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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Nachricht lautet: Man kann sie manipulieren.
Die schlechte Nachricht –
    Verdammt. Kein Infrarot. Ich kann also meinen Palmtop
nicht zu einer Fernbedienung umfunktionieren. Enttäuscht richte ich mich wieder
auf. »Es geht nicht.«
    »Dann verschwinden Sie von hier, und zwar schnell«,
befiehlt Alan. »Sie haben noch sechs Minuten Zeit. Ich werde sechzig Sekunden
warten, nachdem Sie den Raum verlassen haben. Dann drücke ich ab.« Er klingt
sehr ruhig und gefasst. »Gehen Sie jetzt. Es sei denn, Sie glauben, es wäre
besser, zwei Leben zu opfern als nur eines.«
    Verdammt! Frustriert
schlage ich auf den Türrahmen ein und bemerke nicht einmal den Schmerz in
meinem Handgelenk.
    »Gehen Sie!«, schreit Alan.
    Oben angekommen, bleibe ich im Wachraum stehen und
greife nach einer der beiden Ruhmeshände, die dort auf dem Tisch liegen, um sie
anzuzünden. Ob ich weit genug von der Bombe entfernt bin? Ich spüre durch meine
Stiefelsohlen einen dumpfen Knall, gefolgt von einem Geräusch, das wie das Zuschlagen
einer Tür klingt.
    Mein Puls rast. Ich kann ihn sogar hören, was zumindest
bedeutet, dass ich noch am Leben bin. Das war das Zischen der Bombe, so wie ich
es geplant hatte. Es wird also keinen nuklearen Feuerball geben, der die
Eroberungspläne des Monsters, das sich hier irgendwo versteckt, mit der nötigen
Energie versorgen würde. Ich brauche nur noch die Hand zu nehmen und mich auf
den Weg zu dem immer kleiner werdenden Tor zu machen, ehe es sich schließt …
    Eine Minute verstreicht. Ich lege die Ruhmeshand
wieder auf den Tisch und warte weitere sechzig Sekunden. Ich kann es nicht.
Meine Füße bewegen sich wie von selbst in Richtung Keller, ich arretiere mein
Visier und stelle die Atmung auf mein Kreislauf-Atemgerät um. Dann gehe ich die
Treppe zu Alan hinunter.
    Am oberen Ende der Treppe halte ich noch einmal inne
und spreche in mein Mikrofon. »Alan? Sind Sie da?«
    Eine Weile nichts. Und dann: »Das bin ich, mein
Junge.« Er lacht heiser. »Ich wusste schon immer, dass ich in meinem Bett
sterben werde.« Wieder eine Pause. »Ziehen Sie sich warm an, ehe Sie hier runterkommen.
Was Sie da erwartet, werden Sie so schnell nicht wieder vergessen.«

 
     
     
     
    10
    Die Untersuchung
     
    Drei Tage später bin ich wieder in London. Den
Großteil der Zeit dazwischen verbrachte ich in Sitzungsräumen, bei
Einsatzbesprechung und mit genauen Schilderungen dessen, was geschehen ist.
Wenn ich mich gerade einmal nicht heiser redete, wurde ich mit Kantinen-Essen
gefüttert oder schlief in irgendeinem harten Bett. Der Flug nach London brachte
eine gewisse Ernüchterung mit sich, und nach der Landung mache ich mich sofort
auf den Weg zu Alan.
    Er liegt in einer geschlossenen Station eines großen
Londoner Lehrkrankenhauses, das auf tropische Krankheiten spezialisiert ist.
Ein Pfleger erwartet mögliche Besucher an einem Pult im Gang vor Alans Zimmer,
vor dessen Tür eine Polizistin Wache schiebt.
    »Hi«, begrüße ich den Pfleger. »Ich möchte gerne zu
Alan Barnes.«
    Er würdigt mich kaum eines Blickes. »Keine Besucher
für Mr. Barnes.« Schon studiert er wieder eine medizinische Tabelle.
    Ich beuge mich über das Pult. »Passen Sie auf«, fange
ich an. »Ich bin nicht nur ein Freund, sondern auch ein Kollege. Außerdem ist
gerade Besuchszeit. Bitte.«
    Endlich sieht er mich direkt an. »Sie wollen ihn nicht
wirklich sehen.« Er lächelt. Die Polizistin schaut nun in meine Richtung.
    Ich ziehe meine Wäscherei-ID-Karte aus der Tasche.
»Wie geht es ihm?«, verlange ich zu wissen.
    Der Pfleger holt tief Luft. »Momentan ist seine
Verfassung stabil, aber es kann durchaus sein, dass er noch einmal auf die
Intensivstation muss. Es ist kein schöner Anblick.« Er sieht in Richtung der
Polizistin. »Wir können Sie gerne anrufen, falls sich an seinem Zustand etwas
ändert.«
    Auch mein Blick wandert nun zu der Gesetzeshüterin,
die herangetreten ist und meine Wäscherei-Karte inspiziert, als sei sie der
fehlende Hinweis zu einem besonders scheußlichen Mordfall. »Lassen Sie mich nun
zu ihm oder nicht?«
    Die Polizistin sieht mich scharf an. »Sie dürfen
eintreten, Mr. Howard.« Sie öffnet die Tür und tritt vor mir ins Zimmer.
    »Aber nicht länger als fünf Minuten!«, ruft mir der
Pfleger hinterher.
    Wir stehen in einem kleinen fensterlosen Raum mit
Neonröhren und einem Krankenhausbett, das von viel zu vielen Maschinen mit
Messgeräten und Knöpfen umstellt ist, um sich hier wohlzufühlen. Ein Tropf
hängt neben

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