Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Scherz.
»Schlimmer noch: Er bezichtigt dich in aller Öffentlichkeit des Hochverrats.«
»Soll er doch. Wer schenkt denn ihm schon Glauben?«
»Eine Menge Menschen. Du hast Krakandar beinahe schutzlos zurückgelassen, obwohl sogar der niedrigste Straßenbettler der Stadt längst die Gerüchte kennt, dass man in Fardohnja Pläne schmiedet, um gegen uns Krieg zu führen. Mit Medalon bist du einen Pakt eingegangen, ohne dich zuvor mit irgendjemandem zu beratschlagen. Narvell hast du dazu angestiftet, zur Unterstützung des Hüter-Heers mit Reitern nach Markburg zu ziehen. Daran wäre wenig auszusetzen gewesen, hättest du ihn mit der Verteidigung unserer Grenze betraut, aber so verhielt es sich ja keineswegs. Nach Medalon hast du ihn entsandt. Und heute kehrst du heim, als hätte sich nichts Ungewöhnliches zugetragen, und die Tochter unseres allerärgsten Erzfeindes bringst du mit als deine Braut. Es ist überhaupt kein Wunder, Damin, dass Cyrus gegen dich Vorwürfe erhebt. Vielmehr ist das Wunder darin zu sehen, dass er damit bislang noch niemanden zum Aufruhr verleitet hat.«
»Dann muss ich mich nach Groenhavn begeben«, sagte Damin und dachte an verschiedenerlei scheußliche, schmerzhafte Verrichtungen, denen er den Kriegsherrn des Dregischen Gaus allzu gern unterzöge. »Ich verweise diesen widerwärtigen kleinen Emporkömmling in die Schranken. Was hat eigentlich Lernen getan, während all das sich ereignete?«
»Er ist gereizt und griesgrämig«, erklärte Kalan. »In letzter Zeit ging es ihm nicht gut, und jetzt liegt Cyrus ihm in den Ohren. Er weiß genau, was Lernen gefällt, und leider, was schwerer wiegt, noch genauer, was er fürchtet. Du kannst dir wahrhaftig nicht ausmalen, welchen Unsegen Cyrus in deiner Abwesenheit angerichtet hat.«
R’shiel maß Damin mit einem sorgenvollen Blick. Ihm blieb unklar, was für eine grässliche, bedrohliche Miene er zog, bis er selbst sie, obgleich nur undeutlich, in der Verglasung gespiegelt sah.
»Handle keinesfalls überstürzt, Damin.«
»Was ich mir gerade in Bezug auf Cyrus vornehme, wird sehr, sehr langsam verlaufen, R’shiel.«
»Mir fehlt es an Zeit, um dir auch noch bei einem Krieg Rückhalt zu gewähren, Damin.«
Er lächelte kaltsinnig. »Keine Bange. Es wird ein scheußlicher, aber kurzer Krieg sein.«
»Welche Frist ist seit alldem inzwischen verstrichen?«, erkundigte sich R’shiel, nachdem sie Damin einen verdrossenen Blick zugeworfen hatte.
»Über einen Monat ist es her. Ich halte mich seit dem Jonadalup-Fest in Krakandar auf. Mutter hat sich beeilt herzukommen, sobald sie erkannt hat, dass der Stadt Gefahr droht. Narvell ist vor sechs Tagen eingetroffen.«
»Da er also hier ist, könnt Ihr gewiss bedenkenlos mit Euren Mannen aus Krankandar abziehen und nach Groenhavn umkehren, oder etwa nicht?«
»Nein. Wenn wir Groenhavn aufsuchen, dann zu dem Zweck, dass Damin bei der Versammlung der Kriegsherren ein Gesuch um die Rückgabe seines Gaus einreichen kann.«
»Ein Gesuch an die Kriegsherren?!« Aus Empörung verlor Damin die Beherrschung. »Zum Henker mit ihnen!«
R’shiel zuckte, ganz als wäre sie Schicksalsergebenheit gewohnt, mit den Schultern. »Dann gehen wir zu diesem Zweck nach Groenhavn.«
»R’shiel …«
»Damin, wir müssen schleunigst für klare Verhältnisse sorgen. Medalon steht unter karischer Oberhoheit, und ich kann daran nichts ändern, solange ich nicht weiß, wie sich Xaphista stürzen lässt. Wenn es dazu erforderlich ist, diese fluchwürdigen Kriegsherren zu beschwichtigen, dann muss es geschehen.«
»Weshalb die Eile?«, fragte Kalan voller Argwohn. »Xaphista ist im Norden schon seit Jahrhunderten der Mächtigste. Ein paar Monate mehr oder weniger dürften keinen wesentlichen Unterschied bedeuten.«
»Es geht nicht allein um den ›Allerhöchsten‹«, antwortete Damin. »Ich habe mein Wort gegeben, den Hütern bei der Befreiung Medalons Beistand zu leisten. Eine ganze Legion Hüter ist zu uns unterwegs.«
»Du holst Hüter auf hythrischen Boden?!«, schrie Kalan entsetzt. »Damin, wie konntest du dich nur zu so etwas versteigen?«
»Sie kommen als Verbündete«, stellte R’shiel klar.
»Für uns kann es, was die Kriegsherren anbelangt, keine medalonischen Verbündeten geben. Sollten die Hüter einen Fuß über die Grenze setzen, bevor sämtliche hiesigen Verwicklungen behoben sind, Damin, kann ich nichts mehr tun, um deinen Hals zu retten. Dann verlierst du Krakandar, den Großfürstenthron und
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