Dämonenkind 3 - Kind des Schicksals
R’shiel völlig unehrerbietig. »Und was kann ich dazu beitragen?«
Wenn du einen Weg beschreitest, der zu Xaphistas Untergang führt, trägst du dazu alles bei, was in deinem Vermögen liegt, meine Liebe .
»Nun, dann will ich mich bemühen, schneller zu handeln«, versprach R’shiel mit zaghaftem Lächeln.
Korandellan nickte matt. Du wirst obsiegen .
Deutlich zeigte sich auf seinem Gesicht inzwischen die Anstrengung, die es den König kostete, sich auf geistiger Ebene mit R’shiel zu unterhalten. R’shiel nahm die Hände vom Stein, und fast augenblicklich verschwand sein Bildnis, auch der milchige Hintergrund wich der Kristallklarheit, die den magischen Felsbrocken für gewöhnlich auszeichnete. Sie hockte sich nieder, lehnte den Rücken an den Marmorsockel, zog die Beine an und legte das Kinn auf die Knie. Nur widerwillig ließ sie von den Magie-Kräften ab.
Also bleibt mir für heute als einziger Beistand Cheltaran , verdeutlichte sie sich. Er konnte die besinnungslosen Harshini wieder zu Bewusstsein bringen. Und danach finde ich, wenn Dikorian mir nicht helfen kann, all die Antworten, die ich suche, vielleicht in der Zitadelle. Aber unterdessen wird mir die Zeit knapp .
Dass sogar die Harshini selbst in Gefahr schweben könnten, war ihr bislang gar nicht in den Sinn gekommen. Bisher hatte sie nicht das Empfinden gehabt, unter zeitlichem Druck vorgehen zu müssen. Sie wusste, irgendwann kam ein Tag, an dem sie sich Xaphista zum Endkampf zu stellen hatte, doch sie hatte sich stets darauf verlassen, dass die Zeit für sie arbeitete.
Vielleicht konnte sie sich nach der Kriegsherren-Vollversammlung auf und davon machen. Damin war ein gerissener Kerl, Adrina gar noch schlauer. Dieses Paar muss doch wohl auch ohne mich dazu im Stande sein, einen Weg zu finden, um ihm den Thron zu sichern . Sie stand auf und blickte im Tempel umher. Was macht eigentlich diese Stätte heilig? , überlegte sie beiläufig. Die Götter oder die Menschen, die sie anbeten?
»Cheltaran!« Laut hallte ihre Stimme durch die riesige Halle. Aber ihr Ruf lockte kein göttliches Wesen herbei. »Cheltaran!« Gab es irgendeinen Ritus, den sie vollziehen musste? Zegarnald fand sich ein, wenn sie ihn rief, und ebenso Gimlorie. Dacendaran und Kalianah kamen und gingen offenbar nach Belieben. Eine andere Gottheit hatte sie bis heute nicht herbeizurufen versucht. »Heda, Cheltaran! Ich brauche dich.«
»Noch nie bin ich so … flehentlich gerufen worden, Dämonenkind.«
Beim ersten Klang der Stimme erschrak R’shiel, dann wirbelte sie herum und sah den Gott vor sich stehen. Die Arme auf der Brust verschränkt, lehnte er am Seher-Stein. So verhielten Götter sich häufig, fiel R’shiel auf: Man rief sie, und sie erschienen an einem Fleck, wo man sie nicht erwartete. »Cheltaran?«
Gelassen lächelte der Gott. In körperlicher Gestalt glich er einer älteren Ausgabe Dacendarans, trug jedoch weder buntscheckige Bekleidung noch ein pfiffiges Grinsen zur Schau. Stattdessen hatte er ein langes, weißes Gewand am Leib, wie es ähnlich die Heiler Hythrias bevorzugten. Allerdings hatte R’shiel ihn sich als betagten Mann vorgestellt, eine Einbildung, die indessen, wie sie nachträglich einsah, als lächerlich gelten musste. Diese Lebewesen waren Unsterbliche. Wenn sie dann und wann alt aussahen, dann nur aus eigenem Wunsch.
»Hast du mich aus irgendeinem Grund gerufen? Du siehst mir durch und durch kerngesund aus.«
»Hier sind Harshini, die deiner Hilfe bedürfen.«
»Ach ja, diese Harshini, die ihre Kräfte überspannt haben.«
»Du weißt Bescheid?«
»Natürlich. Ich bin der Gott der Heilkunst. Mir sind alle Erkrankungen und Verletzungen bekannt.«
»Warum hast du dann noch nichts unternommen?«, fragte R’shiel unwirsch.
»Genesung ist ein Teil jeglichen Lebens, so wie es bisweilen Teil des Lebens ist, der Natur ihren Lauf zu lassen. Alles vollzieht sich so, wie es sich vollziehen muss, R’shiel. Ich greife nicht ohne guten Grund in diese Vorgänge ein.«
»In diesem Fall kann ich dir einen guten Grund mitteilen. Ich muss diese Harshini gesund und munter auf den Beinen haben.«
» Du musst sie für dich auf den Beinen haben? Auf deinen Wunsch soll ich die natürliche Ordnung des Daseins verändern, Dämonenkind?«
Kurz dachte R’shiel über seine Fragen nach und gelangte zu der Auffassung, dass es ihr für ausgiebigere Erörterungen an Zeit mangelte. Sie nickte. »Dein Eindruck ist im Wesentlichen richtig.«
»Seit du auf Erden
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