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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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zu verstehen. Ich sehe sie finster
an. »Passen Sie auf. Es ist die Schnittstelle zwischen Thermodynamik und
Informationstheorie. Der Informationsgehalt verhält sich umgekehrt proportional
zur Entropie. Und die Entropie ist ein Maßstab dafür, wie willkürlich ein
System angeordnet ist. Das ist eine der wichtigsten Hypothesen der Magie, okay?
Sprich, man kann Energie zwischen Universen mittels dem Platonischen Reich
geordneter Informationen transferieren – also eine mathematische Aufgabe. Ich
glaube, der Plan des Monsters war, mithilfe der kleinen Dämonen für genügend
Aufruhr zu sorgen, um eine Reaktion zu provozieren. Eine Reaktion unsererseits,
indem wir mit allem zuschlagen, was wir zur Verfügung haben. Denn das würde ihm
genügend Energie liefern, um damit das Tor zu vergrößern. Im Augenblick
schrumpft das Tor, durch das Mo entführt wurde; ich vermute, mehr hat das
Monster nicht mehr zustande gebracht. Es hat so viel     Energie aus diesem
Universum gesaugt, dass es auf genau den richtigen Zeitpunkt warten musste, um
die noch übrig gebliebene Energie für ein kleines Tor zu verwenden. Dieser Ort
hier fällt auseinander. Er hat nicht einmal mehr genügend Energie für das
Monster, um noch ein kleines Tor zu öffnen. Haben Sie bemerkt, wie am Himmel
ein Stern nach dem anderen erlischt? Und wie das Rauschen in unserer Funkverbindung
zunimmt? Was wir am Himmel noch an Sternen sehen, an Licht wahrnehmen, das
existiert in Wirklichkeit schon gar nicht mehr, es ist fossiles Sternenlicht.
Das, was von diesem Universum noch übrig bleibt, ist wahrscheinlich ungefähr
genauso groß oder etwas größer als unser Sonnensystem. Und es kollabiert in
einem Tempo, das an Lichtgeschwindigkeit grenzt. Ein paar Stunden noch und es
ist verschwunden – samt dem Eisriesen. Es sei denn, wir füttern ihn mit
genügend Energie, um ein riesiges Tor zu unserem Kosmos öffnen zu können.«
    »Ah.« Alan sieht aus, als hätte er gerade einen Löffel
Rizinusöl verschluckt. »Ihrer Meinung nach sollten wir also die Bombe
entschärfen und uns dann so schnell wie möglich hier verdrücken?«
    »Ja, das ist mehr oder weniger meine Meinung«, stimme
ich zu. »Wo ist der Sprengsatz eigentlich?«
    »Unten. Aber da gibt es ein kleines Problem«,
antwortet Alan. »Die Bombe ist scharf, und wir haben die manuelle Zündung über
die Totmannvorrichtung auf einen internen Zähler umgestellt. Und da liegt auch
das Problem. Die Regierung Ihrer Majestät mag es nicht besonders, wenn man
scharfe Wasserstoffbomben in der Weltgeschichte herumliegen lässt, ohne dass
man auf sie aufpasst. Ein vernünftiger Code reicht dazu ebenso aus wie ein
Kabel mit einer Totmannvorrichtung am anderen Ende. Schließlich wollen wir
nicht, dass sie dem erstbesten Gauner in die Hände fällt.«
    Alan beginnt, unruhig im Raum hin und her zu laufen,
was immer ein schlechtes Zeichen ist. »Sobald wir einmal die Sprengkapsel
eingesetzt, die Masse ausgewählt, den Zünder scharf gemacht, die entsprechenden
Freischaltcodes eingetippt, die Zeituhr eingestellt und dann die
Kontrolldrähte entfernt haben, ist nichts mehr zu machen. Man kann den
Sprengkörper nicht einmal mehr aufmachen. Die Bombe ist manipulationssicher,
und sobald jemand daran herumspielt, ist es aus. Selbst wenn es jetzt keine
gute Idee mehr zu sein scheint, sie explodieren zu lassen, wird sie trotzdem
hochgehen. Es steht Ihnen natürlich frei, sich an einer tickenden,
manipulationssicheren Wasserstoffbombe zu versuchen. Aber das letzte Mal, als
ich einen Blick auf Ihren Lebenslauf warf, stand da noch nichts vom Besuch
eines Blindgänger-Kurses.«
    Er schaut auf seine Uhr. »Wir haben noch
siebenundfünfzig Minuten Zeit, mein Junge. Wir könnten es bis zum Tor schaffen,
wenn wir in weniger als einer halben Stunde aufbrechen – solange uns diese
Mistdinger da draußen nicht allzu lang aufhalten. An Ihrer Stelle würde ich
mich also beeilen.«
    »Können wir sie nicht einfach mitnehmen?«
    Er lacht freudlos auf. »Was? Glauben Sie etwa, man
würde es uns danken, wenn wir eine Wasserstoffbombe in eine der dicht
besiedeltsten Städte Europas brächten?«
    »Man kann sie also nicht entschärfen?«
    »Da bräuchte es schon höhere Gewalt, um das Ding noch
zu stoppen«, bestätigt Howe mit finsterer Genugtuung. »Und wir bräuchten auch
höhere Gewalt, um hier noch lebend rauszukommen. Ich wette, Sie bereuen es
bereits, zurückgekommen zu sein.«
    Ich fahre mit der Zunge über meine Lippen, die sich
rau wie

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