Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
wahrscheinlich auch das liebe Leben.« Zorn lohte aus den Augen der Großmeisterin, als sie sich an R’shiel wandte. »Ich vermute, Ihr tragt dafür ebenso die Verantwortung?«
»In gewisser Hinsicht«, gestand R’shiel ein.
»Und wie fügt es sich in Euren großen Plan zur Vernichtung Xaphistas?«
»Gelingt es uns nicht, die Karier aus Medalon zu vertreiben, wird Hythria ihr nächstes Opfer sein. Wird Xaphista stärker anstatt schwächer, fällt es mir folglich umso schwerer, seinen Untergang zu bewirken. Wir brauchen die Hüter und zudem jeden waffenfähigen Mann Hythrias. Nur so können wir den Haupt-Gottheiten die etlichen Millionen von Gläubigen zuführen, die heute Xaphista anbeten.«
»Was soll das heißen? Wollt Ihr Xaphistas Macht untergraben, indem Ihr in Karien den Haupt-Gottheiten zu neuem Einfluss verhelft?«
»Wie stellt Ihr es Euch denn vor? Dass ich Xaphista aufspüre und ihn mit Blitz und Feuer ausräuchere? Wenn Ihr mir aus den Archiven der Gilde keine handliche Schriftrolle vorlegen könnt, der eine genau Beschreibung zu entnehmen ist, wie er sich rasch austilgen lässt, bleibt mir, wenn ich dem ›Allerhöchsten‹ ernstlich gefährlich werden will, keine andere Wahl, als den Glauben seiner Anhänger zu erschüttern. Ein derartiges Vorgehen aber ist mir verwehrt, solange er auf diesem Erdteil umhertobt und mit Siegeszügen prahlen darf. Dem Hüter-Heer muss Beistand zukommen. Es gilt, Medalon zu befreien.«
»Und wie gedenkt Ihr das Ansehen der Haupt-Gottheiten wiederherzustellen?«
»Diese Aufgabe fällt Euch zu.«
Aus großen Augen musterte Kalan das Dämonenkind. »Ich begreife nicht recht, wie …«
»Dafür muss eine Art von straff geordnetem, gleichsam religiösem Orden her, und mit so etwas hat die Magier-Gilde immerhin eine beträchtliche Ähnlichkeit«, erläuterte R’shiel leicht ungeduldig. »Die Karier sind an strenge Ordnung gewöhnt. So behält Xaphista sie ja unter seiner Fuchtel. Ich kann seine Kirche nicht schlichtweg aus der Welt fortzaubern. Ich muss sie durch etwas anderes ersetzen .«
»Seit dem Verschwinden der Harshini hat sich unsere Macht erheblich verringert.«
»Ich weiß. Aber Brakandaran hat mir erzählt, dass die Magier-Gilde einst Abgesandte in jeden Winkel des Erdteils schicken konnte. Sie hätte sogar durch Gegenden unbehelligt reisen können, in denen Krieg wütete.«
Kalan nickte. »Ihre schwarze Gewandung, der Umhänger mit dem Gilden-Wahrzeichen und die Hochachtung, die das Volk unseren Mitgliedern entgegenbrachte, haben sie stets geschützt.«
»Doch diese Zeiten sind seit langem vorüber«, sagte Damin zur Warnung. »Wird heutzutage in Fardohnja irgendwer mit dem Diamanten-Wahrzeichen erblickt, kerkert man ihn als hythrischen Spion ein. In Medalon steckt man solche Leute in Straflager. Und in Karien verbrennt man sie auf dem Scheiterhaufen.«
»Ich kann diese Zustände ändern. Wir können gemeinsam einen Wandel herbeiführen. Aber ich brauche Eure Hilfe, Kalan. Als Erstes muss ich Zutritt in Eure Archive haben; dann müssen wir Hythria einen und eine friedliche Nachbarschaft mit Fardohnja aushandeln. Den Hythriern obliegt es, Medalon beim Vertreiben der Karier Beistand zu leisten. Und ich muss auf die Unterstützung durch die Gilde bauen dürfen. Nur unter diesen Voraussetzungen bietet sich mir die Möglichkeit, mit gewissen Erfolgsaussichten gegen den ›Allerhöchsten‹ anzutreten.«
Kalan nickte vor sich hin, während ihr die Zusammenhänge klar wurden. »Einmal angenommen, wir schaffen es, Damin den Gau zu erhalten und unsere Heerhaufen zur Befreiung Medalons einzusetzen, auf welche Weise beabsichtigt Ihr dann, die Karier zu bekehren?«
»Ich möchte nicht so vorwitzig sein, diesen Teil meiner Vorhaben schon heute zu enthüllen.«
Damin schaute sie schief an; er fragte sich, ob sie tatsächlich aus Vorsatz schwieg oder ganz einfach selbst noch keine diesbezüglichen Vorstellungen hatte.
Misstrauisch kniff Kalan die Lider zusammen. »Und doch fordert Ihr meine Mitwirkung?«
»Ich ersuche darum, Kalan. Stünde mir danach der Sinn, sie zu fordern, bäte ich einen der Götter, zu erscheinen und meinen Wunsch zum göttlichen Ratschluss zu erklären.«
»Dann will ich sehen, ob ich Euch zur Gänze recht verstehe. Ihr verlangt, dass ich nach Groenhavn umkehre und verkünde, die Magier-Gilde segne die Vermählung des hythrischen Großfürstenerben mit der Tochter König Hablets. Ferner wünscht Ihr, so lautet meine Vermutung, dass ich
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