Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
legen, die Harshini-Magie anzuzapfen und an denjenigen zu denken, zu dem Ihr eine Verbindung herzustellen beabsichtigt.«
»Mehr hat es damit nicht auf sich?«
»So ist es mir erklärt worden.«
»Aber Gewissheit habt Ihr nicht?«
»Ich bin keine Harshini, Göttliche. Darum fehlt mir der Zugriff auf die Kräfte, über die Ihr gebietet.«
Zu behaupten, dass ich über sie gebiete, ist eine gehörige Übertreibung , dachte R’shiel in ehrlicher Selbsteinschätzung, erachtete es aber als klüger, ihre Unsicherheit zu verhehlen. Sie stand vorteilhafter da, wenn die Großmeisterin sie für regelrecht allmächtig hielt. R’shiel tat einen Schritt auf den Stein zu. »Die Stäbe der Xaphista-Priester sind mit Kristallen besetzt. Sind sie mit dem Seher-Stein vergleichbar?«
Kalan schaute nachdenklich drein. »Darüber kann ich schwerlich ein Urteil abgeben. Der ›Allerhöchste‹ bedient sich der Knüppel, um seine Pfaffen zu lenken, daher mutmaße ich, es liegt Gleiches zugrunde. Ich hatte kein einziges Mal die Gelegenheit, einen solchen Stab zu untersuchen.« Sie schmunzelte. »Wie Ihr Euch sicherlich mit Leichtigkeit vorstellen könnt, findet kaum irgendein Gedankenaustausch zwischen der Magier-Gilde und den Kettenhunden des ›Allerhöchsten‹ statt.«
»Der Stab ist schwarz und aus mehrerlei Erzen gefertigt«, sagte R’shiel. Die Erinnerung ließ ihre Stimme hart werden. »Die Spitze besteht aus Gold und hat die Gestalt eines fünfzackigen Sterns, durch den ein aus Silber gefertigter Blitz fährt. Auf jeder Zacke steckt ein Kristall, und ein größeres Stück eben dieses Kristalls sitzt in der Mitte des Sterns.«
»Eure Schilderung klingt, als hättet Ihr einen derartigen Stab schon mit eigenen Augen gesehen.«
»Ich hatte sogar das ungemein zweifelhafte Vergnügen«, stellte R’shiel fest, »so einen Stab zu spüren zu kriegen.«
»Eure Beschreibung bringt mich auf einige interessante Erwägungen«, meinte Kalan nachdenklich.
»Als da wären?«
»Ich frage mich, ob die Kristalle, die Ihr daran gesehen habt, vielleicht Bruchstücke der verschwundenen Seher-Steine sind. Wie man sie erlangt haben könnte, weiß ich nicht zu sagen, aber ganz auszuschließen, so glaube ich, ist diese Möglichkeit beileibe nicht.«
»Wäre es so, könnte auch ich sie anwenden?«
Die Großmeisterin zuckte die Achseln. »Zu welchen Zwecken?«
»Ich weiß es selbst nicht. Eigentlich stelle ich die Frage, wie ich glaube, aus Wissensdurst.«
»Wären diese Kristalle tatsächlich Trümmer eines Seher-Steins, könntet Ihr dennoch mit einem Xaphista-Stab nichts anfangen, es sei denn, Ihr überwindet den Schmerz, den er Magie-Begabten verursacht.«
»Ja, gewiss, darin ist ein schwer wiegender Hinderungsgrund zu sehen«, stimmte R’shiel zu und unterdrückte die unerfreuliche Erinnerung an den Schmerz, den ein Xaphista-Stab ihr bereiten konnte. Allerdings hatte sie sich gegen Xaphistas Halskette behauptet, und zwar unter weit ärgeren Qualen. Vielleicht gelang ihr dergleichen, wenn es sein musste, ein zweites Mal. Eine Kleinigkeit wäre diese Zumutung jedoch nicht; und sie hegte keineswegs die Bereitschaft, sie freiwillig auf sich zu nehmen.
»Meine Vermutung lautet«, äußerte Kalan in tiefer Nachdenklichkeit, »dass es sich vermeiden ließe, den Stab zu berühren, indem Ihr einen Seher-Stein verwendet.«
»Inwiefern einen anderen Seher-Stein?«
»Die Seher-Steine ähneln Zisternen, Göttliche. In ihnen sammelt und ballt sich die Macht der Götter und wird dadurch in dieser und jener Hinsicht zu einer anwendbaren Kraft. Die Stärke eines Seher-Steins hängt von seiner Größe ab. Unsere Überlieferungen besagen, dass der Stein in der Zitadelle dreimal so groß wie der hiesige Stein gewesen ist.«
»Was soll ich daraus ableiten? Dass die Kristalle der Stäbe, selbst wenn sie Bruchstücke eines Seher-Steins sein sollten, zu klein sind, als dass sie von Nutzen wären?«
»Ich will sagen, dass sie nicht in gleicher Weise verwendet werden können wie dieser Stein. Es ist unmöglich, sich durch sie an die Priester zu wenden. Nur eine Übertragung … Ich weiß nicht recht … Vielleicht wäre bloß die Übermittlung irgendwelcher Empfindungen möglich, im günstigsten Fall verschwommener Eindrücke. Vorausgesetzt freilich, Euch wäre ein Seher-Stein verfügbar, der als Brücke zu den Kristallstücken der Stäbe dienen kann.«
»Wie verhält es sich denn mit diesem Seher-Stein? Oder dem Stein im Sanktuarium?«
Die
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