Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
sein Gespräch mit Rogan.
Damin nickte. »Vor zehn Tagen ist bei Rogan ein Briefvogel aus Groenhavn eingetroffen.«
R’shiel fasste den anderen Kriegsherrn ins Augenmerk. »Warum hat es so lange gedauert, uns in Kenntnis zu setzen?«
»Was denn, Mädel, wer bist du, dass du mein Handeln infrage stellst?«
»Um Vergebung, Rogan, ich habe die Höflichkeit außer Acht gelassen«, sagte Damin zerstreut. Im Augenwinkel beobachtete er Adrina, die sich soeben zu ihnen gesellte; ihn bangte davor, sie könne etwas tun, das sie allesamt in Verlegenheit brachte oder gar, was noch schlimmer wäre, in Gefahr. »Kriegsherr Rogan Bärtatz vom Izcomdar-Gau, gestattet mir, Euch Ihre Königliche Hoheit R’shiel té Ortyn vorzustellen, das Dämonenkind.«
»Das Dämonenkind ? Ihr macht Euch einen Spaß mit mir, wie?«
»Nein, Fürst, es ist beileibe kein Spaß, o nein«, stellte R’shiel klar. »Damin, was geht hier gegenwärtig vor?«
Bevor Damin ihr eine Antwort geben konnte, erreichte ihn Adrina. Zu seiner Verblüffung vollführte sie vor ihm einen feierlichen Hofknicks. »Eure Hoheit, ich spreche Euch mein Beileid zum Verlust Eures Onkels aus und meinen Glückwunsch zu Eurem Aufstieg zum Großfürsten.«
Entgeistert musterte Damin sie. Ihr Tonfall hatte nicht die winzigste Andeutung der Spöttelei vermittelt, keinen noch so geringfügigen Anklang des Höhnens. Sie richtete sich auf und erwiderte seinen Blick aus ernster Miene.
»Wer ist dieses wundervolle Geschöpf?«, erkundigte sich Rogan, den ihre würdevolle Haltung sichtlich beeindruckte.
»Vor Euch seht Ihr meine Gemahlin, Fürst Bärtatz, Prinzessin Adrina.«
Spröde lächelte Adrina dem Kriegsherrn zu und streckte ihm die Hand entgegen. Auf althergebrachte Weise verbeugte er sich und küsste die Hand, während er Adrina aufmerksam in Augenschein nahm. »Ich wähne, Eure Hoheit, Ihr seid keine Hythrierin.«
»Ihr seid sehr scharfäugig, Kriegsherr. Ich bin tatsächlich keine Hythrierin, sondern Fardohnjerin.«
Rogan warf Damin einen etwas bösen Blick zu. »Ihr habt eine Fardohnjerin zur Braut genommen?«
»Ich …«, setzte Damin zu einer Entgegnung an; doch R’shiel kam ihm zuvor und gab Rogan ihre Art von Antwort.
»Er hat die Braut genommen, die ich ausgewählt habe, Fürst Bärtatz. Solltet Ihr dagegen Einwände haben, kann ich Euch ein Streitgespräch mit den Göttern zu Stande bringen. Verehrt Ihr einen Lieblingsgott, oder kann Euch eine beliebige Gottheit recht sein?«
Aus großen Augen starrte Rogan sie an, während ihm schwante, dass er wirklich vor dem Dämonenkind stand. R’shiels unduldsames Auftreten, ihre insgesamt gegen alle Titel und alles Adelsblut gleichgültige Einstellung, all das wies mit stärkstem Nachdruck darauf hin, dass man mit keiner gewöhnlichen Sterblichen zu tun hatte. Die Tatsache, dass ihr Gebaren mehr damit zusammenhing, in der Schwesternschaft des Schwertes aufgewachsen zu sein, als mit ihrer leibhaftigen Verkörperung einer heidnischen Sage, empfand Damin als Witz der Vorsehung.
Rogan fiel vor R’shiel aufs Knie. »Göttliche …«
R’shiel verdrehte die Augen, doch zum Glück hatte Rogan den Kopf gesenkt und konnte es nicht sehen. Ihre Stimme verriet nichts von allem, was sie in Wahrheit empfinden mochte. »Erhebt Euch, Fürst Bärtatz. Ich bedarf nicht Eurer Anbetung.«
»Allerdings ist es nicht auszuschließen, dass wir den Beistand Eures Schwertes brauchen«, äußerte Damin, als Rogan aufstand.
»Sind irgendwo Ärgernisse entstanden?«, fragte Adrina.
»Cyrus Aarspeer, ein Anverwandter, fordert den Großfürstenthron.«
»Dann müssen wir schleunigst nach Groenhavn ziehen und ihm in den Arm fallen, Eure Hoheit.«
Adrinas Wort entlockte Rogan ein grimmes Schmunzeln. »Wie ich sehe, hat dieses fardohnjische Mädel ganz schön was auf dem Kasten.«
Damin biss die Zähne zusammen, während Adrina den Recken aus kalten, grünen Augen von Kopf bis Fuß betrachtete. »Ich bin kein ›Mädel‹, Kriegsherr, sondern eine fardohnjische Prinzessin königlicher Abstammung. Die Treue zu Eurem Großfürsten berechtigt Euch keineswegs, mich zu beleidigen.«
»Verzeiht, Eure Hoheit«, stammelte Rogan, den die Rüge merklich traf. »Ich hatte keine Absicht, Euch zu beleidigen.«
»In diesem Fall will ich Euch vergeben, Kriegsherr. Mein Gemahl braucht treue Hythrier wie Euch. Es liegt mir fern, seine Macht zu schwächen, indem ich Euch für eine Belanglosigkeit hinrichten lasse. Wenigstens dieses Mal noch
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