Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
nicht begreifen, wieso die Harshini es duldeten, dass Lorandraneks Kind unter ihren Todfeinden aufwuchs.«
»Bis vor kurzem wussten die Harshini überhaupt nicht über mich Bescheid. Als sie von mir hörten, sandten sie Magus Brakandaran aus, um mich ausfindig zu machen. Ich merke Euch an, dass Ihr beunruhigt seid, Eure Hoheit, aber denkt nur einmal daran, wie ich mich fühlen muss. Gemäß meiner Erziehung soll ich die Harshini verabscheuen. Für niemanden war es fürchterlicher als für mich, die Wahrheit zu entdecken.«
»Doch allem Anschein nach habt Ihr Euch recht bald daran gewöhnt.«
»Nicht aus freien Stücken, das glaubt mir, sondern aus Notwendigkeit.«
Marla trank einen Schluck Wasser und betrachtete R’shiel über den Becherrand hinweg. »Und nachdem Ihr beschlossen hattet, Euch damit abzufinden, dass Ihr seid, was Ihr seid, habt Ihr die Entscheidung gefällt, Euch in die ureigensten Angelegenheiten jedes Volkes auf diesem Erdteil einzumischen.«
»Ich kann es mir gar nicht erlauben, meine Pläne halbherzig anzupacken«, erklärte R’shiel mit knappem Schmunzeln. »Ich soll Xaphista bezwingen. Ein solches Vorhaben kann unmöglich in Angriff genommen werden, ohne dass es Auswirkungen auf all unsere Zeitgenossen hat.«
»Und diese Eheschließung? Wie habt Ihr Damin die Einwilligung abgerungen? Habt Ihr ihn mit einem Zauberbann belegt? Oder hat das etwa diese Fardohnjerin getan?«
»Gewiss, Damin mag unter Adrinas Bann stehen, Eure Hoheit, allerdings hat er nichts mit Zauberei zu tun.«
»Aber er steht ganz offensichtlich unter irgendeinem Bann«, äußerte Marla mit plötzlicher Heftigkeit. »Was sie angeht, ist sein Verstand regelrecht umnachtet. Niemals zuvor habe ich erlebt, dass er so hartnäckig an einem Weib hing. Er redet gar daher, sie würde eines Tages die Großfürstin Hythrias sein.«
»Und dahin wird es tatsächlich kommen.«
»Eine Fardohnjerin wird seitens der Kriegsherren niemals anerkannt werden.«
»Beizeiten werden sie es sehr wohl tun.«
»Es kann sein, dass uns für dergleichen zu wenig Zeit bleibt«, entgegnete Marla. »Mein Bruder ist einem baldigen Tod geweiht, Dämonenkind. Es ist nur noch eine Sache kurzer Frist, bis er den Leiden erliegt, die ihn hinzehren. Man kann nicht in den Lastern schwelgen, die ihm stets solches Vergnügen bereitet haben, ohne eines Tages den Preis entrichten zu müssen. Wir haben keine Jahre, ja nicht einmal Monate zur Verfügung, um die Kriegsherren an die Vorstellung einer Großfürstin fardohnjischer Herkunft zu gewöhnen. Vielleicht sind es nur Wochen, und diese Zeitspanne ist viel, viel zu kurz.«
»Dann müsst Ihr eben Euer höchst beachtliches Überzeugungsvermögen aufbieten, oder?«
Marla zog eine finstere Miene. »Bis jetzt habt Ihr noch nicht einmal mich von der Richtigkeit dieser Ehe überzeugt.«
»Es ist gar nicht erforderlich. Sie ist geschlossen.«
»Ich lasse sie lösen.«
»Ich lasse ihre Gültigkeit durch die Harshini bestätigen. Falls nötig, lasse ich die Götter selbst eingreifen. Ihr könnt mir in dieser Sache nicht widerstreben, Eure Hoheit. Ich habe, wenn es um göttlichen Beistand geht, weit mehr Rückhalt als Ihr.«
Die Fürstin blickte außerordentlich unzufrieden drein. »Selbst wenn ich diese völlig abartige Verbindung billigen sollte, darf man einer Fardohnjerin nicht über den Weg trauen, am wenigsten einer, die zu Hablets Brut zählt.«
»Ihr bezweifelt, dass Adrina zwischen den beiden Völkern Frieden wünscht?«
»Ich glaube, dass diese junge Frau den Thron ihres Vaters erringen will und darin in Wahrheit der alleinige Grund zu sehen ist, warum sie meinen Sohn geheiratet hat. Ist Euch überhaupt klar, welche Macht Ihr in ihre Hand gelegt habt?«
»Ich bin mir ziemlich sicher, Adrina weiß, dass ein etwaiger Sohn voraussichtlich König wird.«
»Davon rede ich nicht«, erwiderte Marla barsch. »Ihr Bestreben steht in keinerlei Zusammenhang mit einem Kind, das sie vielleicht gebärt. Hablet hat keine ehelichen Söhne. Nach uraltem Gesetz ist daher gegenwärtig Damin sein Erbe. Folglich wäre der fardohnjische Thron meinem Sohn allemal zugefallen, aber nun, nachdem Ihr Euch eingemischt habt, wird diese fardohnjische Metze seine Königin. Was wähnt Ihr denn wohl, wie lange mein Sohn danach noch das liebe Leben behält?«
Entgeistert lehnte sich R’shiel zurück. »Das habe ich nicht gewusst.«
»Natürlich habt Ihr es nicht gewusst. Doch Ihr dürft Euch darauf verlassen, dass Adrina es genau
Weitere Kostenlose Bücher