Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Platz; keine Vase und keine Leuchte hätten an anderer Stelle stehen können.
Damin folgte dem Klang zweier Stimmen durch den Wohnraum bis ins Ankleidezimmer. Dort betrachtete Adrina sich mit einem Ausdruck gewisser Bedenken in der Miene im mannshohen Spiegel. Sie trug ein langes, ärmelloses Krinolinenkleid, das in weichen Wellen smaragdgrüner Seide bis auf den Boden fiel. Nebenan kramte ihre Sklavin umher, räumte auf, nachdem ihre Herrin ein Bad genommen hatte. Als Adrina ihren Gemahl im Spiegel sah, drehte sie sich ruckartig um. »Damin!«
»Ich hatte nicht die Absicht, dir einen Schrecken einzujagen.«
»Weißt du nicht, wie man an eine Tür klopft?«
»Ich habe geklopft.«
»Aha …« Adrina strich das Kleid glatt und musterte ihn einige Augenblicke lang. »Du wirkst irgendwie verwandelt … Ach, ich sehe, woran es liegt. Ich habe dich noch nie in so reinlicher Verfassung gesehen. Du wirkst beinahe wie ein gesitteter Mensch.«
Damin hatte kaum einen Gedanken daran verschwendet, wie er aussehen mochte. Für seine Begriffe rechtfertigten ein weißer Seidenkittel, eine herkömmliche Hose und gewichste Stiefel schwerlich irgendwelche Bewunderung. Aber aus Adrinas Mund musste jedes Lob als seltene Außergewöhnlichkeit bewertet werden, und so zog er es vor, ihr nicht zu widersprechen.
»Hast du hier alles, dessen du bedarfst?«
»Ja, hab Dank. Das Kleid hat mir deine Schwester bringen lassen. Ich weiß nicht, wer es zuvor getragen hat, aber es passt mir ohne Zwicken und Zwacken.«
»Wenn du darüber hinaus etwas wünschst, wende dich an Orleon, meinen Obersten Hausverwalter. Er wird dir alles besorgen.«
»Danke.«
»Morgen schicke ich dir eine Schneiderin. Natürlich brauchst du allerlei angemessene Bekleidung.« Zwischen ihm und Adrina ergab sich ein unbehagliches Schweigen, während Damin darüber nachdachte, wie er die Angelegenheit, wegen der er sie aufgesucht hatte, ansprechen sollte. Adrina war eine launenhafte, unberechenbare Frau. Er konnte unmöglich voraussehen, wie sie aufnahm, was er zu sagen hatte. »Ich bedauere das Verhalten meiner Mutter. Sie hätte zu dir nicht derart schroff sein dürfen.«
»Beide haben wir doch gewusst, dass wir vor keiner leichten Unternehmung stehen, Damin. Ich habe durchaus erwartet, dass sie sich bei meinem Erscheinen von dieser Seite zeigt.« Unvermittelt lächelte Adrina, ihre Augen funkelten. »Mich tröstet die Vorstellung, wie sich mein Vater aufführen wird, wenn er alles erfährt. Meines Erachtens kann man sodann die Erregung deiner Mutter im Vergleich als durchaus gemäßigt einstufen.«
»Daran mag etwas sein«, sagte Damin, den der bisher gute Verlauf des Gesprächs erleichterte. »Dennoch möchte ich dich um eine Gefälligkeit bitten.«
»Eine Gefälligkeit?«
»Heute haben wir Marla überrascht. Also kann ihrerseits das Ärgste noch bevorstehen. Deshalb wäre es … am einfachsten …«
»Wenn ich den Mund halte«, beendete Adrina den Satz an seiner Stelle, »und mich von ihr beleidigen lasse?«
»In der Tat dachte ich an etwas immerhin Ähnliches …«
Er hatte befürchtet, dass sie nun in einen Wutausbruch verfiel, doch zu seiner Verblüffung nickte sie ihm zum Zeichen der Zustimmung zu. »Keine Bange, ich gedenke artig zu sein.«
» Artig willst du sein?«
»Es gibt überhaupt keine Veranlassung für dich, so befremdlich zu reagieren. Ich hege nämlich den Vorsatz, dieses possenhafte Abenteuer zu überleben, Damin, und dafür benötige ich deine Mutter zur Bundesgenossin. Es wird dich überraschen, wie liebenswürdig ich sein kann, sobald mir danach der Sinn steht.«
In Wahrheit hätte sie Damin damit keineswegs überrascht. Er wusste längst, dass sie, wenn sie es auf etwas anlegte, überaus reizend sein konnte. »Wahrhaftig, wenn es dir gelingt, Marla auf deine Seite zu ziehen, liegt dir ganz Hythria zu Füßen.«
»Dahin geht meine Absicht«, bekräftigte Adrina. »Und was soll zwischenzeitlich geschehen?«
»Zwischenzeitlich dürfte dir hier im Palast keine Gefahr drohen. Ich habe Almodavar den Auftrag erteilt, deine Leibwächter mit der allergrößten Sorgfalt auszuwählen. Allerdings musst du mir dein Wort geben, den Palast auf gar keinen Fall ohne sie zu verlassen.«
Adrina schnitt eine Miene des Missfallens, nickte aber. »Nun gut.«
»Des Weiteren habe ich bereits in die Wege geleitet, dass die Assassinen-Zunft von mir einen verlässlichen Bescheid erhält«, erklärte Damin. »Ich will mir ihren Dienst erkaufen, bevor jemand
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