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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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Harriet, und mir wird sofort klar, dass etwas nicht stimmen kann. Denn
Bridget, mit ihrer typischen undurchdringlichen Manager-Maske, lauert hinter
ihr. Sie hält ein Bündel blauer Mappen in der Hand. »Wo hast du dich versteckt?
Wir suchen dich schon seit Tagen!«
    »Ich weiß nicht, ob ihr die Befugnis habt, mich zu
verhören«, antworte ich gelangweilt. Ich glaube, ich weiß, was auf mich
zukommt.
    »Wäre es zu viel verlangt, Sie zu bitten, uns zu
folgen?«, fragt Bridget mit honigsüßer Stimme. »Es gibt einiges zu besprechen.«
    Harriet verlässt rückwärts mein vollgestelltes Büro,
während ich mich aufraffe und mich von den beiden Frauen den Korridor entlang
und die Treppe hinauf in ein leeres Konferenzzimmer voller Staub und toter
Fliegen geleiten lasse. Der einladende Eindruck wird noch durch ein
geschlossenes Rollo verstärkt. »Bitte setzen Sie sich.« Es gibt vier Stühle und
einen Tisch. Als ich mich umschaue, um zu sehen, wer uns sonst noch mit seiner
Anwesenheit beglückt, bemerke ich Eric, der hinter Bridget und Harriet ins Zimmer
tritt. Er ist der uralte Sicherheitsbeauftragte der Wäscherei, ein früherer
Luftwaffenunteroffizier, der mich irgendwie an eine Dörrpflaume erinnert. Bei
uns besteht seine Aufgabe darin, Türen abzuschließen, Akten zu konfiszieren und
sich ganz allgemein unbeliebt zu machen.
    »Was soll das hier?«, frage ich und lege die Hände
flach auf den Tisch.
    »Es geht um mehrere Dinge«, beginnt Harriet. »Deine
Controllerin und ich machen uns schon seit einigen Monaten Sorgen um deine
Pünktlichkeit beziehungsweise den akuten Mangel an Pünktlichkeit.« Sie knallt
mir einen der blauen Aktenordner vor die Nase. »Wir haben festgestellt, dass du
äußerst selten vor zehn Uhr in der Abteilung auftauchst. Zudem entspricht deine
Einhaltung der Kernstunden nicht dem Standard, den man von einem Mitarbeiter
der Wäscherei erwarten darf.«
    Nun ist Bridget an der Reihe, mir den Kopf zu waschen.
»Wir wissen natürlich, dass Sie sich gelegentlich dazu gezwungen sehen,
Überstunden zu machen, um zum Beispiel ein Problem mit einem Server zu beheben.
Aber ohne das Formular R-70, in dem solche Stunden jedesmal vermerkt werden
müssen, ist es uns unmöglich festzustellen, ob solche Überstunden tatsächlich
abgeleistet wurden. Sie können also nicht erwarten, dass wir Ihnen Ihre
Versäumnisse weiterhin nachsehen. Unseren Berichten zufolge feiern Sie
durchschnittlich zwei Tage im Monat an   Überstunden ab. Dies könnte uns, Ihre
Vorgesetzten, in große Schwierigkeiten bringen, wenn die Buchhaltung sich dafür
interessieren sollte.«
    Harriet räuspert sich. »Um es kurz zu machen, wir
können dir nicht länger den Rücken freihalten.«
    Bridget schüttelt den Kopf. »Auch Ihre letzte Eskapade
ist schlichtweg nicht akzeptabel. Sich fünf Tage lang überhaupt nicht blicken
zu lassen, ohne Urlaub beantragt zu haben oder ein Attest von einem Arzt oder
Krankenhaus zu schicken. Diese Art von Benehmen ist nicht nur höchst unsozial –
denken Sie doch nur einmal an die zusätzliche Arbeit, die auf Grund Ihres
Verhaltens andere für Sie erledigen mussten! Nein, sie bedeutet auch einen
groben Verstoß gegen die Vorschriften dieses Hauses.« Den letzten Satz spricht
sie mit einer Abscheu aus, die man gewöhnlich in der Boulevardpresse findet,
wenn es um Minister geht, die mit heruntergelassener Hose in einem öffentlichen
Park erwischt wurden. »Ein solches Verhalten können wir einfach nicht länger
tolerieren.«
    Harriet nickt. »Und dann ist da noch diese Sache, die
Eric in deinem Posteingang gefunden hat.«
    Inzwischen tut mir schon der Nacken weh, denn ich
versuche, alle drei im Blick zu behalten. Was zum Teufel geht hier eigentlich
vor? Harriet und Bridget kennt man ja mittlerweile. Diese Art Überfälle wegen
angeblicher Verstöße gegen die Vorschriften muss zu ihren beruflichen
Höhepunkten gehören, auch wenn ich höllisch aufpassen werde, dass sie mir nicht
mit einem Eintrag in meine Personalakte meine Laufbahn ruinieren. Aber Eric ist
der Sicherheitsbeamte dieser Abteilung. Was soll der hier?
    »Das war dumm von Ihnen, junger Mann. Sehr dumm«,
tadelt er mich mit zittriger Stimme. Nun kann Bridget sich kaum noch
beherrschen. Ein triumphierendes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus,
während sie den Ausdruck einer E-Mail vor mich auf den Tisch legt. »Betrifft:
Überlegungen hinsichtlich eines Beweises für die Polynom-Ganzheit bei
Hamiltonischen Netzwerken.« Einen Augenblick

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