Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Wort, das ich spreche, stößt bei dir auf Argwohn. So war es vom ersten Tag unserer Begegnung an.«
»Nicht ohne Grund«, behauptete Damin. »Du hast damals gelogen, und es ist nicht undenkbar, dass du auch heute lügst. Seit wann weißt denn du von dem Gesetz, das mich zum Erben der Krone Hablets macht?«
»Was beliebst du damit anzudeuten?«
»Es wäre nicht unvorstellbar, dass du dich schon seit Jahren mit der Absicht trägst, Königin zu werden. Du hast Cratyn dazu bewogen, dich mit auf das Feld zu nehmen, zur medalonischen Grenze. Du verlässt ihn, fliehst nach Medalon und nennst dem erstbesten Hüter deinen wahren Namen, sodass zwangsläufig die Gewähr besteht, meine Aufmerksamkeit zu erlangen. Dann brauchtest du lediglich Cratyn zu beseitigen und dich mit mir zu vermählen, und nun kannst du getrost auf das Ableben deines Vaters harren und mich seinen Thron besteigen lassen, um mich anschließend zu meucheln. Danach wärst du alleinige Herrscherin über Hythria und Fardohnja.«
»Was für ein haarsträubender Unfug! Nicht ich habe Cratyn getötet.«
»Nein, das Dämonenkind war die Ausführende. Dasselbe Dämonenkind, das unsere Eheschließung gefordert hat.«
»Verfällst du etwa dem Wahn, R’shiel sei die Mitwisserin völlig verdrehter Ränke, die ich zu dem Zweck ausgeheckt hätte, mich zur Weltherrscherin aufzuschwingen? Du bist ja irrsinnig.«
Zornig wirbelte Adrina herum und lief zum Ausgang, doch Damin erhaschte ihren Arm und zog sie zurück. Dabei konnte er sein Grinsen nicht verheimlichen. »Manchmal kannst du ja so leichtgläubig sein, Adrina …«
Erbittert schlug sie ihn mitten auf die Brust. »Verflixt noch mal, Damin, kannst du denn nicht anderes, als andauernd nur Unfug zu treiben? Hast du eigentlich eine Vorstellung davon, was rings um dich geschieht? Du musst nach Groenhavn reiten und einem Empörer die Krone entwinden, die dir zusteht. Wahrscheinlich heften sich Assassinen an deine Fersen, und überdies droht ein Bürgerkrieg, aber dir fällt nichts Gescheiteres ein, als alberne, kindische Possen zu reißen.«
»Ich erkenne stets ganz genau, was sich ringsherum ereignet, Adrina«, beteuerte Damin in plötzlichem Ernst. »Schon seit meiner Geburt umlauern mich Assassinen. Zwölf Jahre zählte ich, als man befand, es sei sicher genug, mich ohne einen bewaffneten Leibwächter am Fußende meines Bettes schlafen zu lassen, und das nur, weil Almodavar die Auffassung vertrat, ich sei geschickt genug im Umgang mit der Klinge, um einen Erwachsenen zu töten. Ich weiß mit der Gefahr des Meuchelmords zu leben, und die Götter wissen, dass ich etwas vom Kriegshandwerk verstehe. Aber ich will dir etwas sagen, das dich vielleicht überrascht. Ich wünschte, ich könnte dir Vertrauen entgegenbringen. Zu gern wüsste ich, was du wirklich im Sinn hast. Ich wollte, es gäbe einen einfachen Weg, um in Bezug auf dich Sicherheit zu haben.«
»Du hast mir niemals eine Gelegenheit gegeben, um es dir zu beweisen, Damin«, warf Adrina ihm vor.
Er hielt sie noch am Arm, und als er sie vollends an sich zog, widerstrebte sie nicht. Sie sah so offenherzig, so ehrlich, so aufrichtig aus, dass er sich, wie er es ersehnte, nun fast dazu durchgerungen hätte, ihr schlichtweg Vertrauen zu schenken. Aber täuschte er sich in ihr, konnte es ihn das liebe Leben kosten; doch in diesen Augenblicken, während seine Arme sie umfingen, ihre Lippen seinem Mund so nah waren, dass er ihren Atem spürte, beunruhigte diese Möglichkeit ihn bei weitem nicht so sehr, wie es eigentlich hätte der Fall sein müssen.
»Großfürst, Kriegsherr Falkschwert ersucht um … Ach, um Vergebung, Eure Hoheit.« An der Tür stand Almodavar, dem es sichtlich peinlich war, Damin in so enger Umarmung mit Adrina anzutreffen.
Nach einem flüchtigen Blick des Bedauerns ging Adrina von Damin auf Abstand und drehte sich dem Reiterhauptmann zu. »Schon recht, Almodavar, ich hatte ohnehin vor zu gehen. Wir setzen die Unterhaltung später fort, Damin, wenn dir mehr Zeit zur Verfügung steht.«
»Adrina?«
Auf der Schwelle hielt sie an. »Ja?«
»Was war es, das du mir sagen wolltest?«
»Nichts allzu Wichtiges. Ich erzähle es dir ein anderes Mal.«
»Sehen wir uns heute noch wieder?«
Sie nickte. »Wenn du es wünschst, ja.«
Sobald sie fort war, widmete Damin seine Gedanken erneut der Frage, wie Krakandar sich am vorteilhaftesten schützen ließe, konnte aber nicht den Eindruck verdrängen, dass Adrina etwas höchst Wichtiges
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