Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
nicht.«
Damin stockte der Atem, er erwartete, dass Rogan einen Wutausbruch erlitt. War Adrina denn überhaupt nicht klar, was sie da anrichtete? Damin wusste, dass er auf Narvell bauen konnte, wahrscheinlich auch auf Tejay Löwenklau im Morgenlicht-Gau, der an Fardohnja grenzte, Rogan jedoch mochte sich auf die eine oder andere Seite schlagen. Ihm für seine losen Worte die Hinrichtung anzudrohen, war für Damins Begriffe schwerlich das tauglichste Mittel, um ihn für die eigene Seite zu gewinnen. Aber der befürchtete Wutanfall blieb aus. Stattdessen wirkte Rogan wahrhaftig gründlich beschämt.
»Habt meinen Dank für Eure Nachsicht, Eure Hoheit«, antwortete er, indem er sich nochmals verbeugte. »Und nun darf ich Euch bitten, mich bis auf Weiteres zu entschuldigen. Ich möchte Fürstin Marla aufsuchen und auch Ihr mein Beileid aussprechen.«
Die Umstehenden traten beiseite, um ihn gehen zu lassen. Sobald er sich außer Hörweite befand, wandte sich Damin an Adrina. »Bei allen Göttern«, zischte er, »was treibst du da eigentlich?!«
Sein Ärger prallte an Adrina ab. »Ich sichere dir den Thron.«
»Indem du Rogan drohst ? «
Adrina zuckte die Achseln. »Rogan ist ein Barbar«, sagte sie. »Offene Drohungen sind ihm vollauf verständlich. Jede staatskluge Feingeistigkeit hingegen bliebe bei ihm vergebliche Mühe.«
»Schau an! Und wie lange kennst du ihn schon, um so genau Bescheid zu wissen?«
»Kein Gezänk hier im Saal, Damin«, warnte R’shiel, deren Blick rundum schweifte. »Im Übrigen denke ich mir, dass Adrina im Recht ist. Rogan achtet Stärke. Es kann sehr wohl sein, dass Adrina dir eine große Gefälligkeit erwiesen hat.«
In diesem Augenblick erkannte Damin, dass er in einer wahrhaft üblen Klemme steckte. Adrina allein war schlimm genug; R’shiel jedoch, wenn die Dämonenkind-Laune sie packte, noch weit ärger.
Beide zusammen bildeten ein ganz und gar unerträgliches Paar.
Fürstin Marias Vorbereitungen für die Reise in den Süden, nach Groenhavn, stifteten Unruhe im gesamten Palast. Am Tag nach Rogans Ankunft verließ Kalan Krakandar, um in die Hauptstadt zurückzukehren und dort auf die weitere Entwicklung möglichst nachhaltigen Einfluss auszuüben. Ohne ihre Billigung konnte kein Großfürst gekrönt werden.
Es verdross sie, dass Cyrus Aarspeer einen Thron beanspruchte, von dem er zweifelsfrei wusste, dass er ihm nicht zustand, während sie weitab der Hauptstadt weilte. Ein Anverwandter war er, gewiss, aber nur ein entfernter. Kalan sah in ihm weniger eine ernste Gefahr als vielmehr einen machtgierigen Narren.
Damin teilte diese Ansicht nicht zur Gänze. Cyrus forderte, so lautete seine Überlegung, den Großfürstenthron wohl kaum, wenn er keine Überzeugung gehegt hätte, sich durchsetzen zu können, und das bedeutete, die Kriegsherren von Pentamor und Groenhavn standen auf seiner Seite. Da Narvell und Rogan sich beide in Krakandar aufhielten, blieb nur Tejay Löwenklau übrig, die möglicherweise vom Tode Großfürst Lernens noch gar nichts wusste. Damin hatte zwei Briefvögel und zwei Boten des Weges gesandt, um ihr die Nachricht zu übermitteln, und hoffte, dass ihre fortwährenden Gefechte gegen die fardohnjischen Räuber im Morgenlicht-Gebirge sie nicht unerreichbar machten. Er brauchte sie in Groenhavn.
Ihres Rückhalts war sich Damin fast so gewiss, wie er sich auf Narvell verlassen durfte. Damin hatte Tejay Unterstützung gewährt, nachdem ihr Gemahl gestorben war und sie allein mit vier kleinen Söhnen dastand, einem zu verwaltenden Gau sowie einem erst fünf Lenze alten Erben. Heute herrschte sie als Kriegsherrin des Morgenlicht-Gaus, weil Damin damals gegen den Widerstand der anderen Kriegsherren Lernen dazu überredet hatte, den Titel ihr zu verleihen anstatt irgendeinem jungen Emporkömmling, der vermutlich keinerlei Gespür für die überragende Bedeutung des besagten Gaus aufbrachte. All das war vor zehn Jahren geschehen und das erste Mal gewesen, dass sich Damin gegen die Kriegsherren-Vollversammlung gestellt hatte.
Obwohl er es im höheren Interesse ganz Hythrias getan hatte, war es unter den Gesichtspunkten der Staatsklugheit unvernünftig gewesen. Viel zu früh hatte er sein Haupt erhoben und dadurch die Aufmerksamkeit der übrigen Kriegsherren darauf gelenkt, was für ein Mann der Erbe des Großfürsten war; zwar hatte er von Kindesbeinen an Assassinen fürchten müssen, doch von da an hatte er sich ausschließlich noch in Krakandar in Sicherheit
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