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Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals

Titel: Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Fallon
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Kariern das Weite suchten. Als Tarjanian sich das letzte Mal dort aufgehalten hatte – vor zwei Jahren –, war es in Gesellschaft des bald darauf umgekommenen Ritters Pieter und dessen Gefolge gewesen. Die damalige, höchst verhängnisvolle Reise hatte ihm, so entsann Tarjanian sich voller Missmut, den Großteil der Scherereien eingebrockt, die er nun durchstehen musste. Die Ortschaft hatte sich gerade auf den Festumzug anlässlich der Gründungstag-Feierlichkeiten vorbereitet gehabt. In den Straßen, in denen, wie er sich noch erinnerte, blaue Fahnen geflattert hatten, wimmelte es jetzt von verirrten Seelen, die auf eine Gelegenheit hofften, mit der Fähre den Fluss zu überqueren und ans vergleichsweise sichere andere Ufer zu gelangen.
    »Tarjanian, was soll aus diesen Menschen werden?«, fragte Mandah, während sie absaßen, um ihre Pferde durchs Gedränge zum Fährplatz zu führen. »Sie müssen hier bleiben, haben wir erst … Du weißt schon.«
    »Daran lässt sich nun einmal nichts ändern«, gab Tarjanian zur Antwort. »Es ist weit besser, es stecken ein paar Leute an diesem Ufer fest, als dass die Karier in Bälde die Zitadelle besetzen.«
    »Es sind mehr als ›ein paar Leute‹, Tarjanian. Tausende müssen es sein.«
    Tarjanian nickte, doch erübrigte er für die Betroffenen wenig Mitgefühl. Was er ringsum sah, waren die Mitesser des Krieges, die sich im Norden dem Hüter-Heer angeschlossen hatte, weil sie sich davon allerlei Gewinn versprochen hatten. Es widerstrebte ihm, für derlei Volk Bedauern zu empfinden, nur weil das Leben ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte. »Du kannst ihnen nicht helfen, Mandah.«
    Widerwillig nickte sie, aber da kam ein etwa acht oder neun Jahre altes Kind mit großen, grauen, traurigen Augen zu ihr gelaufen und zupfte hoffnungsvoll an ihrem blauen Ärmel. Das Mädchen drückte eine braune, zerfranste Puppe an die Brust, sodass beide gemeinsam vor sich hinzitterten. »Bist du gekommen, um uns zu retten, Schwester?«
    Mandah schaute ihr ins Gesicht und schüttelte den Kopf. »Es tut mir Leid, Kind, ich …«
    Tarjanian packte sie am Arm und zog sie weiter, ehe sie den Satz vollenden oder gar das Kind – ein Verhalten, zu dem Mandah leicht neigte, überließ man solche Entscheidungen ihr – unter ihre Fittiche nehmen konnte. »Du musst dich wie eine Schwester der Schwesternschaft des Schwertes geben.«
    »Das bedeutet beileibe nicht, dass ich kein Mitleid zeigen darf.«
    »Nein, doch bedeutet es für dich, dass du keine unnötige Aufmerksamkeit weckst«, erwiderte Tarjanian. »Wir wollen eine Aufgabe erfüllen, Mandah. Wir haben ja schon zwei Dutzend versprengter Fardohnjer am Hals. Waisen und streunende Köter musst du ein anderes Mal auflesen.«
    »Aber …«, setzte Mandah empört zu einer Entgegnung an.
    »Du hast diese Ermahnung als Befehl zu verstehen«, fiel er ihr barsch ins Wort. »Und nun richte dich danach. Schau geradeaus, hingegen niemanden und nichts an.«
    »Du bist ein herzloser Schuft, Tarjanian«, fauchte Mandah, während sie ihm durch die Gasse folgte, die er vor ihr durchs Geschiebe der Menschenmenge bahnte. »Wie kannst du nur einfach dastehen und mit ansehen …«
    »Mandah«, rief Ghari im Tonfall einer Warnung aus dem Hintergrund und ersparte es Tarjanian, sie noch schärfer zu rügen. Er blickte sich nach seinen Männern um und vergewisserte sich, dass sie sich noch hinter ihm befanden. Ein bitterer Blick Mandahs streifte ihn, offenbar fühlte sie sich gekränkt.
    Durch die drangvolle Überfüllung der Straßen gelangten sie schließlich zum kleinen Marktplatz Hirschgrundens, der allerdings mittlerweile die Beschaffenheit eines Flüchtlingslagers angenommen hatte. Dicht an dicht waren Hunderte von Zelten errichtet worden, deren Pflöcke man zwischen den Pflastersteinen eingehämmert hatte.
    »Welch ein Irrsinn«, murmelte Tarjanian, tat es jedoch mehr im Selbstgespräch, als dass er sich an jemanden Bestimmtes gewandt hätte. Inzwischen hatte Nieselregen eingesetzt, und die Luft war eisig kalt, sodass er sogar im Hüter-Mantel fror. Über die Schulter hinweg sah er Ghari an und winkte ihn zu sich. Der junge Rebell überließ die Zügel einem Gefährten und zwängte sich durch die Pferde zu Tarjanian vor.
    »Was gibt’s?«
    »Ich habe noch keinen Überblick über die Lage. Warte hier mit den anderen. Mandah und ich gehen zum Fluss und erkunden, wie es sich dort verhält. Mit den Pferden gelangen wir jedenfalls nie und nimmer durch

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