Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
furchtbare Drohungen wider die übrigen Kriegsherren ausstoße, damit sie es keinesfalls wagen, dagegen aufzubegehren. Und während Ihr unsere Archive nach etwas durchwühlt, das es wahrscheinlich gar nicht gibt, soll ich erwirken, dass Damin den Krakandarischen Gau behalten darf, und überdies die Kriegsherren-Vollversammlung dahin überzeugen, es nicht etwa als Kriegshandlung zu verstehen, wenn tausend oder mehr Hüter über unsere Grenze ins Land ziehen, sondern als Zeichen der Freundschaft.«
»Ließe es sich so einrichten«, stimmte R’shiel zu, »wäre mir das eine sehr große Hilfe.«
»Und Ihr? Nachdem Ihr mittlerweile die halbe Welt an den Rand des Krieges gezerrt habt, was werdet Ihr eigentlich tun?«
»Ich verschaffe Euch und der Magier-Gilde mehr Macht, als Euch seit Jahrhunderten zu Gebote stand«, verhieß das Dämonenkind.
Ein Weilchen saß Kalan schweigend da und dachte nach. »Ihr unterbreitet ein überaus großmütiges, verführerisches Angebot, Dämonenkind«, äußerte sie zu guter Letzt.
»Wie es Euch voraussichtlich kein zweites Mal angetragen wird.«
Kalan besah ihre Hände, bevor sie R’shiels Blick von neuem erwiderte. »Dass Ihr Zugang in unsere Archive erhaltet, versteht sich von selbst. Sie sind nicht weniger Besitz der Harshini als unser Besitz. Was das Übrige angeht … Zur Stunde kann ich Euch noch keine Antwort geben. Ich muss über alles aufs Gründlichste nachdenken. Eure Anliegen sind ohne Beispiel. Und ich möchte zuvor darüber mit meiner Mutter sprechen.« Sie richtete den Blick auf Damin. »Der ganze geschilderte Plan, so unterstelle ich, ist dir vertraut?«
Er nickte. »Und ebenso Adrina.«
»Darin ist immerhin eine Erklärung für eure vollkommen unfassbare Hochzeit zu sehen.« Kalan stand auf und strich ein nicht vorhandenes Stäubchen von ihrem schwarzen Gewand. Ihr hellblondes Haar fiel beim Aufstehen in die Stirn, und als sie den Blick hob, wirkte sie viel jünger und unschuldiger, als sie es in Wahrheit sein konnte. »Ich teile Euch meine Entscheidung mit, sobald sie gefällt ist. Auf bald, Dämonenkind … Damin …« Höflich verneigte sie sich und verließ das Solarium.
Damin drehte sich R’shiel zu und schüttelte den Kopf. Ratlos schaute sie ihn an. »Was denn …?«
»Ich muss es bestaunen, wie meisterlich du die Menschen zu lenken verstehst, R’shiel.«
»Das klingt mir fast, als ob du darin etwas Verwerfliches erblickst.«
»Davon habe ich kein Wörtchen gesagt. Bloß bereitet es mir beachtliche Schwierigkeiten, mich auf dich einzustellen, wenn ich nie weiß, auf was du es im nächsten Augenblick abgesehen hast.«
»Vielleicht wirst du noch merken, dass es so besser ist«, meinte R’shiel mit dem allerknappsten Lächeln.
Daran zweifelte Damin, verzichtete jedoch darauf, diesen Gesprächsgegenstand weiter zu verfolgen. »R’shiel, siehst du gelegentlich Dacendaran?«
»Ich habe seit dem Abmarsch von der karischen Grenze nicht mehr mit ihm gesprochen.«
»Kannst du dich an ihn wenden?«
»Wird mir schon möglich sein.«
»Würdest du dich bei ihm erkundigen, ob sich gegenwärtig irgendwer mit besonderem Eifer darum bemüht, ihm die Jünger abspenstig zu machen?«
»Wenn dir daran liegt … Warum?«
»Ich bin mir nicht sicher … Mir ist da etwas zu Ohren gekommen, das mir ein wenig Sorge bereitet, sonst hat es damit nichts auf sich.«
»Wenn du es als bedeutsam erachtest, frage ich ihn danach.«
»Nun, das ist es ja eben«, gestand Damin. »Eigentlich weiß ich nicht, ob es bedeutsam oder unwichtig ist.«
14
Zu gern hätte R’shiel Krakandar besichtigt, doch zeigte sich, dass ihr Ruf als Dämonenkind ihrem Wunsch ernsthaft im Wege stand. Aus reiner Einfalt hatte sie gehofft, geheim halten zu können, wer sie war, bis sie sich in Groenhavn befanden. Ihre allgemeine, verschwommene Vorstellung war es gewesen, vor die Vollversammlung der Kriegsherren zu treten, dort dazu aufzurufen, doch recht nett und freundlich zu sein, weil sie, das Dämonenkind, es so wollte, danach im Archiv der Magier-Gilde das Rätsel zu lösen, wie sie Xaphista stürzen konnte, und schließlich an der Spitze eines hythrischen Heers nach Medalon heimzukehren.
Jetzt aber musste sie zugeben, dass die Wahrscheinlichkeit, alles möge sich so reibungslos fügen, äußerst gering war. Ihr war nicht bewusst gewesen, wie viel die Dämonenkind-Sage diesen Heiden bedeutete, und sie hatte nicht vorausgesehen, in welchem Umfang Damin daraus Nutzen zu ziehen gedachte. Die
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