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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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klarmachen sollen, jetzt besser zur
Abwechslung einmal meinen Mund zu halten.
    »Er ist absolut unberechenbar«, fährt Bridget mit
einer Selbstherrlichkeit fort, die an Margaret Thatcher erinnert. »Er ist eine
Plage und schafft es noch nicht einmal, einen Stundenzettel auszufüllen.«
    »Miss Brody.« Angleton lehnt sich zurück und blickt
Bridget über seinen gewaltigen Schreibtisch hinweg an. Seltsam, warum ist er
wohl so entspannt?
    Er hält etwas hoch. »Es scheint ganz so, als hätten
Sie eine Kleinigkeit übersehen.« Der Gegenstand in seiner Hand ist klein und
walnussfarben mit einem Büschel Haare darin. Bridget holt hörbar Luft. »Howard
arbeitet jetzt für mich. Es mag sein, dass sein Gehalt aus Ihrem Budget kommt,
aber er arbeitet für mich. Von nun an werden Sie Ihren beruflichen
Kontakt zu Mr. Howard darauf beschränken, sicherzustellen, dass er seinen
Gehaltsscheck pünktlich zum Monatsende erhält und sein Büro nicht aus Versehen
jemand anderem zugeteilt wird. Schließlich möchten Sie sicher nicht das
Schicksal Ihres illustren Vorgängers teilen.« Er spielt scheinbar
gedankenverloren mit dem Gegenstand in seiner Hand.
    Bridgets Augen sind starr darauf gerichtet. Sie
schluckt. »Das würden Sie nicht wagen.«
    »Meine Liebe, ich kann Ihnen versichern, dass ich auch
als Scharfrichter keinen Unterschied mache zwischen den Geschlechtern. Eric!«
Der alte Sicherheitsbeamte tritt eilfertig einen Schritt vor. »Bitte zeigen Sie
Miss Brody die Tür, ehe sie mich dazu bringt, etwas zu sagen, das ich später
vielleicht bereuen würde.«
    »Sie Schwein«, knurrt Bridget, als Eric eine Hand auf
ihre Schulter legt und sie aus dem Büro drängt. »Bilden Sie sich bloß nichts
ein. Nur weil Sie glauben, außerhalb der offiziellen Kanäle operieren zu können
und in direktem Kontakt mit dem Direktor stehen –«
    Die Tür schließt sich hinter ihr. Angleton legt den
Schrumpfkopf auf das Löschpapier vor ihm. »Glauben Sie, dass ich bluffe,
Robert?«, fragt er mich mit täuschend milder Stimme.
    Ich schlucke. »Sie, Sir? Niemals.«
    »Gut.« Er lächelt den Schrumpfkopf an. »Das ist etwas,
was diese Sesselfurzer wohl nie begreifen werden: kein Drohen und kein Bluffen.
Stimmt doch, Wallace, oder?«
    Der Schrumpfkopf scheint zu nicken, oder vielleicht
bilde ich mir das auch nur ein. Ich hole tief Luft. »Ich wollte Sie eigentlich
sowieso sprechen. Es betrifft Alan.«
    Angleton nickt. »Er hat fünfhundert Rem abgekommen.
Vor zehn Jahren wäre das wahrscheinlich tödlich gewesen.«
    »Hat schon jemand seine Frau informiert?«
    Andy hustet. »Ich werde nachher zu ihr fahren.« Meine
Miene muss wohl meine Skepsis verraten, denn er fügt hinzu: »Was meinst du
wohl, wer ihr Trauzeuge war?«
    »Oh. Okay.« Ich spüre, wie ich mich entspanne.
Anscheinend hat mir ein wahrer Felsen auf der Seele gelegen. »Nun, dann ist das
Wichtigste ja geklärt.«
    »Nicht ganz.«
    Ich wende mich wieder Angleton zu. »Was gibt es denn
noch?«
    »Schlechte Arbeitszeiterfassung.« Nachdenklich sieht
er mich an. »Sie sind also vom Flughafen direkt zu Alan gefahren, bevor Sie zur
Arbeit kamen. Ich würde sagen, Sie haben Ihr Pensum für heute erfüllt, Howard.
Fahren Sie lieber nach Hause, ehe es zu spät ist.«
    »Nach Hause?« Dann fällt es mir wie Schuppen von den
Augen. »Wie lange ist sie schon zurück?«
    »Seit zwei Tagen.« In seinem Gesicht zuckt es
verräterisch. »Sie können nur hoffen, dass sie nicht wütend auf Sie ist.«
     
    Als ich den Schlüssel in die Haustür stecke, um
aufzusperren, schaue ich nachdenklich zum Dach hinauf. Dieser Anblick ist mir
vertraut, aber auf einmal auch seltsam fremd. Ich war nur eine Woche weg, überlege
ich. Was kann sich schon groß verändert haben?
    Der Flur ist voller kleiner Panzerspuren. Sie sind
ungefähr zwanzig Zentimeter breit und aus getrocknetem Schlamm, und sie führen
an dem großen viktorianischen Garderobenständer und der Wohnzimmertür vorbei in
die Küche. Ich stolpere zwischen ihnen hindurch, schließe die Tür hinter mir
und stelle meine Tasche auf einer der wenigen Stellen ab, die nicht schmutzig
sind. Dann gehe ich vorsichtig zum Garderobenständer und entledige mich meiner
Jacke.
    Auf dem Küchentisch begrüßt mich ein auseinandergenommener
Motorblock. Wer auch immer ihn dahin gestellt haben mag, war zumindest
umsichtig genug, einige alte Ausgaben des Independent darunterzulegen.
Unter den zahlreichen Ölflecken auf den Zeitungen springt mir eine Überschrift
sofort

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