Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
alte Geschichte lohnte keinen Streit. Er beugte sich vor und schenkte nach, ohne sich aus dem Lehnstuhl zu erheben. Starros schlürfte den Wein voller Anerkennung. »Wie ich höre, hast du eine Braut genommen.«
»Ganz recht.«
»Eine Fardohnjerin?«
»Auch das ist richtig.«
»Nun ja, du hast immer gern gefährlich gelebt. Ist sie schön?«
»Gar sehr.«
»Und die Scherereien wert?«
Damin grinste. »Darüber bin ich mir noch im Unklaren.«
Starros lachte gedämpft. »Und an dem Gerücht, du hättest das Dämonenkind nach Hythria gebracht, ist ebenso etwas dran?«
Während Damin den Kelch von den Lippen nahm, blickte er Starros ins Gesicht. »Wo hast du denn das aufgeschnappt?«
»Mir raunen gewisse Quellen dergleichen zu«, gab der Meisterdieb selbstgefällig zur Antwort.
»Ich frage dich überaus ernst danach, Starros. Wie hast du so schnell davon erfahren?«
»Schnell? Teurer Freund, wir wissen davon seit Wochen.« Angesichts von Damins Miene wich nun sein Lächeln.
»Von wem?«
»Ich sehe, es bereitet dir wirklich tiefe Besorgnis, wie? Es ist mir von niemandem im engeren Sinne erzählt worden. Vielmehr geschah alles auf reichlich sonderliche Weise. Vor ungefähr sechs, sieben Wochen betrat ein alter Kerl die Stadt. Zunächst war er nicht allzu lästig, streifte bloß durch die Gassen und versuchte den Court’esa einzureden, ihre ›unsterblichen Seelen‹ schwebten in Gefahr, schwüren sie ihrem Tun nicht ab. Dann stand er an dieser oder jener Ecke und schwafelte Weisheiten, die kein Mensch hören mochte. Du kennst diesen Schlag schwatzhafter Prediger. In friedlichen Jahren zieht ein neuer Prophet je Monat durch die Stadt. Folglich haben wir ihm wenig Aufmerksamkeit geschenkt.«
»Aber …«, drängte Damin, der unterstellte, über diese Angelegenheit noch längst nicht alles zu wissen.
»Erinnerst du dich an Limik den Leoparden?«, fragte Starros.
»Einen langen Lümmel? Mit narbigen Händen?«
Starros nickte. »Als Kind hat er sie sich verbrannt.«
»Habe ich ihn nicht irgendwann einmal auspeitschen lassen, weil er seine Frau misshandelt hatte?«
»Es ist derselbe. Ein durch und durch verstockter Kerl.«
»Ich entsinne mich an ihn«, erklärte Damin. »Was hat er mit dem erwähnten Alten zu schaffen?«
»Das will ich dir erklären. Ich hatte Limik einen Auftrag erteilt … Ich glaube, es war vor rund drei Wochen. Ein gewisser Händler in der Kürschnergasse hatte die schlechte Angewohnheit, das Geschmeide seiner Gattin offen im Haus herumliegen zu lassen. Nach den Regeln unserer Zunft darf eine solche Achtlosigkeit keinesfalls unbestraft bleiben.«
»Gewiss nicht«, stimmte Damin ausdruckslos zu.
»Limik war, was derlei Streiche betrifft, ein erfahrener, geübter Geselle, also schickte ich ihn auf den Weg, um dem Händler eine Lehre zu erteilen. In der Tat erledigte er die Aufgabe und befand sich schon auf dem Rückweg zur Zunft, da begegnete er dem Alten.«
»Und was geschah dann?«
»Limik kehrte zu dem Händler um und gestand ihm die Tat, die dieser noch gar nicht bemerkt hatte – und seit dem Tag folgte Limik dem Alten wie ein junger Hund, bekannte jedem, der es nur hören mochte, dass er Dacendaran abgeschworen habe und jetzt Jünger einer anderen Gottheit sei.«
»Welcher anderen Gottheit?«
»Dazu schwieg er. Allerdings kam von da an häufig das Wort ›Sünde‹ aus seinem Mund.«
Damin zog eine sorgenvolle Miene. »Das klingt mir stark nach Xaphista.«
»Nicht einmal Limik wäre bei aller religiösen Besessenheit hirnschellig genug, um in den Straßen Krakandars laut diesen Namen zu nennen«, lautete Starros’ Antwort. »Auf jeden Fall sang der Alte vom nächsten Tag an ein anderes Liedchen. Mit einem Mal predigte er über dich. Er faselte, du hättest dich mit den Gottlosen verbrüdert – soll wohl heißen, den Medalonern – und mit dem Dämonenkind verbündet. Und schon rückt Kalan mit ihren Mannen an und nimmt die Stadt unter die Hut der Magier-Gilde.«
»Wo steckt der Alte jetzt?«
Starros zuckte mit den Schultern. »Er ist fort. Sobald ich die Nachricht erhielt, dass du dich auf dem Heimweg befändest, habe ich einige Leute ausgeschickt, die ihn ergreifen sollten. Aber er ist nirgends mehr aufzufinden. So spurlos verschwunden, als hätte er nie mitten unter uns geweilt.«
»Und Limik?«
»Einen Tag nach dem Fortgang des Alten verübte er Diebstähle in drei Häusern und einer Schänke. Er behauptet, sich an nichts entsinnen zu können. Aufgrund meiner
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