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Dämonentor

Dämonentor

Titel: Dämonentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Stross
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sie
gekidnappt wird. Punkt zwei: Die Kerle sind weder von den amerikanischen
Sicherheitsbehörden noch gehören sie zur Wäscherei. In diesem Fall bedeutet
das, schuldig, bis ihre Unschuld bewiesen ist. Punkt drei: Es sind mindestens
vier – zwei auf dem Motorrad und zwei oder mehr, die währenddessen auf Mo
aufpassen. Ich bin kein Ein-Mann-SEK-Team und habe keinerlei Ausbildung, was
Geiselnahmen betrifft. Was ich jetzt brauche, ist ein Sondereinsatzkommando,
aber leider habe ich keines in petto.
    Natürlich gibt es noch etwas sehr Kluges, was ich
machen könnte, auch wenn es mir zu Hause nichts als Schelte einbringen wird.
Ich schalte mein Handy wieder ein, drücke mich durch und wähle die Nummer des
letzten Anrufers. Das war bekanntlich Mo, und wenn die Amerikaner ihre Leitung
nicht angezapft haben, dann fresse ich meinen Hut. Es klingelt drei Mal, ehe
abgehoben wird. Ich lausche angestrengt, höre aber keinen Ton.
    »Wer ist da?«, bellt mich schließlich eine männliche
Stimme an.
    Ich halte das Handy ganz nah an meinen Mund. »Ihr
sucht Mo«, sage ich.
    »Wer spricht da?«, fragt er.
    »Ein Freund. Hören Sie zu. Orten Sie den Anruf und
kommen Sie hierher. Sie werden ein Haus finden, wo mindestens vier Kerle
herumlungern, die etwas im Schilde führen. Sie haben Mo gekidnappt und sind im
Begriff, einen Dho-Nah-Kreis zu errichten und zwar mindestens Level vier. Es
wäre also sicher nicht schlecht, ein paar Defensivmaßnahmen zu ergreifen –«
    »Rühren Sie sich nicht von der Stelle«, sagt die
Stimme am anderen Ende der Leitung. Ich lege das Handy also behutsam auf den
Boden und schleiche vorsichtig um das Haus. Kaum habe ich mich dort
niedergekauert, wird die Vordertür aufgerissen. Eine Stimme ertönt: »Bist du
das, Achmet?«
    Keine Antwort. Ich atme kaum mehr, und mein Herz
schlägt so laut, dass man es mit dem Big Ben verwechseln könnte … Schritte auf
dem Kies. »Das amerikanische Miststück ist versorgt.« Vorsichtig schleiche ich
mich zu dem am nächsten gelegenen Gebüsch. Die Männer treten aus dem Schatten,
aber die Schritte halten inne. »Ich bleibe noch ein bisschen hier draußen.
Zigarette.«
    Der Schweinehund macht eine Zigarettenpause! Ich schaue zum Himmel, der so dunkel wie das Herz
eines Marketing-Managers ist und voll kalter ferner Sterne. Wie soll ich
bloß an ihm vorbeikommen? Meine Hand umklammert das Affenhändchen in meiner
Tasche. Vorsichtig hole ich es heraus und richte es auf den Boden. Ich mache
die rot glimmende Zigarette in der Nähe der Tür aus. Das Brummen eines Motorrads
nähert sich langsam, entfernt sich dann aber die Hügelkette über uns hinauf.
Sonst ist die Nacht still. Zu still, wie mir nach einer Weile klar wird.
Schließlich ist die Straße nicht weit – aber wo ist der Verkehr? Behutsam
schleiche ich rückwärts immer tiefer ins Gebüsch hinein und versuche mich so zu
verdrücken. In diesem Moment versinkt die Welt um mich herum in Dunkelheit.
     

 
     
     
     
    4
    Die Wahrheit ist hier drin
     
    »Sie wissen also nicht, was als Nächstes geschah?«
    »Nein, das versuche ich Ihnen doch schon seit über
einer Stunde klarzumachen.« Es ist sinnlos, die Geduld zu verlieren,
schließlich macht das Anzuggeschwader mir gegenüber nur seine Arbeit. Ich
widerstehe der Versuchung, mich am Kopf zu kratzen, an dem Verband auf der
Wunde hinter meinem rechten Ohr. »Das Einzige, woran ich mich erinnern kann,
ist, wie ich am nächsten Tag im Krankenhaus aufgewacht bin.«
    »Papperlapapp.« Ungläubig
zwinkere ich mit den Augen. Hat da wirklich gerade jemand Papperlapapp gesagt?
Tatsächlich, der Typ, der so aussieht, als hätte ihn die Katze des Totengräbers
irgendwo ausgegraben und ins Haus gebracht. Derek oder so. Er erwidert mein
Zwinkern aus wässrigen Augen. »Laut Ihrem medizinischen Befund, Seite 4, Absatz
6 –«
    Ich warte, während alle brav ihre Papiere
durchblättern. Niemand hat es für nötig gehalten, mir    ebenfalls eine Kopie
zukommen zu lassen. »Prellung und Haarriss der rechten okzipitalen Hemisphäre,
leichter Bluterguss und Abschürfungen, die auf ein schweres Objekt hinweisen.«
Ich drehe den Kopf, um ihnen den Verband zu zeigen. Dabei zucke ich heftig
zusammen, weil meine Halswirbel noch immer wehtun, obwohl schon fast eine Woche
vergangen ist. Eines wird einem in diesen verdammten Detektivgeschichten ja
immer verschwiegen: wie verflucht weh es tut, wenn man einen mit dem Totschläger
übergezogen bekommt. Stimmt gar nicht, kein Totschläger,

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