Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
unausgesprochen gelassen hatte.
17
Als Brakandaran vom Abendessen in seine Kammer zurückkehrte, traf er dort Teriahna an. Die würzigen Speisen Fardohnjas fanden sein Wohlgefallen, sodass er ausgiebig gegessen und das Gefühl der Stärkung genossen hatte, die ein von vorzüglichem Wein begleitetes Mahl hinterließ. Im ersten Augenblick bereute er die ausgedehnte Schwelgerei; doch selbst wenn Teriahna das Zimmer durchsucht hatte, gab es darin nichts, was sie hätte finden können.
Er sparte sich die Mühe, sie zu fragen, wie sie das Schloss geöffnet hatte. Derlei Fertigkeiten erwarben schon die Lehrlinge der Assassinen-Zunft. Außerdem hatte er ihren Besuch erwartet. Sie hatte versprochen, ihm in der Verkleidung eines Edelmanns aus dem südlichen Fardohnja, der zu Besuch in der Stadt weilte, um bei Hofe nach einer königlichen Braut Ausschau zu halten, Zutritt in den Palast zu verschaffen. Diese Wahl hatte Brakandaran zunächst befremdet, doch Teriahna hatte ihm erklärt, dass Hablet, da er noch so viele Töchter zu vergeben hatte, nachgerade jeden Mann empfing, der die Aussicht bot, ihn einer zu entledigen, vor allem, wenn der Freier ein völlig unbedeutender Adeliger ohne Macht und Einfluss war, der weit entfernt von Talabar lebte.
»Ist es so weit?«, fragte Brakandaran, während er hinter sich die Tür schloss. Teriahna saß in der Nähe des Fensters und schaute in den Garten hinaus. Wie jeden Abend, wenn die Sonne sank, erfüllte Jasminduft die Luft. Schatten verdüsterten den Raum. Als sie antwortete, drehte Teriahna sich nicht um.
»Lernen Wulfskling ist tot.« Nun sah sie Brakandaran an, und trotz des Zwielichts erkannte er in ihren Augen Neugierde. »Werden sich dadurch Eure Pläne ändern?«
»Da bin ich mir nicht sicher. Was ist vorgefallen?« Brakandaran entzündete die Leuchte, die auf dem Tisch stand, schob den zweiten Lehnstuhl ans Fenster und nahm neben Teriahna Platz.
»Nach allem, was man hört, haben ihn die Pocken dahingerafft. Dennoch kommt sein Ableben weder überraschend noch unerwartet. Bemerkenswert ist allerdings, dass sein Tod schon vor fast einem Monat eintrat.«
»Und erst jetzt habt Ihr davon erfahren? Wer hat den Mantel des Schweigens über sein Ableben gebreitet? Von der Stunde an, als sein Tod gewiss war, hätte die Magier-Gilde die Glocken jedes Tempels in ganz Hythria läuten müssen.«
»Die Großmeisterin weilt nicht in Groenhavn. Sie befindet sich in Krakandar. Damin Wulfsklings Pakt mit Medalon hat andernorts beträchtlichen Unmut ausgelöst. Nach Fürstin Marla ist daher auch sie nach Krakandar geeilt, um für Ruhe zu sorgen.«
»Also war Fürstin Marla bei Lernens Tod gleichfalls nicht in der Hauptstadt? Kein erfreuliches Vorkommnis.«
»Schlecht für Damin Wulfskling, das mag sein, aber ein günstiger Glücksfall für Cyrus Aarspeer. Er hat sich zum Großfürsten ernannt.«
»Ohne die Billigung der Großmeisterin? Wie lange gedenkt er es denn wohl bleiben zu dürfen?«
»Auf seiner Seite hat er die Kriegsherren von Groenhavn und Pentamor. Dass Narvell Falkschwert den Anspruch Damin Wulfsklings auf den Großfürstenthron unterstützt, kann als ausgemachte Sache gelten, aber bislang weiß man nichts über Rogan Bärtatz’ und Tejay Löwenklaus Haltung.«
Brakandaran nickte nachdenklich. Zu lange hatte er sich kaum um die inneren Angelegenheiten der südlichen Völker gekümmert. Einst hatte es eine Zeit gegeben, in der er es nicht nötig gehabt hatte, Erkenntnisse bei der Assassinen-Zunft einzuholen. »Weshalb hat es so lange gedauert, bis die Nachricht Euch erreichte? Ich hätte angenommen, Ihr erfahrt so etwas innerhalb weniger Tage.«
»Unter herkömmlichen Voraussetzungen wäre es zweifellos so gewesen«, stimmte Teriahna zu. »In diesem Fall jedoch hat offenbar irgendwer keine Mühe gescheut, um eine rasche Verbreitung der Nachricht zu verhüten.«
»Cyrus Aarspeer?«
»Oder seine Handlanger. Meines Erachtens haben wir es nicht mit einer Gelegenheitstat zu schaffen. Was gegenwärtig geschieht, ist äußerst sorgfältig geplant worden, und zwar schon seit geraumer Frist.«
»Mag sein … Weiß König Jasnoff schon über Kronprinz Cratyns Tod Bescheid?«
»Ich bezweifle es. Möglicherweise ist die Todesnachricht noch nicht in Schrammstein eingetroffen. In Karien herrscht Winter, das Reisen ist beschwerlich.«
»Man kann einen Briefvogel entsandt haben.«
»Auch Briefvögel fallen bisweilen schlechtem Wetter zum Opfer, Brakandaran.«
»Und Eure
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