Dämonentor
altes Leder anfühlen – so wie Brains in der Schale gekochte Rühreier.
Das erinnert mich an etwas! Auf einmal weiß ich genau, was ich zu tun habe.
»Ich glaube, ich weiß, wie ich Ihre Leute hier lebend rausbringe – ganz gleich,
ob sich dort draußen noch Wiedergänger tummeln oder nicht.« Die beiden Männer
starren mich an. »So wie ich hierher gekommen bin, ohne dass mich jemand
bemerkt hat. Und was die Bombe betrifft – wie wäre es, wenn ein kleiner Teil
der Implosionsladung zu früh hochgehen würde? Zum Beispiel nur an einem Ende?«
Alan schaut mich ungläubig an. »Und wie wollen Sie das
anstellen?«
»Wenn ich mich recht erinnere, bestehen moderne
Nuklearwaffen aus einem Plutoniumkern, der von speziell geformten Zündern
ummantelt ist. Wenn die hochgehen, dann muss das in genauen zeitlichen Abständen
passieren, denn sonst implodiert der Kern nicht richtig und erreicht somit
nicht die kritische Masse. Und ohne kritische Masse gibt es keinen Knall, nicht
wahr?« Aufgeregt laufe ich hin und her. »Da draußen vor der Luftschleuse
befinden sich noch einige Sachen, die ich brauche – ein Sack voll abgetrennter
Hände und Arme und eine Basilisken-Waffe. Den Rest habe ich bei mir. Wie viele
von uns sind noch oben, die hier rausmüssen? Im Sack liegen wahrscheinlich
genügend Hände, um jedem eine Ruhmeshand zu bauen. Damit können Sie ungesehen
an den Dämonen vorbeikommen. Aber jemand muss sich bereit erklären, meine
Sachen zu holen. Und was die Bombe betrifft …«
Während ich noch über die Bombe nachdenke, tritt
Sergeant Howe wortlos in die Luftschleuse, schließt die Tür hinter sich und ich
höre, wie die Luft drinnen entweicht … Die Bombe ist also manipulationssicher.
Ich muss demnach eine Möglichkeit finden, wie ich durch das Gehäuse, an den
Drähten und Styropor-Abstandshaltern vorbei, um den Plutoniumstab herum, vorbei
an den Lithiumhydrid-Kapseln, die in angereicherten Uraniumhüllen stecken, und
durch das Stahlgehäuse zur Nuklearwaffenzündung gelange –
Alan steht vor mir und beugt sich so weit über mich,
dass er mir fast ins Gesicht atmet. »Bob.«
»Ja?« Die Basilisken-Waffe ist die Lösung … Glaube
ich …
»Ruhmeshand. Was muss ich darüber wissen?«
»Eine Ruhmeshand wird aus der abgetrennten Hand und
dem Handgelenk eines zu unrecht hingerichteten Menschen hergestellt. Ein recht
simpler Schaltkreis zwischen Elle und Speiche lässt die Fingerkuppen leuchten,
sodass eine beschränkter Zauber entsteht, der den Träger im Grunde unsichtbar
werden lässt. Es gibt Variationen wie zum Beispiel den Inversionslaser. Ein
phasenkonjugierter Spiegel an der Basis hat den Effekt, dass alles, worauf die
Hand gerichtet wird, einen unangenehmen Schock erleidet und sich nicht wieder
davon erholt. Aber ursprünglich geht es bei der Ruhmeshand um eine Störung des Beobachter-Subjekt-Verhältnisses.
Das behauptet zumindest Eugene Wigner. Wie viele Leute sind nun eigentlich noch
hier?«
Die Luftschleuse dreht sich wieder. Alan kniet sich
rasch auf den Boden, die Waffe auf die Tür gerichtet. Er deutet mir ungeduldig
an, aus dem Zielfeld zu rücken.
Es ist Howe und zwar ohne leuchtende Würmer hinter seinen
Augen. Er schleppt meinen Sack und die Basilisken-Waffe herein.
»Ohne Sie sind es sieben. Aber Sie wollten doch noch
etwas sagen, oder?«, meint Alan.
»Geben Sie mir den Sack.« Ich nehme ihn Howe ab. Es
ist so einfach wie Kartoffeln schälen, rede ich mir ein. So einfach wie
Kartoffeln schälen. »Hat jemand ein Panzerband dabei? Und einen Stift?
Super. Und jetzt lassen Sie mich bitte in Ruhe, sodass ich mich konzentrieren
kann.«
Alan verlässt wortlos den Raum. Also, was ich mache,
ist genauso wie Kartoffeln schälen, wenn es auch seltsame Kartoffeln sein
mögen, in einer Erde des Schreckens gewachsen und mit Blut begossen. Die vielen
Märchen, die sich um die Ruhmeshand ranken, sind genau das – Märchen. Man
braucht keine Kerze, die aus menschlichem Fett oder Pferdekot gewonnen wurde.
Auch der Docht muss nicht aus den Haaren eines gehängten Mannes sein, noch sind
die Finger des Fötus einer erhängten Schwangeren notwendig. Man braucht ganz
einfach einige Hände, etwas Draht oder Lötzinn, einen Stift, einen digital-analogen
Umwandler, einige Programme, die sich auf meinem Palmtop befinden, und vor
allem starke Nerven. Die habe ich zwar momentan nicht, aber deshalb rede ich
mir ja ein, Kartoffeln zu schälen. Ich muss einfach ein paar Drähte
hineinstecken, bis sie die
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