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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Geisterechos in einem zerfallenden Neuralnetzwerk
aufspüren. Howe möchte es unbedingt nachmachen, was mich zuerst etwas nervt.
    Doch bereits nach kurzer Zeit weiß er, was er machen
muss. Einige Hände sind nicht mehr zu gebrauchen, aber innerhalb von zwanzig
Minuten ist mein Sack leer und sieben weitere Ruhmeshände liegen vor uns.
    »Hier.« Ich will Scary Spice, der schon eine Weile
lang nervös neben der Luftschleuse wartet, eine Hand reichen. Er zuckt entsetzt
zurück.
    »Mann, was soll das?«
    Howe beobachtet uns interessiert.
    Ich halte die Hand hoch. »Sehen Sie nur.« Dank Cthulhu
und seinem handlichen Lötkolben fangen die Fingerkuppen an zu leuchten. Ein
unheimliches Glimmen umgibt sie.
    Scary Spice blickt verwirrt drein. »Wo sind Sie? Was
ist passiert?« Seine Augen suchen verzweifelt den Raum ab und instinktiv hebt
er seine Waffe.
    »Waffe runter!«, fährt Howe ihn an und zwinkert vage
in meine Richtung.
    »Strecken Sie Ihre linke Hand aus, Scary«, bitte ich
ihn.
    »Okay.« Er schließt die Augen, und ich reiche ihm die
Ruhmeshand. »Was zum Teufel soll das?«
    Ich schaue blinzelnd auf die Stelle, an der er eben
noch stand, und versuche, meine Augen auf ihn zu richten. Aber er ist nicht
mehr zu sehen. »Sie halten eine Ruhmeshand in Ihrer Linken. Solange man sie
festhält, ist man unsichtbar. Das funktioniert auch mit den Dämonen da draußen.
Sonst hätte ich es nicht bis hierher geschafft.«
    »Und wie lange hält das?«
    »Woher soll ich das wissen?«, erwidere ich. Ich werfe
Howe einen kurzen Blick zu.
    »Leg sie jetzt wieder beiseite«, befiehlt er. Eine
Hand erscheint auf dem Tisch und auf einmal kann ich auch wieder Scary erkennen.
Howe erwidert meinen Blick. »Ein verdammtes Wunder«, sagt er mürrisch. »Schade,
dass wir die nicht schon vor einigen Jahren in Aserbaidschan hatten.« Er
betätigt einen Schalter auf seiner Brustkonsole. »Howe an alle. Wir haben
unsere Fahrkarte nach Hause. Alpha, Bravo, Charlie – alle auf der Stelle ins
Erdgeschoss. Captain, das werden Sie auch sehen wollen.«
     
    Ich fühle mich beinahe so, als würde ich wieder die
Schulbank drücken und müsste eine verdammte Prüfung nach der anderen ablegen – wohl
wissend, dass eine falsche Antwort den Rest meines Lebens verderben könnte. Bei dieser Prüfung geht es allerdings um ein bisschen mehr. Wenn ich sie
verhaue, dann bleiben mir nur noch einige Tausendstel Sekunden Zeit, um mich
aus dem Staub zu machen …
    Ich kauere gemeinsam mit Alan im Keller, vor uns ein
Objekt, das einem stählernen Mülleimer auf einer Handkarre ähnelt. Das würde es
zumindest, wenn stählerne Mülleimer grün wären und eine Aufschrift hätten mit
den Worten »DIESE SEITE NACH      OBEN« und »NICHT FALLEN LASSEN«. Ich gebe zu,
dass ich sogar in der Kälte der Festung schwitze wie ein Schwein. Denn wir sind
inzwischen seit etwa einer Viertelstunde hier und falls etwas schiefgeht,
bleibt uns nicht einmal mehr genügend Zeit, um das Tor zu erreichen.
    »Machen Sie eine kurze Pause«, schlägt Alan vor. »Sie
machen das sehr gut, Bob. Ganz ehrlich. Sie machen das sogar verdammt gut.«
    »Ich wette, so bauen Sie alle Ihre Jungs auf«, murmele
ich und blättere in der schlechten Fotokopie der Zündungsanleitung. Die wenigen
Seiten, die mit der Bombe geliefert werden, stecken in einer blauen Mappe. Sie
erinnert mich an ein Schulheft, das allerdings als »STRENG GEHEIM« eingestuft
ist.
    »Nein, ich meine das ganz ehrlich.« Alan lehnt sich
mit dem Rücken an die Wand. »Die anderen sind alle schon drüben, Bob. Sie haben
es geschafft. Alle außer uns. Vielleicht halten Sie das für nicht weiter
erwähnenswert, aber meine Jungs schon. Sie werden sich für den Rest ihres
Lebens daran erinnern. Selbst wenn wir beide es nicht schaffen sollten, werden
sie Ihnen in Gedanken wohl sehr lange Zeit immer wieder zuprosten.«
    »Das ist ja wirklich beruhigend.« Ich blättere weiter.
Bisher war mir nicht klar, dass Wasserstoffbomben mit einem Handbuch und
entsprechenden anschaulichen Diagrammen geliefert werden. »Der Pickel geht doch
in diese Richtung, oder?«, frage ich und zeige zuerst auf das Diagramm und dann
auf einen Punkt etwa fünf Zentimeter über dem Mülleimerboden.
    »Nein.« Alan nimmt meine Hand und führt sie in
Richtung Deckel. »Das ist falsch herum.«
    »Na, das ist ja gut zu wissen«, sage ich leichthin.
    »Zumindest glaube ich, dass es falsch herum
ist.« Seine Stimme klingt etwas besorgt.
    »Ach …« Ich folge dem

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