte, sah er ein, wie sehr er sich täuschte. Ihre fremdartigen, schwarzen Augen verhießen nicht das geringste Erbarmen. Keine Gnade. Kein Mitleid.
Aus ihnen sprach nichts als kalte, unerbittliche Verachtung.
»Ich bin gekommen, um dich zur Hölle zu schicken«, sagte R’shiel. »Aber ich kann es mir sparen, nicht wahr? Du bist schon in der Hölle.«
Loclon wusste nicht, was er darauf antworten sollte; er verstand nicht einmal so recht, was sie meinte. Sie stand nur da und betrachtete ihn aus ihren unheimlichen, schwarzen Augen …
Da setzte plötzlich das Jucken ein. Zunächst blieb es kaum merklich schwach. Zu stark beherrschte Loclon die Furcht, als dass er es ernstlich beachtet hätte. Es nahm den Anfang als leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen, das ihn zuerst kaum ablenkte. Um es zu vertreiben, rieb er die Hände am zerfransten Beinkleid, aber danach spürte er umso stärkeres Jucken.
R’shiel regte sich nicht.
Das Gejucke griff über auf den linken Arm. Loclon kratzte sich mit der Rechten und entdeckte, dass sich auf dem Arm kleine, harte Knötchen gebildet hatten. Er wandte den Blick von R’shiel und schaute an sich hinab. Die Knötchen schwollen. Vor Loclons Augen füllte sich an seinem Unterarm einer der Klumpen mit Eiter. Das Jucken steigerte sich vom Ärgernis zur Schmerzhaftigkeit. Unterdessen breiteten sich die Knoten über seinen gesamten Körper aus, er spürte ihr Entstehen auf Bauch und Rücken. Das Beinkleid schabte an Knötchen, die am Unterleib gekeimt waren. Auch im Gesicht gewahrte er ihr Hervorschwellen. Loclon zerrte an seinen Lumpen, als die erste Beule barst. Das brennende Jucken fühlte sich immer scheußlicher an, er atmete stoßweise, keuchte vor sich hin, begriff schließlich, was mit ihm geschah. Immer mehr Beulen platzten.
»Nein!«, ächzte er und zerkratzte sich in vergeblichem Bemühen, das Brennen zu lindern, die Haut. »Nein! Nein … Neeeein! « R’shiel beließ es dabei, lediglich dazustehen und ihn zu beobachten. »Was hast du mit mir angestellt?«, heulte Loclon. »Mach ein Ende! Tu mir das nicht an. Nicht so etwas! Töte mich, wenn’s sein muss, R’shiel, aber nicht auf diese Weise. Lass mich sterben wie einen Mann.«
Damit rang er ihr endlich eine Regung ab: Sie lachte. »Wie einen Mann, Loclon?«
»Mach ein Ende, R’shiel. Bitte. Ich flehe dich an .«
»Es dauert Jahre, bis man an Maliks Fluch stirbt, ist diese Tatsache dir geläufig?«, äußerte R’shiel im Plauderton. »Freilich reicht es kaum aus, um dich für alle deine Untaten zu bestrafen, wenn du ein paar Jährchen lang lebendigen Leibes zerfressen wirst und dahinsiechst. Aber ich vermute, ich muss mich wohl damit zufrieden geben.«
»Ich … ich gehe eher in den Tod, bevor ich … so ein Schicksal erdulde«, krächzte Loclon, dem es unmöglich blieb, das Zerkratzen der Beulen zu unterlassen.
»Nein, Loclon, du gehst keinesfalls in den Tod. Erstens bist du ein zu großer Feigling, und zweitens werde ich es dir nicht erlauben.«
»Wie … wie willst du es denn verhindern?!«
»Mittels Magie.«
R’shiel wandte sich ab und schritt davon, bis sie in der Dunkelheit verschwand. Sie blickte sich kein einziges Mal um.
O doch, ich gehe in den Tod , dachte Loclon. An Maliks Fluch will ich nicht verrecken . Er raffte sich auf und lenkte seine Schritte zum Wasser. Ich wate in die Fluten und lasse mich im Meer versinken. Mehr brauche ich nicht zu tun .
Das Salzwasser ätzte die Wunden an seinen Beinen, während er in die Gischt tappte. Bis zur Hüfte tauchte er ins Wasser – dann merkte er mit einem Mal, weiter konnte er nicht gehen. Er wollte leben, erkannte er in höchster Verzweiflung. Obwohl er willentlich den Entschluss gefällt hatte zu sterben, wirkte in seinem Geist eine andere Kraft, die es ihm verwehrte. Ihm war es mit einem Mal vollständig unmöglich, noch einen Schritt vorwärts zu tun.
Loclon torkelte zurück ans Ufer und warf sich der Länge nach in den Sand, rieb den ganzen Leib auf dem körnigen Untergrund, um das Jucken zu mildern, aber der Sand marterte seine schon entzündete Haut nur noch ärger. Loclon schluchzte vor Qual. Es gab keine Abhilfe gegen das Jucken. Den Schmerz konnte er nicht bekämpfen. Nicht einmal sterben durfte er …
Eine Hand berührte ihn, und für einen Augenblick packte ihn frische Hoffnung. Er hatte gewusst, dass sie ihn nicht im Stich lassen würde! Sie war umgekehrt. Sie trieb
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