Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Fardohnjern werden sollte, und seinen Begleitern mitteilen sollte, welches Vorhaben er eigentlich verfolgte.
Das einzige Mitglied seiner Begleitung, das über seinen Vorsatz umfassend Bescheid wusste, war Mandah. Als sie behauptete, mit der unbekümmerten Hochnäsigkeit einer Schwester der Schwesternschaft des Schwertes auftreten zu können, hatte sie Recht gehabt. Im Gewand einer Blauen Schwester war es ihr mit bemerkenswerter Mühelosigkeit gelungen, in Vanaheim die Fähre zeitweilig zu beschlagnahmen. Tarjanian hoffte, dass sie in Hirschgrunden das Gleiche mit ebensolcher Leichtigkeit schaffte.
Bevor sie den vierundzwanzig Fardohnjern begegneten, hatte Tarjanians Plan es vorgesehen, die Fähre zu verbrennen und dann ans Ufer zu schwimmen. Sollte es jedoch weiterhin dermaßen stark regnen, bestand gar keine Möglichkeit, um die Fähre in Brand zu setzen, und zudem durften sie es nicht wagen, den Fluss zu durchschwimmen.
»Tarjanian …?« Er drehte den Kopf und sah Mandah näher treten. Gegen die Kälte hatte sie einen geborgten Mantel des Hüter-Heers umgelegt. Sie roch nach feuchter Wolle, das Blondhaar klebte ihr klatschnass am Kopf, aber in ihren Augen funkelte die Lust am Abenteuer.
»Du solltest dich ans Feuer setzen, um trocken zu werden«, empfahl Tarjanian.
»Ein wenig Regen wird mir schon nicht schaden. Ich habe die verwundeten Fardohnjer untersucht. Was den dort hinten im Winkel angeht, so hat er eine schwere Bauchverletzung, und es sollte mich wundern, wenn er die Nacht überlebt. Die Übrigen müssten morgen zum Weiterziehen fähig sein.«
»Du bist also der Meinung, wir sollten sie mitnehmen?«
»Auf lange Sicht würde sich dadurch ihre Aussicht auf letztendliche Heimkehr verbessern.« Tarjanian schüttelte den Kopf, aber er schwieg dazu; seines Erachtens hätte sie nichts anderes gesagt, wären die Fardohnjer verirrte Katzen. »Gibt es irgendwelchen Ärger?«
»Nein. Ich denke lediglich an morgen. Wenn das Wetter so bleibt, dann stehen wir vor erhöhten Schwierigkeiten.«
»Kann ich dir irgendwie behilflich sein?«
»Kannst du bewirken, dass der Regen aufhört?«
»Ich könnte zu Brehn beten, dem Gott der Winde, doch bezweifle ich, dass er mir Gehör schenkt. Willst du geradewegs mit den Göttern ins Gespräch kommen, brauchst du das Dämonenkind als Mittler.«
»Tja, aber das Dämonenkind ist nicht da, oder?«
»Ist das denn so schlimm?«
Kurz schaute Tarjanian sie an, dann hob er die Schultern. »Nein, wenn du mich fragst, es ist nicht schlimm.«
Mandah legte die von einem Handschuh umhüllte Hand auf seinen Arm und lächelte ihn zur Aufmunterung an. »Du bist viel zu hart zu dir selbst, Tarjanian. Komm ans Feuer und wärme dich. Der Regen verzieht sich nicht, nur weil du ihn anstarrst.«
Sie gab sich in der Tat merklich Mühe, um ihn aufzumuntern. Er brachte es nicht übers Herz, sich ihr zu verschließen. Mandah konnte kein Lebewesen, ob Mensch oder Tier, leiden sehen. Tarjanian dachte an R’shiel: an ihre Launenhaftigkeit, ihren Jähzorn und die bedenkenlose Bereitschaft, ihre Umgebung zu lenken, um den eigenen Willen durchzusetzen. Beide Frauen ließen sich eigentlich gar nicht miteinander vergleichen.
Sein Verdacht verfestigte sich, dass die Erinnerungen, die ihn quälten, überhaupt nichts mit Wahrheit zu tun hatten. Der Alte im Gasthof hatte die ganze Sache gründlich zusammengefasst. Alles taten sie ausschließlich für R’shiel. Es verlangte ihm Überwindung ab, an dem Glauben festzuhalten, sie wäre es wert.
»Nun, es ist in der Tat sehr bedauerlich , dass ich den Regen durch bloßes Anstarren nicht vertreiben kann«, antwortete Tarjanian und versuchte einen heitereren Tonfall anzuschlagen. Über die Schulter sah er die Männer an, die ums Feuer saßen. »Nun ist es wohl allerhöchste Zeit, dass ich die Leute in meinen Plan einweihe.«
Mandah nahm seinen Arm, während sie zur Feuerstelle schlenderten. Mehrere Männer rückten ein wenig beiseite, um für sie Platz zu machen. Die Fardohnjer zogen sich, da sie wohl spürten, dass die anstehende Besprechung sie nicht betraf, in eine Ecke des Bootshauses zurück.
Tarjanian hockte sich auf den Boden und ließ den Blick durch die Runde schweifen. Nach seiner Auffassung hatte er die richtigen Begleiter erkoren. Hüter waren nur wenige dabei, denn eigentlich unterstanden sie Feldhauptmann Denjon und Hauptmann Linst. Mehrheitlich hatte Tarjanian Rebellen ausgesucht, tapfere Männer, an deren Seite er schon früher gekämpft
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