Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
Morgen über den Platz, die nur das Plätschern des Springbrunnens und das Knarren von ledernem Zaumzeug störten.
»Teurer Anverwandter«, rief Cyrus Aarspeer laut und lenkte sein Pferd gemächlich vorwärts. »Ich hätte nicht gedacht, dich jemals wieder zu sehen.«
»Das ist wohl ganz offensichtlich«, antwortete Damin und ritt zwischen Narvell und Rogan dem Emporkömmling entgegen.
In mürrischer Stimmung sah R’shiel die Reiter sich nähern. Sie hatte keine Zeit für Gefasel. Am anderen Ende der Stadt flackerte die Schutzglocke immer deutlicher auf.
»Mir frohlockt das Herz, lieber Anverwandter, da ich sehe, die Meldungen über dein Ableben waren … weit übertrieben«, sagte Cyrus, indem er sich dem Springbrunnen näherte, ohne die Verlogenheit seiner Aussage verhehlen zu können.
Damin, Narvell und Rogan brachten ihre Rösser am anderen Brunnenrand zum Stehen. »Dessen bin ich mir völlig sicher, mein lieber Cyrus. Gewiss bietet sich mir darin auch die Erklärung dafür, dass du dich hier mit so vielen Kriegern eingefunden hast.«
»Uns lag daran, das Volk von jeglicher Unruhe, die die Kunde vom Tod unseres Onkels auslösen könnte, wirksam abzuschrecken.«
»Lernen war nicht dein, sondern mein Onkel, Cyrus«, stellte Damin klar. »Deine Verwandtschaft mit der Sippe der Wulfsklings ist so unbedeutend, dass man eigentlich kaum von Verwandtsein reden kann.«
»In Wahrheit ist der Verwandtschaftsgrad keineswegs so gering, wie du es behauptest, Damin. Sobald Kalan meinen Anspruch auf den Großfürstenthron unterstützt …«
»Die Großmeisterin sollte Euch unterstützen?!«, brauste Rogan auf; offenbar versetzte die bloße Vorstellung ihn in harschen Zorn.
»Sind das die Gründe, weshalb du die Harshini bedrängst?«, erkundigte sich R’shiel.
Man hätte meinen können, Cyrus gewahre sie zum ersten Mal. Er lächelte gönnerhaft. »Wer ist denn sie, Damin? Ein niedlicher medalonischer Fratz, den du nördlich der Grenze aufgelesen hast? Oder deine Gemahlin, über die man in jüngster Zeit des Öfteren allerlei Klatsch hört?«
Verärgert zapfte R’shiel die Magie-Kräfte an. Während Cyrus sie geringschätzig musterte, fiel sein Blick schließlich auf ihr Gesicht, sodass er sah, wie sich ihre Augen schwarz verfärbten.
»Mutter aller Götter!«, schrie Cyrus. Sein Pferd bäumte sich auf; die Nähe einer Harshini, durch die magische Kräfte strömten, versetzte das Tier in Aufregung. Sogar Damins, Rogans und Narvells Rösser warfen unruhig den Kopf hin und her, obwohl sie R’shiels Geruch genau genug kannten, um dem Aufwallen der Verunsicherung, das unwillkürlich auch sie empfanden, nicht nachzugeben. R’shiels Reittier dagegen blieb unbeeindruckt, sie ritt es inzwischen so lange, dass es die Schwingungen der Magie, der zu dienen man es gezüchtet hatte, kannte und sogar willkommen hieß. Mit einem Mal begriff R’shiel, warum die Scharen, die man rund um den Sitz der Magier-Gilde hatte aufziehen lassen, in überwiegender Mehrzahl aus Fußkriegern bestanden. Während die Harshini dort so gewaltige Magie-Macht aufboten, waren die hythrischen, aus Magie-Zucht hervorgegangenen Rösser kaum beherrschbar.
»Cyrus, zieh deine Krieger sofort ab.«
Damin schlug einen Tonfall uneingeschränkter Selbstsicherheit an, als hätte er, sollte der andere Kriegsherr die Forderung ablehnen, keinerlei Zweifel am Ausgang des Zwists.
»Wer bist du?«, wünschte Cyrus von R’shiel zu erfahren.
»Ich bin das Letzte, was du sehen wirst, wenn du deine Kriegsleute nicht abziehst«, antwortete sie dem entgeisterten Kriegsherrn. Magie staute sich in ihr und drängte nach Freisetzung. Cyrus’ Ross gebärdete sich in wachsendem Maße aufsässig, sodass er gleichzeitig um Würde sowie darum ringen musste, im Sattel zu bleiben.
Verdrossen wandte sich der Emporkömmling an Damin. »Was ist das für ein Blendwerk?«
»Es ist keinerlei Blendwerk, mein Lieber, vielmehr ist sie das Dämonenkind. Ich gebe dir den Rat, ihrem Geheiß zu folgen. Ihr haftet kein Ruf milder Duldsamkeit an.«
Wenn Cyrus über Damins Eheschließung Bescheid wusste, musste er auch wissen, dass ihn das Dämonenkind begleitete. Für einige ausgedehnte Augenblicke höchster Spannung erwog Cyrus die Lage, dann hob er missmutig den Arm und winkte. Aus den Reihen seiner Reiter sprengte ein Krieger herbei, offenbar ein Hauptmann.
»Richte den Fürsten Fuchsschweif und Habichtskrall meinen Befehl aus«, ordnete Cyrus mit zusammengebissenen Zähnen an,
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