Dämonentor
Diagramm mit dem Finger. »Und
hier ist der Zündmechanismus. Oder?«
»Ja, stimmt.« Das hört sich schon
besser an. Ich sehe mir den grünen Mülleimer noch einmal genau an.
Nuklearwaffen sind im Grunde nicht sonderlich kompliziert.
In den späten Siebzigerjahren nahmen sich ein amerikanischer Physiklehrer und
seine High-School-Klasse einmal vor, eine Atombombe zu konzipieren und zu
bauen. Die US-Navy dankte ihnen, nahm sie ihnen ab, fügte das nötige Plutonium
hinzu und zündete sie. Die Bombe funktionierte einwandfrei, das Testgelände
erbebte. Der Knackpunkt bei einer Nuklearwaffe ist das Plutonium, denn um es
herzustellen, braucht man einen speziellen nuklearen Reaktor und eine chemische
Wiederaufbereitungsanlage. Diese Einrichtungen sind natürlich von jeder Menge
Stacheldraht umgeben und werden von Jungs mit schweren Maschinengewehren
bewacht.
Nuklearwaffen haben allerdings eine interessante
Eigenschaft. Sie gehen los, sobald man den Plutoniumkern mit präzise
ausgelösten Sprengsätzen zusammenpresst. Und zwar herkömmlichen Sprengsätzen.
Wenn diese Sprengsätze jedoch nicht genau in der richtigen Reihenfolge oder zu
dem vorher festgelegten Zeitpunkt losgehen – wenn man sie also manipuliert –,
dann gibt die Bombe zwar vielleicht noch ein Zischen von sich, aber das
Feuerwerk fällt aus. Sie sind ein bisschen wie Eier – Eier mit einem Dotter
(dem Zünder der Kernwaffe) und einem Eiweiß (der Fusions-Zündkerze und anderen
Vorrichtungen) im Inneren.
Nun sitze ich hier also neben einer Wasserstoffbombe,
die in vierzehn Minuten hochgehen soll. Alan reicht mir einen Leuchtstift,
und ich male eine großes, dickes X auf den grünen Mülleimer. Denn ich plane,
mit der Bombe genau das zu machen, was Brain mit seinen Eiern gemacht hat – sie
innerlich etwas zu verrühren, ohne die Schale zu brechen.
»Wie viele Sprengsätze hat sie?«
»Zwanzig. Zwölfflächiges Layout, dreieckige Gruppen,
jede aus einer Platte Hexogen mit einem konkaven Zentrum und einer nach innen
gewandten aus Beryll-Legierung bestehenden Verblendung.«
»Verstanden.« Mehr Kreuze. Hexogen ist ein sehr
starker Sprengstoff. Seine Detonationsgeschwindigkeit wird in Kilometern pro
Sekunde gemessen. Wenn diese Hexogen-Sprengsätze hochgehen, drücken sie die Beryll-Legierungs-Verblendung
nach innen auf die Plutoniumkugel, die etwa die Größe einer Grapefruit oder
einer kleinen Melone hat. Wenn alle Sprengsätze innerhalb einer Mikrosekunde
oder so detonieren, umschließt die Schockwelle das Plutonium wie eine riesige
Faust und drückt zu. Wenn sie aber ungeordnet in die Luft gehen, wird das
Plutonium nicht so lange verdichtet, bis es explodiert, sondern spritzt ganz
harmlos an der Seite raus. Na ja, harmlos, solange man nicht direkt daneben
steht. Mit einem Spritzer glühend heißen, superkritischen Plutoniums, das mit
mehreren hundert Metern pro Sekunde aus einer zerfetzten Wasserstoffbombe austritt,
ist wirklich nicht zu spaßen. »Das heißt also, dass die obere Halbkugel –« Ich
messe es mit den Augen ab »– etwa hier ist.«
»Sehr gut. Und jetzt?«
»Holen Sie einen Stuhl und einige Bücher oder Kisten
oder so etwas Ähnliches.« Ich nehme die Basilisken-Waffe und beginne damit
herumzuspielen. »Ich muss die Waffe auf die obere Halbkugel richten und sie in
dieser Position festkleben.«
Sobald die Beryll-Legierungs-Verblendung anfängt, wie
eine Faust zuzupacken, komprimiert sie den Plutonium-Hohlzylinder. Plutonium
hat ungefähr die doppelte Dichte von Blei und ist recht weich. Es ist ein
Metall, das warm ist, wenn man es berührt. Diese Wärme stammt vom radioaktiven
Zerfall. Es verfügt außerdem über einige der merkwürdigsten Eigenschaften, die
Schwermetalle aufweisen können: So existiert es in ungefähr einem halben
Dutzend verschiedener kristalliner Zustände irgendwo zwischen Null und
einhundert Grad Celsius.
»Stuhl.«
»Panzerband.«
»Und nun?«
»Ich brauche einen Akkuschrauber mit
12,5-Millimeter-Aufsatz und eine Schere.«
In der Mitte der Grapefruit befindet sich ein hohler
Zylinder, in dem ein erbsengroßes Stück Metall steckt. Viel mehr Informationen,
als dass es sich um eine ungewöhnlich geformte, geheime Legierung handelt, hat
bisher noch keine Regierung herausgerückt. Aber sobald das beinahe flüssige Plutonium
darauf trifft, fängt dieses Stückchen an, Neutronen zu spucken. Diese Neutronen
lösen eine Kettenreaktion innerhalb des Plutoniums aus. Jedes Mal, wenn ein
Neutron auf ein
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